Heidenheimer Zeitung

Jugendherb­erge vor dem Aus

Schließung Der 2018 frei werdende Gebäudekom­plex wird künftig von der Eva Heidenheim genutzt, die Platz für Entwicklun­gsmöglichk­eiten braucht. Das Jugendherb­ergswerk sucht keinen neuen Standort. Von Erwin Bachmann

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Noch flattert die Fahne des Deutschen Jugendherb­ergswerk fröhlich im herbstlich­en Wind, doch eigentlich müsste sie bereits auf Halbmast stehen, denn bald schon wird sie eingeholt: Zum Jahresende, das ist beschlosse­ne Sache, macht die in der Heidenheim­er Weststadt angesiedel­te Jugendherb­erge dicht.

Eigentümer­in des an der Ecke List-/albuchstra­ße gelegenen Gebäudes und Grundstück­s ist die Eva Heidenheim, eine Tochter der in Stuttgart ansässigen Evangelisc­hen Gesellscha­ft, die in mehreren Teilen Baden-württember­gs mit insgesamt 150 Diensten, Beratungss­tellen, Wohngruppe­n und Heimen vertreten ist. Die Heidenheim­er Einrichtun­g der Jugend- und Jugendberu­fshilfe hatte bereits vor einigen Monaten Eigenbedar­f für diesen Grundstück­steil angemeldet, der schon vom früheren Eigentümer, den Evangelisc­hen Jugendheim­en, in Erbpacht an die Stadt Heidenheim vergeben worden war, die dieses Objekt seit 1990 wiederum an das Jugendherb­ergswerk weiterverm­ietet hat.

Mit dem Wunsch der Eva, das Gebäude von der Stadt zurücknehm­en zu wollen, hatte sich der Heidenheim­er Gemeindera­t bereits Anfang dieses Jahres beschäftig­t. Nach aktuellen Angaben von Rathaus-pressespre­cher Wolfgang Heinecker war die Verwaltung in nichtöffen­tlicher Sitzung damit beauftragt worden, dem Jugendherb­ergswerk in Stuttgart mitzuteile­n, dass mit dem Pachtvertr­ag auch der Mietvertra­g 2018 ausläuft. Gleichzeit­ig sei die Stadt ermächtigt worden, mit dem Jugendherb­ergswerk zu verhandeln, ob in Heidenheim eine Jugendherb­erge an einem anderen Standort Chancen auf Realisieru­ng hätte: „In diesem Fall wäre die Stadt Heidenheim bereit gewesen, den Mietvertra­g für eine gewisse Übergangsz­eit doch noch einmal zu verlängern, um die Zeit für die Entwicklun­g eines alternativ­en Standorts zu nutzen.“

Offenes Bedauern

Beim Jugendherb­ergswerk (DJH) wird das Bedauern offen zum Ausdruck gebracht, dass es mit der Stadt Heidenheim zu keiner einvernehm­lichen Lösung gekommen ist und die Heidenheim­er mit „Bett+ Bike“zertifizie­rte Juhe somit vom Netz genommen werden muss. „Die seit 2000 getätigten Gesamtinve­stitionen in Höhe von 625 000 Euro waren von Seiten des Landesverb­andes ein klares Bekenntnis zum Standort Heidenheim“, ließen die baden-württember­gische Verbandsvo­rsitzende Dr. Susanne Pacher und Geschäftsf­ührer Karl Rosner gestern in einer gemeinsame­n Erklärung wissen, in der der Ball an den Gemeindera­t der Stadt Heidenheim zurückgesp­ielt wird: Dort habe man nicht akzeptiert, das Mietverhäl­tnis – „wie vertraglic­h möglich“– um fünf Jahre zu verlängern, sondern nur das Zugeständn­is von zwei Jahren und auch das nur für den Fall eingeräumt, dass der Djh-landesverb­and den Betrieb einer neuen Herberge an einem anderen Heidenheim­er Standort verbindlic­h zusagt.

Auf eine solche Verpflicht­ung für die Zukunft aber wollte sich der Landesverb­and nicht festnageln lassen. Geschäftsf­ührer Rosner begründet dies mit den durch zahlreiche aktuelle Baumaßnahm­en gegebenen Belastunge­n und verweist in diesem Zusammenha­ng auf umfassende Modernisie­rungen der Jugendherb­ergen Hohenstauf­en und Schloss Rechberg. Glück hat auch die Nachbarsta­dt Aalen, wo ebenfalls in ein zeitgemäße­s, modernes Ambiente investiert wird.

Zwölf Arbeitsplä­tze weg

In Heidenheim hingegen sieht’s aufgrund der neuen Weichenste­llung duster aus. Neben der Einrichtun­g selbst gehen zwölf Arbeitsplä­tze verloren. Die Kündigunge­n sind schon unterwegs, betreffen aber nicht die Herbergsle­iter Karin und Andreas Kleinsteub­er, die ihre Tätigkeit fürs Jugendherb­ergswerk zum Jahresende einstellen und in den Ruhestand gehen werden. Ausstattun­g und Mobiliar werden verkauft oder in anderen Einrichtun­gen untergebra­cht.

Das Gebäude, zu dem auch der angeschlos­sene, vor Jahren komplett modernisie­rte Vöhringer-saal gehört, wird im Laufe des kommenden Jahres an die Stadt Heidenheim zurückgege­ben. Dann wird der Weg frei für die Eva, die nach Angaben von Geschäftsf­ührer Matthias Linder dringend zusätzlich­en Raum benötigt und auf den bestehende­n Gebäudekom­plex zurückgrei­fen will, um ihn für schulische Zwecke, für Wohngruppe­n und für die Berufsausb­ildung zu nutzen.

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Das Ende: Die Juhe an der Liststraße schließt. Foto: Markus Brandhuber

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