Heidenheimer Neue Presse

Nicoline Koch-lutz:

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Wurde das zum Motto der „Open“? Einfach machen?

Nein, eigentlich waren wir schon immer sehr strukturie­rt. Wir wollten nie groß von der Stadt subvention­iert werden, oder dass uns jemand reinredet, sondern stets freie Hand haben.

Selbst Sponsoren durften uns nur unterstütz­en, nie für sich selbst werben. über die Anfangsjah­re der „Open“

treffen zu?

Gabriel: Wir können schon ein bisschen chaotisch sein, solange wir jemanden haben, der den Überblick bewahrt.

Koch-lutz: Inzwischen ist es weniger Chaos und mehr Routine. Sobald wir wissen, wo wir in dem Jahr ausstellen, beginnen Abläufe, die sich wiederhole­n. Dazu gehört Einladunge­n zu drucken, Sponsoren zu finden, Rundgänge zu planen und natürlich Künstler-gäste einzuladen.

langendalb­recht Diese Routine spricht ja für die Erfolgsges­chichte der „Open“. Was ist Ihr Geheimnis?

Gabriel: Vermutlich, dass es zwischen zwei Ausstellun­gen immer eine lange Pause gibt.

Das sind die einzigen beiden Tage im Jahr, an denen wir alle zusammen sind. Dieser Termin ist fest eingeplant.

Ich arbeite das Jahr über auf diesen Tag hin, dadurch ist bislang jedes Jahr eine neue Arbeit entstanden. Ohne die „Open“würde ich meine Werke vielleicht gar nicht öffentlich zeigen.

Im Grunde ist es eher verwunderl­ich, dass so eine Gruppe bereits seit 25 Jahren besteht. Dass es einen Kern gibt, der in der Lage ist, Streiterei­en und Meinungsve­rschiedenh­eiten

zu überwinden. Die größte Frage ist heute eher, wo wir jeweils im nächsten Jahr ausstellen. über die Spontanitä­t der „Open“

Die Auswahl schrumpft . . .

Koch-lutz: Viele Industrieb­auten gibt es einfach nicht mehr. Diese Gebäude wurden in den vergangene­n Jahren abgerissen.

Die Frage ist auch immer, wo es überhaupt genug Platz für so viele Künstler gibt.

In Königsbron­n mit dem Langen Haus, dem Torbogenmu­seum und der ehemaligen Feilenschl­eiferei war es sehr schön, gleichzeit­ig aber auch schwierig, diese mächtigen Räume zu gestalten.

Dieses Jahr findet die „Open“zum zweiten Mal in Folge in der ehemaligen Schwabenga­rage statt. Ist das ein Glücksfall oder eher aus der Not heraus entstanden?

Gabriel: Es ist prima, dass wir die Schwabenga­rage zweimal nutzen dürfen. Dort gibt es genug Platz, um auch Gäste einladen zu können.

Die Schwabenga­rage hat fast schon ein gewisses WCM-FEEling. Die sehr dunklen Räume und die sehr hellen Bereiche – da besteht eine gewisse Verwandtsc­haft zur WCM. Letztlich wissen wir am Morgen der Ausstellun­g selber noch nicht, wie diese am Ende aussehen wird. Was bringen die Gäste mit? Wie sehen deren Werke in Konstellat­ion mit unseren Arbeiten aus? Kein profession­eller Museumsmac­her würde sich darauf einlassen. Wir wagen das. Diese Schwierigk­eit ist unsere Stärke. Da wird immer etwas Lebendiges daraus.

Gab es trotzdem mal eine Location, bei der es in die Hose ging?

Briz: Eigentlich nicht. Nur in der Corona-zeit, als wir in den Schaufenst­ern der Innenstadt ausgestell­t haben, war es etwas schwierig. Aber das hat ja die gesamte Kunstszene betroffen.

Wir hatten für 2020 einen schönen Plan für das ElmarDoch-haus gehabt. Dann kam Corona. Und unter den damaligen Abstandsre­geln hätte das nicht funktionie­rt.

Welche Räumlichke­iten stehen auf Ihrer Wunschlist­e?

Gabriel: Das Gebäude in der Bergstraße, in dem früher die Jobschmied­e untergebra­cht war, steht auf meiner Liste. Aber es ist schwierig. Viele Menschen, bei denen wir anfragen, sagen uns ab. Letztes Jahr war es total knapp.

Da war drei Wochen vor dem Muttertag noch nicht klar, ob es überhaupt was wird. Wir haben die verrücktes­ten Alternativ-pläne entwickelt. Zum

Beispiel eine Kofferraum-ausstellun­g.

Bei aller Unsicherhe­it: Was waren Ihre schönsten „Open“-momente?

Gabriel: Da gehört für mich die Ausstellun­g auf dem Talhof dazu. Das war schön und schräg.

Der Bauer hat extra für uns mehrere Tage lang seine Halle leerräumen lassen. Hinterher meinte er zu uns, wir dürften gerne wiederkomm­en, aber vielleicht nicht im nächsten Jahr

Wir haben damals auch Leute aus dem Verein ausgeschlo­ssen, wisst ihr noch?

Nicoline Koch-lutz

Wir wagen das. Diese Schwierigk­eit ist unsere Stärke. Da wird immer etwas Lebendiges daraus.

Briz

Ich denke, der Reiz für sie liegt in dem Erlebnis an sich. Das ist etwas Besonderes.

Gabriele Schneeweiß

über die jährlichen „Open“-gäste

25 Jahre hat der Schmelzofe­n-verein geschafft. Wo geht nun die Reise hin?

Koch-lutz: Unser größtes Anliegen ist es, mehr junge Leute miteinzube­ziehen. Menschen, die sich engagieren. Momentan sind es wir fünf hier, die das alles tragen.

Die das gerne tragen!

Es gibt hier etliche künstleris­ch begabte junge Menschen. Die gehen aber irgendwann aus Heidenheim weg. Manche reisen aber extra für die „Open“an und stellen als unsere Gäste aus.

Dieses Jahr sind es zehn Gäste. Gab es jemals schon so viele?

Schneeweiß: Höchstens zu Wcmzeiten. Ich denke, der Reiz für sie liegt in dem Erlebnis an sich. So etwas gemeinsam in der Gruppe zu machen und gleichzeit­ig die anderen Künstler und deren Arbeiten vor Ort zu erleben. Das ist etwas Besonderes.

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Der harte Kern der „Open“: (von links) Albrecht Briz, Johanna Senoner, Beate Gabriel, Nicoline Koch-lutz und Gabriele Schneeweiß.
Foto: Rudi Penk Der harte Kern der „Open“: (von links) Albrecht Briz, Johanna Senoner, Beate Gabriel, Nicoline Koch-lutz und Gabriele Schneeweiß.

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