Herzausschütten und Klassenrat
Seit September ist Julia Brauner an der Grundschule Niederstotzingen tätig. Im Gemeinderat gab sie erste Einblicke in ihre Tätigkeit und die anfallenden Aufgaben.
ein Netzwerk aufzubauen, zu dem neben Lehrern, Schulleitern und Eltern auch Therapeuten und das Freizeitzentrum „K.I.S. – Kids in Stotzingen“gehört.
Selbstverantwortung stärken
Die Klassenräte, die Brauner eingerichtet hat, sollen den Schülern demokratisches Handeln vermitteln, aber auch die Fähigkeit zur Selbstverantwortung stärken. Wert gelegt wird auf Ich-botschaften und es wird Kommunikation trainiert. Zudem wird die Klassengemeinschaft gestärkt. Ein Klassenrat tagt einmal pro Woche für etwa 30 bis 45 Minuten, wobei die Themen von den Schülern selbst gewählt werden. In den höheren Klassen der Grundschule übernehmen die Schülerinnen und Schüler die Moderation und Protokollführung sogar selbst, während Brauner als Beraterin zugegen ist. Problemlösungen werden dort im Gespräch erarbeitet, und im besten Falle finden die Schülerinnen und Schüler selbst einen Lösungsweg. Manchmal braucht es aber auch Brauners Impulse: „Manche Kinder kommen nicht darauf, dass man sich entschuldigen könnte.“
Überhaupt hat sie festgestellt, dass eine sehr niederschwellige Herangehensweise erforderlich ist: „Manchmal wissen die Kinder nicht, dass und wie man Menschen begrüßt, und ‚bitte‘ und ‚danke‘ sind auch unbekannt“, so Brauners Erfahrungen. Stadtrat Berthold Wetzler (CDU) befand denn auch die Schulsozialarbeit als „eine gute Investition“, sorge die Schulsozialarbeit doch dafür, dass Lehrer sich auf ihren Bildungsauftrag konzentrieren können, ohne Erziehungsarbeit leisten zu müssen. Dies bekräftigte auch Schulleiterin Ingrid Nachtigal, die von einer erheblichen Unterstützung sprach.
Vertrauen als Basis
Theodor Feil (SPD) wollte noch wissen, ob Niederstotzingen im Vergleich zu anderen Schulen aus dem Rahmen falle. „Normale Zustände“bescheinigte Brauner hierauf; es gebe Schulen, bei denen das Jugendamt einmal pro Woche auftauche. In Niederstotzingen habe das Jugendamt bislang nur in einem Fall hinzugezogen werden müssen.
Als Ausblick benannte Brauner ihre weiteren Ziele mit Sozialraumgestaltung, Einrichtung eines Elternabends, bei dem Eltern mit ihren Wunschthemen auf sie zukommen können, und Aufklärungsarbeit zu oft genannten Problempunkten wie Mediennutzung oder ADHS. Außerdem wolle sie ihr Netzwerk ausbauen, wobei sie an Kindergärten und Jugendgruppen von Vereinen herantreten wolle. Weiterhin setze sie darauf, das gewonnene Vertrauen der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Eltern weiter zu steigern: „Nur wer Vertrauen hat, ist kooperativ.“Erfahrungsgemäß dauere es etwa drei bis vier Jahre für eine solide Vertrauensbasis. Und Bürgermeister Marcus Bremer ergänzte: „Die Akteure auf örtlicher Ebene müssen in allen Bereichen zusammenarbeiten.“Die ganze Gemeinschaft eben ist gefordert.