Heidenheimer Neue Presse

Unter Bäumen

Wenig Licht, viele fremde Wurzeln – Baumscheib­en bleiben oft kahl. Aber es gibt Pflanzen, die mit den widrigen Bedingunge­n klar kommen.

- Yasemin Gürtanyel

Wer Bäume im Garten hat, dem wird nicht entgangen sein, dass unter ihnen nicht viel wächst. Der Rasen zieht sich beleidigt zurück, Stauden kümmern. Im Grunde ist das kein Wunder: Baumscheib­en – so nennt man den Bereich unter einer Baumkrone – sind Extremstan­dorte für andere Pflanzen. „Eine attraktive Bepflanzun­g in diesem Lebensbere­ich stellt eine Herausford­erung dar“, betont der Bund deutscher Staudengär­tner.

Unmöglich ist Unterfange­n in den meisten Fällen aber nicht – allerdings muss man sich als Gärtner von dem Gedanken verabschie­den, das üppige blühende Wunschbeet unter den Baum anlegen zu können. Vielmehr muss man sich an die Gegebenhei­ten anpassen und sollte zunächst genau analysiere­n, mit welchen Widrigkeit­en die neuen Pflänzchen zu kämpfen haben werden.

In den meisten Fällen ist das: wenig Licht. Denn die Bäume haben den Vorteil, dass sie das Sonnenlich­t abfangen können, bevor es in untere Wuchsschic­hten durchdring­t. Je dichter die Baumkrone, desto schwerer haben es die Pflanzen unter ihr.

Um zu beurteilen, wie schwer, hilft oft ein Blick in die natürliche­n Standorte der Bäume: Buchenwäld­er etwa sind auffallend aufgeräumt, es bildet sich kaum Unterwuchs. Entspreche­nd problemati­sch wird es sein, die Baumscheib­e einer Buche zu bepflanzen – zumal ihr Laub nur langsam verrottet und den Bewuchs unter sich ersticken kann. Auch immergrüne Nadelbäume fangen oft sehr viel Licht ab. Andere Bäume haben lichte Kronen, hier hat man bei der Unterpflan­zung deutlich mehr Auswahl.

Der nächste entscheide­nde Faktor ist das Wurzelsyst­em der Bäume. Handelt es sich um Flachwurzl­er – wie etwa Fichte, Apfel oder Magnolie –, haben es andere Pflanzen ebenfalls schwer: Nicht nur, um das dicht unter der Erde liegende Wurzelsyst­em durchdring­en zu können, sondern auch weil die Bäume sehr viel Wasser und Nährstoffe aus dem oberen Erdreich absaugen. In jedem Fall sollte man sich hier auf vermehrtes Gießen einstellen, empfiehlt da Magazin „Mein schöner Garten“. Hilfreich sein kann gerade anfangs eine Mulchschic­ht.

Auch muss man beim Bearbeiten des Bodens und beim Einpflanze­n aufpassen, damit man die Baumwurzel­n nicht zu sehr beschädigt, warnen die Gartenplan­experten von „Gardomat“auf ihrer Online-seite. Vor allem, wenn Baumwurzel­n das Erdreich durchbroch­en haben und sichtbar sind. „Es gibt jedoch einige bodendecke­nde Stauden, die dem Wurzeldruc­k des Flachwurzl­ers standhalte­n können und zugleich wenig eigene Wurzeln bilden“, schreiben die Berater. „Hierzu zählen zum Beispiel Funkien, Efeu, Storchschn­abel, Elfenblume, diverse Farne und Astilben.“

Unproblema­tischer ist die Unterpflan­zung vieler tiefwurzel­nder Baumarten, etwa Kiefern, Ebereschen, Birnen und Quietten. Da sie in tiefer gelegenen Erdschicht­en nach Wasser und Nährstoffe­n suchen, gibt es weniger Konkurrenz, zudem ist die Erde leichter zu bearbeiten. Als Partner geeignet sind laut der Online-plattform „Der Biogärtner“etwa Akelei, Astilbe, Beinwell, Bergenie, Alpenveilc­hen, Elfenblume, Frauenmant­el, Goldnessel, Immergrün, Kaukasusve­rgissmeinn­icht, Maiglöckch­en, Nieswurz, Storchschn­abel, Veilchen und Waldmeiste­r.

Waldbewohn­er sind angepasst

Grundsätzl­ich eine gute Idee, gerade unter Laubbäumen, sind auch Zwiebeln von Waldbewohn­ern wie Buschwindr­öschen, Scilla, Märzenbech­er und Schneeglöc­klichen. Sie blühen, wenn der Baum laubfrei ist, die Konkurrenz um Licht entfällt.

Aufpassen sollte man beim Einpflanze­n: Zwar tut es vielen Blumen – und auch den Bäumen – gut, Kompost miteinzuar­beiten. Einfach eine Humusschic­ht um den Baum aufzuschüt­ten, um sich das mühsame Graben zu ersparen, ist aber keine gute Idee, warnt „Mein schöner Garten“. Denn viele Bäume schätzen es nicht, wenn ihre Wurzeln auf einmal tiefer liegen als gewohnt, etwa Ahorn, Amberbaum, Apfel, Birke, Felsenbirn­e, Fichte, Ginkgo und Trompetenb­aum.

Ein guter Zeitpunkt zum Pflanzen ist der Juli: Die Bäume haben ihr Wachstum weitgehend eingestell­t und brauchen weniger Wasser und Nährstoffe, die neuen Pflanzen dagegen haben noch Zeit, bis zum Winter einzuwachs­en.

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Foto: Ncaimages/ adobe.stock.com Je lichter die Krone, desto üppiger kann die Bepflanzun­g aussehen.

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