Heidenheimer Zeitung

Juhe ade, das tut weh

- Erwin Bachmann zur Schließung der Jugendherb­erge

Das hat im Ergebnis so keiner gewollt. Am wenigsten das Jugendherb­ergswerk, auch nicht die in der Zwickmühle steckende Stadt Heidenheim, die sich in Abwägung berechtigt­er Interessen letztlich auf die Seite des Eigentümer­s geschlagen hat, und auch nicht die Eva ggmbh, der das eigene Hemd begreiflic­herweise näher ist als die Jacke anderer.

Und doch ist es genau so gekommen. Die seit Jahr und Tag in Heidenheim bestehende Jugendherb­erge wird aufgelöst, aber nicht, weil sie etwa nicht gut gelaufen ist, schlecht geführt oder in die roten Zahlen gerutscht wäre. Ihr Verschwind­en ist dem vertraglic­hen Bermudadre­ieck von Eva, Stadt und Jugendherb­ergswerk geschuldet – und damit irgendwie unverschul­det, was die Sache indes nicht besser macht.

Mit der bevorstehe­nden Schließung der Jugendherb­erge geht

Die Juhe verschwind­et irgendwo im vertraglic­hen Bermudadre­ieck.

längst nicht nur eine liebgewonn­ene Tradition zu Ende. Das 120-Betten-haus stellt einen nicht zu unterschät­zenden wirtschaft­licher und touristisc­hen Faktor dar, der spätestens dann bemerkt wird, wenn ab 2018 in der städtische­n Beherbergu­ngs-statistik plötzlich jene rund 13 000 Übernachtu­ngen fehlen, die das Haus in der Liststraße bisher im Laufe eines Jahres generiert hat.

Mit einer im Schnitt bei 30 Prozent liegenden Auslastung zählt die junges Publikum in die Stadt bringende Destinatio­n heute zu jenen Jugendherb­ergen, die gut in Schuss sind, gut funktionie­ren und einen guten Ruf haben. Davon zeugt nicht zuletzt ein hoher Anteil von Stammkunds­chaft, die gerne wiederkomm­t, weil das Konzept stimmt. Seit jeher zieht die in der Nähe wichtiger Sportanlag­en liegende Juhe internatio­nales Publikum an, beherbergt die Teilnehmer von Turnieren und Meistersch­aften, deren Veranstalt­er schon mal rätseln dürfen, wie sie ihre Gäste künftig preisgünst­ig unterbring­en sollen. Zudem empfiehlt sich der Standort mit seinem Bühnensaal sowie Gemeinscha­ftsund Seminarräu­men neben Schulklass­en als ideales Tagungshau­s für Chöre, Musik-, Theater- und Tanzgruppe­n.

Schlecht, richtig schlecht, dass diese gute Adresse getilgt wird und Heidenheim auf der Landkarte der Jugendherb­ergen künftig einen weißen Fleck darstellt. Ein touristisc­her Selbstläuf­er gerät zum Auslaufmod­ell.

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