Gnadenfrist für Seehofer
CSU Die Personaldebatte ist vorerst abgewendet. Nach dem Parteitag im November könnte das anders aussehen.
Nachdem Horst Seehofer am Mittwoch zu Beginn der Sitzung in der Csu-landtagsfraktion geredet hat, bekommt er Beifall. Und auch Joachim Herrmann wird beklatscht – der Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. Wegen des Wahldebakels der Partei ist er gar nicht in den Bundestag eingezogen, weil wegen des miserablen Ergebnisses von 38,8 Prozent im Freistaat nur die direkt gewählten Bewerber einen Sitz erhalten haben.
CSU-CHEF Seehofer verlangt ziemlich autoritär ein Ende der Personaldebatte. Sonst gebe man sich der „Lächerlichkeit“preis. Und er begrüßt den Vorschlag ausgerechnet von einem seiner Gegner, dem früheren Parteivorsitzenden Erwin Huber, nun den Dialog mit der Basis zu suchen. Alle zehn Csu-bezirksverbände, über den ganzen Freistaat verteilt, will Seehofer nun besuchen. Und sich dabei die Kritik der seit dem Sonntagabend so fassungslosen und wütenden Basis anhören.
Die Lehren der Vergangenheit
„Die Argumente sind alle rauf und runter gegangen“, sagt ein Teilnehmer der Sitzung. Wichtig sei gewesen: „Wir haben alle offen miteinander geredet, das war wichtig.“Der Putsch also ist vorerst ausgefallen. Doch es habe, so der Teilnehmer, „auch sehr mutige Beiträge gegeben“. Contra See- hofer. Die Partei sei „von ihrer Geschichte geprägt, daraus haben wir gelernt“. Gemeint ist damit der dramatische und fast in aller Öffentlichkeit vollzogene Sturz des ehemaligen Parteichefs und Ministerpräsidenten Edmund Stoiber 2007. Die CSU hatte sich als ein wilder, streitender Haufen präsentiert und im Anschluss bei der Landtagswahl 2008 die absolute Mehrheit verloren.
Beobachter sehen das, was Seehofer nun vergönnt wurde, eher als eine Art von Gnadenfrist an. Er darf in Berlin verhandeln, er soll verhandeln. „Bis zum Parteitag im November herrscht Ruhe“, wird gesagt. Dann kann es anders aussehen.