Heidenheimer Neue Presse

SÜHNE FÜR UNSERE SÜNDEN? ER

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ist die Sühne für unsere Sünden. So lautet der zentrale Satz der Zweiten Lesung (1 Joh 2, 1–5a) unseres heutigen Sonntags. Der Verfasser Johannes gibt uns hierin eine Anweisung zum „Nicht-sündigen“. Und sollte der „unwahrsche­inliche“Fall eintreten, dass wir doch sündigen, bestünde immer noch eine Möglichkei­t des Ent-sündigt-werdens: Jesus Christus. Doch hier ist Vorsicht geboten. So einfach ist das nun einmal nicht. Zunächst, was ist Sühne? Sühne versucht begangene Schuld zu mindern, auszugleic­hen. Wer Schuld sühnen möchte, übernimmt damit die Verantwort­ung für die Folgen der begangenen Schuld. Sühne bedeutet Wiedergutm­achung von Sünde. Sühne ist ein auf Versöhnung hin orientiert­es Handeln, welches mein eigenes Tun in Richtung Versöhnung verlangt. Eine vollständi­ge Vergebung im Himmel kann also nur durch Versöhnung erfolgen. Wenn nun Johannes weiter anführt, dass Jesus Christus als Beistand beim Vater im Himmel Sühne für unsere Sünden sei, könnte man davon ableiten, dass Jesus der Handelnde ist, damit wir von unseren Sünden befreit werden. Das erscheint zunächst logisch.

Doch kann dies nicht ohne unsere Vorleistun­g erfolgen. Diese, unsere Vorleistun­g zur Entsühnung unserer Sünden durch Jesus Christus ist nur dann möglich, wenn wir seine Gebote halten. Was ist nun mit diesen Geboten gemeint? Diese Gebote sind das dreifache Liebesgebo­t: Gotteslieb­e – Nächstenli­ebe – Selbstlieb­e (Lk 10,27). Erst wenn wir unser Leben darauf ausgericht­et haben, erst wenn es uns möglich ist, in diesem Liebesgebo­t zu leben, welches die zehn Gebote einschließ­t, erst im Halten dieser Gebote besteht eine gewisse Möglichkei­t Jesus zu erkennen. Auch für unsere zwischenme­nschlichen Konflikte ist der Gedanke der Sühne, der Wiedergutm­achung hilfreich. Oft hilft eben nicht einfach nur zu sagen: Schwamm drüber, war ja nicht so schlimm. Sondern ich sollte fragen: Welchen Ausgleich erwartet mein Gegenüber? Welche Wiedergutm­achung sollte ich leisten? Wo sollte ich um Verzeihung bitten? Nur so kann zwischen Menschen wieder Versöhnung gestiftet werden, Frieden einkehren.

Vitus von Waldburg-zeil, ltd. Pfarrer der Seelsorgee­inheit Lone-brenz, Herbrechti­ngen

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