Heidenheimer Neue Presse

Endzeit auf der Ostalb

Kultur Eine Gruppe von Heidenheim­ern hat einen Fanfilm in Anlehnung an die postapokal­yptische „Mad Max“-filmreihe gedreht. Entstanden ist das Projekt in erster Linie im Kreis Heidenheim.

- Von Maximilian Haller

Benzin bedeutet Überleben. Benzin ist das einzige, das noch Sinn ergibt. Die Wüstenwelt der „Mad Max“-filmreihe, sie ist eine grausame. Eine postapokal­yptische Staubödnis, in der das Gesetz des Stärkeren gilt. Normalerwe­ise dient das australisc­he Outback als Kulisse für George Millers Action-endzeit-franchise. Dieser Tage treibt sich der Titelchara­kter Max Rockatansk­y jedoch primär in Heidenheim herum: Eine Gruppe von Filmemache­rn und Fans, die ihre Wurzeln in der Region haben, hat einen „Mad Max“fanfilm gedreht. „Hope and Glory“entstand in erster Linie im Kreis Heidenheim – und verspricht, ein Spektakel zu werden.

Martialisc­hes Vehikel

Angestoßen haben das Projekt der Heidenheim­er Adrian Martin sowie Erik van Schoor, seines Zeichens gebürtiger Heidenheim­er und seit einigen Jahren wohnhaft in Berlin. Als Mitglied der Filmgruppe „Paralight Worx“hat Martin bereits so einiges an Filmerfahr­ung gesammelt. Eine „Mad Max“-hommage sei stets einer seiner größten Träume gewesen. „Um Leute zu finden, die ein Projekt dieser Größe gemeinsam mit mir realisiere­n, brauchte ich allerdings etwas, das die Leute motiviert“, erzählt Martin.

Diese Motivation kam in Gestalt des „Intercepto­rs“, einem 50 Jahre alten Jaguar, den Adrian Martin in ein so genretreue­s wie martialisc­hes Vehikel umgebaut hat. Per Zufall bekam Erik van Schoor den „Intercepto­r“zu Gesicht und erfuhr von Martins Filmplänen. Schnell fand die Zusammenar­beit der beiden ihren Anfang und van Schoor schrieb und illustrier­te das zugehörige Drehbuch samt Storyboard.

„Das Auto und das Drehbuch waren beides Dinge, die die Menschen sehen und anfassen konnten. Wir wollten ihnen vermitteln, dass wir einen Plan und eine klare Ziellinie haben“, so van Schoor. Die mussten sie auch haben. Denn das Team war durch die gesamte Produktion­sphase hinweg auf ehrenamtli­che Helferinne­n und Helfer angewiesen. Gagen konnten keine ausbezahlt werden. „Und trotzdem haben wir es geschafft, insgesamt rund 275 Menschen zu mobilisier­en“, freut sich Erik van Schoor. „Das war ein bisschen wie bei einem Schneeball, der einen Hügel herunterru­tscht. Wenn jemand sieht, wie viel Herzblut da reingestec­kt wird, wächst das Team immer weiter.“

Explosion in Burgberg

Vier Jahre dauerte die Produktion von „Hope and Glory“an. Von den insgesamt sechs Drehblöcke­n fand die Hälfte in der Region Heidenheim statt. Eine spektakulä­re Explosions­szene wurde etwa im Burgberger Kalksteinw­erk gedreht, in der Heidenheim­er Weststadt filmte das Team einen Kampf zwischen Max Rockatansk­y und plündernde­n Marodeuren.

Warum gerade Heidenheim? Zum einen konnten die beiden Regisseure Adrian Martin und Erik van Schoor dort von ihrer Ortskenntn­is und ihrem Netzwerk profitiere­n. Zum anderen wollten sie zeigen, dass Heidenheim durchaus als Filmlandsc­haft herhalten kann. Da die raue Ostalb nun trotzdem wenig Ähnlichkei­ten mit Australien hat, haben die Regisseure die meisten Szenen in Höhlen spielen lassen. Ganz ohne Sand konnte die Produktion dann aber doch nicht auskommen – ein Teil des Films wurde in Spanien gedreht. Auch Dänemark und ein Flugzeugha­ngar in Thüringen dienten als Kulisse.

Nach Exzellenz streben

„Als wir am Anfang des Drehs standen, hätte ich nicht gedacht, dass wir irgendwann in die Wüste gehen“, erinnert sich van

Schoor. Und doch sei ihnen schnell klargeword­en: Um ihrer Vision von „Hope and Glory“gerecht zu werden, musste das Team immer wieder seine eigenen Grenzen überschrei­ten. „Unser Motto war im Grunde: Wenn schon, denn schon. Abkürzunge­n gingen nicht, wir haben immer nach Exzellenz gestrebt.“

Dieser Anspruch lässt sich bereits aus dem kürzlich veröffentl­ichten Filmtraile­r herauslese­n. Mit extrem viel Liebe zum Detail,

technische­r Expertise und Herzblut will sich „Hope and Glory“von vielen gängigen Fanfilmen abheben. Rund 70.000 Euro hat das Projekt am Ende gekostet. Die beiden Regisseure sowie Produzent Johannes Pfau haben jeweils einen fünfstelli­gen Betrag dazu beigesteue­rt. Der Rest wurde durch Freunde, Familie sowie durch Spenden von Fans zusammenge­kratzt.

Unzählige Stunden Arbeit sind in den Film geflossen, für praktisch alle Beteiligte­n fand die Arbeit um ihre jeweiligen Vollzeitjo­bs herum statt. Dabei musste sich das Team unter anderem in Geduld üben. „Wir wussten, dass wir es nicht schnell, gut und billig gleichzeit­ig bekommen konnten“, erklärt Erik van Schoor. Bei dem Wunsch nach hoher Qualität und ohne Gage musste sich die Produktion zumeist nach der Verfügbark­eit der Beteiligte­n richten.

„Mad Max“-prequel kommt bald

Einen gewissen Zeitdruck verspürte das Team allerdings dann doch. Ende Mai erscheint mit „Furiosa“der nächste offizielle Film der „Mad Max“-reihe. Dessen Welle will „Hope and Glory“nutzen. „Und natürlich erhoffen Adrian, Johannes und ich uns, dass wir unseren Film gewisserma­ßen als Türöffner in der Branche nutzen können“, berichtet van Schoor. Er selbst habe einige Drehbücher in der Schublade, die nur darauf warten, verfilmt zu werden. Als nächstes wolle van Schoor gerne einen Horrorfilm umsetzen. „Unser Film hat bereits ein paar Wellen geschlagen“, erzählt Adrian Martin. Auch bei ihm seien diverse Projekte in Planung, unter anderem mit „Paralight Worx“.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Der „Mad Max“-fanfilm „Hope and Glory“wurde zum Großteil in und um Heidenheim herum gedreht.
Foto: Rudi Penk Der „Mad Max“-fanfilm „Hope and Glory“wurde zum Großteil in und um Heidenheim herum gedreht.
 ?? Foto: Brightston­e Pictures ?? Erik van Schoor (links) und Adrian Martin(rechts), die beiden Regisseure von „Hope and Glory“.
Foto: Brightston­e Pictures Erik van Schoor (links) und Adrian Martin(rechts), die beiden Regisseure von „Hope and Glory“.

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