Unter Bäumen
Wenig Licht, viele fremde Wurzeln – Baumscheiben bleiben oft kahl. Aber es gibt Pflanzen, die mit den widrigen Bedingungen klar kommen.
Wer Bäume im Garten hat, dem wird nicht entgangen sein, dass unter ihnen nicht viel wächst. Der Rasen zieht sich beleidigt zurück, Stauden kümmern. Im Grunde ist das kein Wunder: Baumscheiben – so nennt man den Bereich unter einer Baumkrone – sind Extremstandorte für andere Pflanzen. „Eine attraktive Bepflanzung in diesem Lebensbereich stellt eine Herausforderung dar“, betont der Bund deutscher Staudengärtner.
Unmöglich ist Unterfangen in den meisten Fällen aber nicht – allerdings muss man sich als Gärtner von dem Gedanken verabschieden, das üppige blühende Wunschbeet unter den Baum anlegen zu können. Vielmehr muss man sich an die Gegebenheiten anpassen und sollte zunächst genau analysieren, mit welchen Widrigkeiten die neuen Pflänzchen zu kämpfen haben werden.
In den meisten Fällen ist das: wenig Licht. Denn die Bäume haben den Vorteil, dass sie das Sonnenlicht abfangen können, bevor es in untere Wuchsschichten durchdringt. Je dichter die Baumkrone, desto schwerer haben es die Pflanzen unter ihr.
Um zu beurteilen, wie schwer, hilft oft ein Blick in die natürlichen Standorte der Bäume: Buchenwälder etwa sind auffallend aufgeräumt, es bildet sich kaum Unterwuchs. Entsprechend problematisch wird es sein, die Baumscheibe einer Buche zu bepflanzen – zumal ihr Laub nur langsam verrottet und den Bewuchs unter sich ersticken kann. Auch immergrüne Nadelbäume fangen oft sehr viel Licht ab. Andere Bäume haben lichte Kronen, hier hat man bei der Unterpflanzung deutlich mehr Auswahl.
Der nächste entscheidende Faktor ist das Wurzelsystem der Bäume. Handelt es sich um Flachwurzler – wie etwa Fichte, Apfel oder Magnolie –, haben es andere Pflanzen ebenfalls schwer: Nicht nur, um das dicht unter der Erde liegende Wurzelsystem durchdringen zu können, sondern auch weil die Bäume sehr viel Wasser und Nährstoffe aus dem oberen Erdreich absaugen. In jedem Fall sollte man sich hier auf vermehrtes Gießen einstellen, empfiehlt da Magazin „Mein schöner Garten“. Hilfreich sein kann gerade anfangs eine Mulchschicht.
Auch muss man beim Bearbeiten des Bodens und beim Einpflanzen aufpassen, damit man die Baumwurzeln nicht zu sehr beschädigt, warnen die Gartenplanexperten von „Gardomat“auf ihrer Online-seite. Vor allem, wenn Baumwurzeln das Erdreich durchbrochen haben und sichtbar sind. „Es gibt jedoch einige bodendeckende Stauden, die dem Wurzeldruck des Flachwurzlers standhalten können und zugleich wenig eigene Wurzeln bilden“, schreiben die Berater. „Hierzu zählen zum Beispiel Funkien, Efeu, Storchschnabel, Elfenblume, diverse Farne und Astilben.“
Unproblematischer ist die Unterpflanzung vieler tiefwurzelnder Baumarten, etwa Kiefern, Ebereschen, Birnen und Quietten. Da sie in tiefer gelegenen Erdschichten nach Wasser und Nährstoffen suchen, gibt es weniger Konkurrenz, zudem ist die Erde leichter zu bearbeiten. Als Partner geeignet sind laut der Online-plattform „Der Biogärtner“etwa Akelei, Astilbe, Beinwell, Bergenie, Alpenveilchen, Elfenblume, Frauenmantel, Goldnessel, Immergrün, Kaukasusvergissmeinnicht, Maiglöckchen, Nieswurz, Storchschnabel, Veilchen und Waldmeister.
Waldbewohner sind angepasst
Grundsätzlich eine gute Idee, gerade unter Laubbäumen, sind auch Zwiebeln von Waldbewohnern wie Buschwindröschen, Scilla, Märzenbecher und Schneeglöcklichen. Sie blühen, wenn der Baum laubfrei ist, die Konkurrenz um Licht entfällt.
Aufpassen sollte man beim Einpflanzen: Zwar tut es vielen Blumen – und auch den Bäumen – gut, Kompost miteinzuarbeiten. Einfach eine Humusschicht um den Baum aufzuschütten, um sich das mühsame Graben zu ersparen, ist aber keine gute Idee, warnt „Mein schöner Garten“. Denn viele Bäume schätzen es nicht, wenn ihre Wurzeln auf einmal tiefer liegen als gewohnt, etwa Ahorn, Amberbaum, Apfel, Birke, Felsenbirne, Fichte, Ginkgo und Trompetenbaum.
Ein guter Zeitpunkt zum Pflanzen ist der Juli: Die Bäume haben ihr Wachstum weitgehend eingestellt und brauchen weniger Wasser und Nährstoffe, die neuen Pflanzen dagegen haben noch Zeit, bis zum Winter einzuwachsen.