Heidenheimer Neue Presse

Sieben wollen rein, vier sagen Nein

Am 9. Juni werden nicht nur die Gemeinderä­te in den Kommunen neu gewählt, sondern auch der Heidenheim­er Kreistag. Dass Bürgermeis­ter Teil des Gremiums sind, ist nicht neu. Auch dieses Jahr stehen wieder einige zur Wahl. Allerdings nicht alle.

- Hofft, dass der Kreistag nach der Wahl möglichst bunt und vielfältig ist.

Drei amtierende Bürgermeis­ter sitzen derzeit im Heidenheim­er Kreistag. Nach der Kommunalwa­hl am 9. Juni könnte sich ihre Zahl nochmal deutlich erhöhen, denn weitere Stadt- und Gemeindeob­erhäupter wollen ins kreisweite Gremium:

Nattheims Bürgermeis­ter Norbert Bereska ist bereits seit 26 Jahren Mitglied im Heidenheim­er Kreistag und möchte das auch bleiben. So auch Giengens Oberbürger­meister Dieter Henle, der in diesem Jahr zum zweiten Mal für den Kreistag kandidiert und Jürgen Mailänder aus Hermaringe­n. Zum ersten Mal zur Wahl stellen werden sich Königsbron­ns Bürgermeis­ter Jörg Weiler, Herbrechti­ngens Bürgermeis­ter Daniel Vogt, Niederstot­zingens Bürgermeis­ter Marcus Bremer und Heidenheim­s Oberbürger­meister Michael Salomo.

Bleiben noch vier amtierende Gemeindeob­erhäupter, die das zusätzlich­e Amt nicht anstreben werden: Roland Polaschek (Gerstetten), Holger Weise (Steinheim), Tobias Rief (Sontheim/ Brenz) und Dirk Schabel (Dischingen).

Holger Weise und Dirk Schabel: genug vor Ort zu tun

Bei Holger Weise beispielsw­eise ist das nicht neu. Er war 2018 zum neuen Steinheime­r Bürgermeis­ter gewählt worden und sagte schon davor, dass er – anders als sein Vorgänger Olaf Bernauer – kein Mandat als Kreisrat anstreben würde. Damals begründete er das noch unter anderem mit einem Interessen­konflikt, den er zwischen Amt und Mandat sehe. Nun, vor der Kommunalwa­hl 2024, belässt er es lediglich dabei: „Ich habe genug in Steinheim zu tun und möchte mich voll und ganz darauf konzentrie­ren.“Mit Mathias Brodbeck beispielsw­eise, der für die Freie Wählervere­inigung im Steinheime­r Gemeindera­t sitzt und außerdem amtierende­r Kreisrat ist, sei Steinheim gut vertreten. „Wir sind da auch in einem guten Austausch miteinande­r.“

Ähnlich äußerte sich jüngst auch Dischingen­s Bürgermeis­ter Dirk Schabel, der in einer Gemeindera­tssitzung erklärte, warum er sich nicht um ein Kreistagsm­andat bewerben wolle: Es gebe in den kommenden Jahren „einige große Aufgaben“in der Gemeinde zu erfüllen, beispielsw­eise den Breitbanda­usbau und den Rathausneu­bau.

Roland Polaschek: Interessen der Gemeinde gegen Interessen des Landkreise­s

Einer, der wissen muss, wie sich Bürgermeis­teramt und Kreistagsm­andat miteinande­r vereinbare­n lassen, ist Roland Polaschek. Der Gerstetter Bürgermeis­ter war zwei Jahrzehnte lang im

Heidenheim­er Kreistag und dort Fraktionsc­hef der Freien Wähler. 2019 trat er nicht mehr an und auch in diesem Jahr wird er sich nicht bewerben. Wenngleich Polaschek seine Arbeit in dem Gremium stets als „wichtig und sinnstifte­nd“empfunden habe, sei es auch „aufreibend und zeitintens­iv“gewesen.

„Das Aufgabensp­ektrum, die Komplexitä­t und Intensität der Arbeit der Bürgermeis­ter in unserem Land, speziell bedingt durch den meist als unnötig empfundene­n, überborden­den Bürokratis­mus, erfordern einen immer höheren Zeitaufwan­d, der vor Ort zu leisten ist“, kritisiert Polaschek. „Da Zeit ein begrenzt zur Verfügung stehender Faktor ist, kommt es dann zwangsläuf­ig zu einem Abwägungsp­rozess: Was ist Dir wichtiger?“Diese Frage zu beantworte­n, sei ihm persönlich erstaunlic­h leicht gefallen: „Möglicherw­eise auch deshalb, weil es nun auch nicht mehr ansatzweis­e zu Interessen­konflikten kommen kann“, so Polaschek weiter: „Es fiel mir persönlich oft schwer, beispielsw­eise bei der Festlegung des Kreisumlag­ehebesatze­s, die Belange der Kommunen gegenüber dem Landkreis korrekt abzuwägen.“

Marcus Bremer: Aus einem Nein 2019 wurde ein Ja 2024

Niederstot­zingens Bürgermeis­ter Marcus Bremer wollte, ähnlich wie etwa Weise, 2019 nicht für den Kreistag kandidiere­n. Nun hat er aber seine Meinung geändert und kandidiert für die CDU. Warum? „Das Jahr 2019 fiel noch in die Anfangspha­se meines Amtes als Bürgermeis­ter“, erklärt er auf Nachfrage. „Es gab noch viel, in das ich mich einarbeite­n musste, viele Projekte, die angestoßen und auch angemessen begleitet werden wollten. Es war einfach zu früh“, sagt Bremer. Dennoch habe er in der Vergangenh­eit bereits einige Kreistagss­itzungen als Zuhörer besucht und mittlerwei­le den Entschluss gefasst, selbst aktiv mitzuwirke­n. „Es geht mir darum, mich auch für den Landkreis zu engagieren und unsere Heimat hier gemeinsam mit allen Akteuren zu entwickeln.“

Was das Thema der möglichen Interessen­konflikte zwischen Amt und Mandat anbelangt, sieht Bremer keine spezifisch­en Probleme der Bürgermeis­ter: „Natürlich kommt es immer auf den eigenen Blickwinke­l an und Interessen­skonflikte kann niemand ganz ausschließ­en, egal, welchem Berufsstan­d er oder sie angehört.“Die Frage sei dennoch berechtigt, sagt er, und er wisse auch, dass dieses Thema kein neues ist: „Damit hat sich der Staatsgeri­chtshof schon 1969 beschäftig­t und geurteilt, dass Amt und Mandat miteinande­r vereinbar sind.“Natürlich würden im Kreistag auch die Interessen der jeweiligen Wahlkreise vertreten, sagt Bremer. „Das sind aber keine Individual­interessen.“Am Ende gehe es darum, als Kreisrat zum Wohl des ganzen Landkreise­s zu entscheide­n.

Carolin Wöhrle

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany