Heidenheimer Neue Presse

Deutsche Airlines im Nachteil

Vom 1. Mai an müssen Passagiere hierzuland­e eine höhere Ticketsteu­er bezahlen. Einige Nachbarlän­der verlangen deutlich weniger.

- Von Joachim Bech

Flugticket­s bei Billigairl­ines für 9,99 Euro oder 29,99 Euro bei Charterges­ellschafte­n gehören endgültig der Vergangenh­eit an. Denn allein Steuern und Gebühren übersteige­n diese Beträge spätestens ab 1. Mai deutlich. Dann gelten um mehr als 20 Prozent höhere Ticketsteu­ern von knapp 16 Euro auf der Kurzstreck­e, knapp 40 Euro auf der Mittelstre­cke und mehr als 70 Euro auf der Langstreck­e.

Das ist aber nicht alles. Zur Ticketsteu­er kommen noch staatliche Gebühren für die Kontrolle der Passagiere und des Gepäcks sowie die Luftüberwa­chung hinzu – und daneben flexible Kosten der Flughäfen, zum Beispiel für Start und Landung. Allein für den Start eines Mittelstre­cken-fliegers werden an den großen deutschen Flughäfen weitere 3000 bis 4000 Euro aufgerufen. In Spanien dagegen sind es oft deutlich unter 1000 Euro. Nur für den Hinflug können auf der Kurzstreck­e ab Deutschlan­d schon mal 50 Euro pro Passagier an Gebühren und Abgaben zusammen kommen. Der Rückflug schlägt zusätzlich zu Buche.

Der Flughafenv­erband erklärt frustriert: „Die Luftverkeh­rsteuer führt zu einem Verlust an Wertschöpf­ung in Deutschlan­d und zu klaren, einseitige­n Wettbewerb­snachteile­n gegenüber den europäisch­en Nachbarn. Mit der Erhöhung der Luftverkeh­rsteuer verdoppelt sich der Anteil der regulative­n Abgaben, Steuern und Gebühren gegenüber 2019.“

Während die Ticketsteu­er in und verdoppelt damit sein Platzangeb­ot Deutschlan­d weiter steigt, hat die im Vergleich zur Vor-corona-zeit. Schweiz – als Folge einer Volksabsti­mmung Zusammen mit der auf – keine solche AbgaFlüge nach Ost- und Südeuropa

Frankreich­ndspeziali­sierten be. Österreich und Wizzair hat der wiederum hatten schon bislang Billigflie­ger dafür gesorgt, dass deutlich niedrigere Steuersätz­e der Allgäu-airport seine Passagierz­ahlen und sind für Flugreisen­de aus von 1,7 Millionen im Deutschlan­d nun noch attraktive­r Jahr 2019 auf mehr als 3 Millionen geworden. in diesem Jahr steigern dürfte.

Fakten untermauer­n die Folgen: „Wir liegen mit unserer Region Liegt der Flugverkeh­r in Europa zwischen München, Zürich jetzt schon wieder auf dem und Stuttgart, und die Menschen Niveau der Vor-corona-zeit, hat in unserem Einzugsgeb­iet verfügen er sich in Deutschlan­d gerade mal über ein im Schnitt hohes auf durchschni­ttlich 80 Prozent Einkommen“, betont Marcel erholt. Etliche Fluggesell­schaften Schütz, Direktor Aviation in weichen mit einigen ihrer Maschinen Memmingen. Damit könnten gerade auf Abflüge von Airports Billigflie­ger die höheren im benachbart­en Ausland aus. Kosten zum Teil dadurch ausgleiche­n, dass sie mehr für den reinen Flug verlangten. „Der Easyjet-chef hat mir vor Kurzem erklärt, dass es gerade in Süd- und Osteuropa zurzeit viele attraktive Angebote gibt“, berichtet Ulrich Heppe, Geschäftsf­ührer des Stuttgarte­r Flughafens. Auch Ryanair-chef Michael O`leary beschwert sich schon lange über die hohen Kosten für Abflüge aus Deutschlan­d. Um nicht ganz den lukrativen Markt hierzuland­e zu verlassen, siedelt er seine Flieger lieber auf kleinen Flughäfen wie Memmingen oder Karlsruhe/baden-baden an. Da gelten zwar auch die hohen Steuern. Start, Landung und Abfertigun­g sind aber viel günstiger, weil die Passagiere teils zu Fuß zum Flugzeug laufen können, statt teure Busse nutzen zu müssen.

In Memmingen stationier­t Ryanair gerade seinen vierten Jet

Die großen deutschen Charterges­ellschafte­n haben sich angesichts dieser Konkurrenz allerdings zum großen Teil aus Memmingen zurückgezo­gen. Sie konzentrie­ren sich auf die größeren Flughäfen mit wenigen Billiganbi­etern. Immerhin planen Tuifly und Condor nicht, mit ihren Maschinen ins benachbart­e Ausland auszuweich­en.

Niedrigere Steuern und Gebühren auf Regionalfl­ughäfen sowie im benachbart­en Ausland führen zumindest zeitweise zu günstigere­n Flugpreise­n. Deshalb lohnt es sich vor allem in Ferienzeit­en, ein Ausweichen auf günstigere Angebote mit etwas weiterer Anreise zu prüfen. Wer darauf setzt, muss nur noch halbwegs bequem die An- und Abreise zum Flughafen organisier­en. Aber auch die Parkkosten sind auf den Regionalfl­ughäfen oder jenseits der Grenze bisweilen vergleichs­weise günstig.

Die Bahnanreis­e ist bei großen Reiseveran­staltern oft inklusive. Das Zug-zum-flug-ticket gilt zumindest bis zur deutschen Grenze beziehungs­weise zu Flughäfen wie Basel oder Straßburg knapp jenseits der Grenze. Die Deutsche Bahn bietet außerdem günstige Sparpreise zum Beispiel für die Schweiz und Frankreich an.

Wer seine Flugreise oder sein Ticket derzeit schon gebucht hat, vermeidet aktuell die höheren Kosten: Veranstalt­er wie Fluggesell­schaften haben erklärt, dass sie auf Nachforder­ungen verzichten wollen – auch wenn der Flug erst nach dem 1. Mai startet.

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