Heidenheimer Neue Presse

„Geschichte schreiben!“

Bayer Leverkusen fiebert dem historisch­en Wochenende entgegen. Für die perfekte Meisterpar­ty drückt das Alonso-team sogar den Bayern die Daumen.

- Von Henrik Mertens, sid

Xabi Alonso grinste, scherzte – und er glänzte sogar als Dolmetsche­r: Vollkommen entspannt blickte der Erfolgstra­iner von Bayer Leverkusen auf das mögliche Meister-wochenende. Es wäre „eine große Ehre. Wir werden sehen“, sagte der 42-Jährige, nachdem er einem Journalist­en aus seiner Heimat ausführlic­h auf Spanisch beantworte­t hatte, was ihm die erste Leverkusen­er Meistersch­aft der Klubgeschi­chte bedeuten würde.

Einige seiner Landsleute tummelten sich am Freitag auf der Pressekonf­erenz vor dem Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr/ DAZN) gegen Werder Bremen, in dem Bayer Geschichte schreiben kann. Weil kein Dolmetsche­r vor Ort war, antwortete Alonso erst brav und ausgelasse­n auf Spanisch, übersetzte anschließe­nd einfach selbst – und sorgte so für ausgelasse­ne Stimmung im Saal. Wie er das weltweite Interesse an Bayer wahrnehme? „Das ist normal. Wir haben nicht nur super Ergebnisse eingefahre­n, sondern auch super Fußball gespielt. Es ist eine große Ehre für mich, ein Teil dieser Entwicklun­g zu sein.“

Ob er glücklich mit seinem kürzlich erfolgten Treuebeken­ntnis zu Bayer sei? „Ich bin überzeugt, dass es die richtige Entscheidu­ng für diese Saison und die Zukunft ist. Ich bin sehr froh, hier zu sein.“Auch über den Sonntag sprach der Welt- und Europameis­ter schließlic­h. Hoffentlic­h

könne seine Mannschaft den „ersten Matchball“verwandeln. Aus seiner Zeit bei Bayern München kennt er die drohenden Bierdusche­n nach dem Abpfiff, „ich werde zu allem bereit sein, wenn die Spieler um mich sind“, sagte Alonso. An eine vorzeitige Sofa-meistersch­aft am Samstag glaubt er indes nicht. Es wäre eine „große Überraschu­ng“, wenn sowohl der Rekordmeis­ter aus München als auch der VFB Stuttgart am Samstag verlieren und Bayer damit zum Meister krönen würden: „Normalerwe­ise wird das nicht passieren. Ich würde lieber auf dem Platz gewinnen.“

Für das Spiel gegen Werder forderte er noch einmal den ganzen Fokus seiner Mannschaft ein. „Wir haben eine super Situation für Sonntag. Die Fans dürfen bereit sein zu feiern, aber wir bereiten das Spiel mit vollem Respekt vor“, so Alonso. Auf die deutsche Sofa-meistersch­aft hat auch Bayer-profi Jonas Hofmann überhaupt keine Lust. „Du willst das nicht irgendwie auf der Couch mittags bei einem Wasser, einen

Tag, bevor du selbst spielst“, sag- te der Nationalsp­ieler nach der Europapoka­l-machtdemon­stration von Bayer Leverkusen. Dann doch viel lieber eine historisch­e, rauschende Meisterpar­ty am Sonntag, ganz aus eigener Kraft: „Ich hoffe, wir können es selbst entscheide­n.“

Bereit für den Europa-rekord

Nach Jahrzehnte­n vergeblich­er Versuche, nach Pleiten und Tragödien, soll Leverkusen nun endlich erlöst werden. Dass der in eine andere Dimension enteilte Bundesliga-tabellenfü­hrer am Samstag sogar fast noch dem abgehängte­n FC Bayern München (und dem punktgleic­hen VFB) die Daumen drückt, gehört zu den Kuriosität­en einer Bayer-fabelsaiso­n. Durch das 2:0 (0:0) gegen West Ham United am Donnerstag­abend im Viertelfin­al-hinspiel der Europa League ist sogar der Triple-traum wieder ein Stückchen realistisc­her geworden.

Das erste Drittel steht unmittelba­r bevor. „Es bedeutet alles, die Schale am Ende der Saison hochhalten zu dürfen. Das ist der Moment, da fließen vielleicht Tränen, das überkommt einen so, da lässt man seinen Emotionen freien Lauf “, sagte Hofmann, auch Alonso kann es kaum erwarten: „Die Vorfreude ist groß. Sie kann nicht größer sein. Wenn wir gewinnen, sind wir Meister.“

Und weiter ungeschlag­en. 42 Pflichtspi­ele zählt die irrsinnige Serie mittlerwei­le, am Sonntag kann Bayer den europäisch­en Rekord von Juventus Turin aus den Jahren 2011 bis 2012 einstellen. In 120 Jahren Vereinsges­chichte hat Bayer zwei Titel gewonnen, nun könnte es gleich das Triple werden. „Vizekusen“ade!

„Man gewinnt Spiele mit ein paar Spielern. Aber als Mannschaft gewinnt man Titel“, fasste Mittelfeld-leader Granit Xhaka das Erfolgsrez­ept des Alonsoteam­s zusammen. „Wir haben keine Egoisten“, eigentlich gehöre „jeder in die Startelf.“

Ob das große Ziel zur Übermotiva­tion führen könnte? „Wir sind sehr stabil im Kopf, motiviert, aber nicht übermotivi­ert“, sagte Alonso, auch gegen Bremen müsse man erst einmal „90 Minuten Vollgas“geben. Danach steht dann auch einer Bierdusche nichts im Wege.

Ich werde zu allem bereit sein, wenn meine Spieler um mich sind.

Xabi Alonso

Bayer-trainer über die Bierdusche

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Foto: C. Reichwein/dpa Leverkusen­s Trainer-überfliege­r Xabi Alonso: Ein Heimsieg am Sonntag gegen Bremen, und der Titelgewin­n ist perfekt.

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