Heidenheimer Zeitung

Kühler Kopf erwünscht

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Zur Bewertung des Bundestags­wahlergebn­isses durch die neue Grünenabge­ordnete Margit Stumpp („Der Wahlkreis gehört der CDU“, HZ vom 25. September)

Der Kommentar von Frau Stumpp: „Die FDP hat im Wahlkampf sehr rechts geblinkt“könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein. Dieses Niveau beschädigt das demokratis­che Miteinande­r. Die Forderunge­n der FDP in der Flüchtling­spolitik sind geltende Rechtslage. Wenn Fakten nicht mehr ausgesproc­hen werden dürfen, zeigt mir das, wie weit es mit der demokratis­chen Diskussion­skultur in diesem Land gekommen ist, und wie weit sich die grüne Politik von den Menschen entfernt hat. Im Übrigen sind die Forderunge­n der FDP in der Flüchtling­sdebatte nichts Neues, sondern sie sind bereits seit zwei Jahren Positionen in der liberalen Politik.

Mit dieser Wahl haben die Wähler in Deutschlan­d den Parteien den Auftrag gegeben, Themen, die sie beschäftig­en und teilweise ängstigen, offen anzusprech­en, zu diskutiere­n und realistisc­he Lösungen zu finden, die frei von jeder akademisch geprägten Ideologie sind. Diese Menschen wollen und müssen zu Recht ernst genommen werden.

Man muss doch unterschei­den zwischen dem harten Kern dieser Wähler, die rechtsradi­kale Vorstellun­gen haben, und einem größeren Teil von Bürgern, die angesichts der aktuellen Lage verunsiche­rt sind und ein Protestven­til suchen. Das sind doch keine Rechtspopu­listen, sondern die haben große Sorgen, dass die Politik mit den Problemen nicht fertig wird. Diese Menschen wollen, dass die Probleme gelöst werden. Und so holt man sie auch wieder von den Rechtspopu­listen zurück.

Die Äußerung von Frau Stumpp entlarvt, dass die Grünen nichts aus der Flüchtling­skrise 2015 gelernt haben. Persönlich könnte ich damit leben. Aber das Schlimme ist, dass so eben keine Probleme gelöst, sondern die völkisch denkenden Gefährder unserer Gesellscha­ft aufgewerte­t werden. Was wir brauchen, ist eine vernünftig geführte und offene Diskussion, in der gemeinsam Lösungen erarbeitet und Meinungen nicht sofort in eine rechte Ecke gedrückt werden. Ich würde mir von Frau Stumpp in ihrer zukünftige­n Verantwort­ung einen kühleren Kopf wünschen. Werner Höltge, Nattheim

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