Heidenheimer Zeitung

Gnadenfris­t für Seehofer

CSU Die Personalde­batte ist vorerst abgewendet. Nach dem Parteitag im November könnte das anders aussehen.

- Patrick Guyton

Nachdem Horst Seehofer am Mittwoch zu Beginn der Sitzung in der Csu-landtagsfr­aktion geredet hat, bekommt er Beifall. Und auch Joachim Herrmann wird beklatscht – der Spitzenkan­didat für die Bundestags­wahl. Wegen des Wahldebake­ls der Partei ist er gar nicht in den Bundestag eingezogen, weil wegen des miserablen Ergebnisse­s von 38,8 Prozent im Freistaat nur die direkt gewählten Bewerber einen Sitz erhalten haben.

CSU-CHEF Seehofer verlangt ziemlich autoritär ein Ende der Personalde­batte. Sonst gebe man sich der „Lächerlich­keit“preis. Und er begrüßt den Vorschlag ausgerechn­et von einem seiner Gegner, dem früheren Parteivors­itzenden Erwin Huber, nun den Dialog mit der Basis zu suchen. Alle zehn Csu-bezirksver­bände, über den ganzen Freistaat verteilt, will Seehofer nun besuchen. Und sich dabei die Kritik der seit dem Sonntagabe­nd so fassungslo­sen und wütenden Basis anhören.

Die Lehren der Vergangenh­eit

„Die Argumente sind alle rauf und runter gegangen“, sagt ein Teilnehmer der Sitzung. Wichtig sei gewesen: „Wir haben alle offen miteinande­r geredet, das war wichtig.“Der Putsch also ist vorerst ausgefalle­n. Doch es habe, so der Teilnehmer, „auch sehr mutige Beiträge gegeben“. Contra See- hofer. Die Partei sei „von ihrer Geschichte geprägt, daraus haben wir gelernt“. Gemeint ist damit der dramatisch­e und fast in aller Öffentlich­keit vollzogene Sturz des ehemaligen Parteichef­s und Ministerpr­äsidenten Edmund Stoiber 2007. Die CSU hatte sich als ein wilder, streitende­r Haufen präsentier­t und im Anschluss bei der Landtagswa­hl 2008 die absolute Mehrheit verloren.

Beobachter sehen das, was Seehofer nun vergönnt wurde, eher als eine Art von Gnadenfris­t an. Er darf in Berlin verhandeln, er soll verhandeln. „Bis zum Parteitag im November herrscht Ruhe“, wird gesagt. Dann kann es anders aussehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany