Flüchtlinge: Entlastung per Manager ist erwünscht
Integration Sontheim will sich bei der Betreuung von Asylbewerbern mit fünf Gemeinden zusammentun – dort wurde allerdings noch nicht über das Thema entschieden. Von Laura Strahl
Ob die Sontheimer Gemeindeverwaltung schon bald Unterstützung bei der Betreuung von Flüchtlingen in der Anschlussunterbringung bekommen wird, steht noch in den Sternen. Zwar hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag – bei einer Enthaltung von Dagmar Krüger (FWV) – zugestimmt, sogenannte Integrationsmanager einzustellen. Die Sache aber steht und fällt mit der Zustimmung der Gemeinderäte in Giengen, Herbrechtingen, Niederstotzingen, Hermaringen und Dischingen. Denn: Um Geld aus dem auf zwei Jahre befristeten Förderprogramm Integrationsmanagement des Landes Baden-württemberg abgreifen zu können, müssen sich die Gemeinden zu einem Verbund zusammenschließen. Beantragt werden muss nämlich mindestens eine Vollzeitstellen – und dafür erhält keine der Gemeinden allein ausreichend Fördergeld.
Berechnet werden diese Fördersummen anhand der Anzahl der in den Gemeinden in der Anschlussunterbringung betreuten Flüchtlinge. In Sontheim sind das derzeit rund 20 Personen, einer vorläufigen Berechnung nach kann die Gemeinde daher mit rund 17 000 Euro rechnen. Den Nachbarn in Giengen stünden der Berechnung nach knapp 38 000 Euro zu, den Herbrechtingern rund 16 000 Euro, den Niederstotzingern 13 000 Euro, den Hermaringern 12 000 Euro und den Dischingern 10 000 Euro. Insgesamt käme der Verbund damit also auf rund 105 500 Euro und könnte sich sogar zwei oder bei Aufteilung der Stellen drei Integrationsmanager leisten, berechnet das Ministerium für Soziales und Integration doch Personalkosten in Höhe von mindestens 51 000 Euro pro Stelle und Jahr.
Nach derzeitigem Plan würden die Manager bei der Stadt Giengen angestellt werden, ein Vertrag zwischen den teilnehmenden Gemeinden soll die Einzelheiten regeln. „Wie es tatsächlich funktionieren wird, kann ich nicht sagen“, gab Bürgermeister Matthias Kraut zu. Für die Gemeinden aber sei die Sache zu 95 Prozent kostenneutral und die Idee an sich gut. Immerhin habe die Verwaltung bei der Betreuung der Sontheimer Asylbewerber dringend Unterstützung nötig. Das bestätigte Hauptamtsleiter Martin Hofman, der sich in der Gemeinde federführend um die Anschlussunterbringung kümmert. „Die Sache frisst wahnsinnig viel Zeit“, beschrieb er auf Nachfrage von Gemeinderat Walter Unseld (FWV). Die bürokratischen Hürden seien hoch, jeden Tag habe er mit Familien zu tun, die in Sontheim ein neues Zuhause gefunden haben, stehe in Kontakt mit Jobcenter und Landratsamt. Dabei komme für ihn und den Freundeskreis Asyl inzwischen erschwerend hinzu, dass die Zahl der Flüchtlinge ohne jegliche Fremdsprachenkenntnisse stetig steige.
Giengen entscheidet sich bald
„Ich sehe nicht, dass die Situation besser wird“, teilte Hofman seine Einschätzung mit, seien doch weitere Asylbewerber zu erwarten. Auf Nachfrage von Gemeinderätin Dagmar Krüger – sie stellte in Frage, wie groß die Entlastung tatsächlich sein werde, wenn die Integrationsmanager für sechs Gemeinden gleichzeitig zuständig sind – gab Hofman an: Man gehe der vorläufigen Berechnung nach von einer Unterstützung in Höhe von 20 Stunden pro Woche aus. Selbst bei zehn Stunden wäre ihm aber schon geholfen: „Ich bin über jede Hilfe froh.“
Ob er diese Hilfe bekommen wird, hängt aber wie gesagt von den anderen Gemeinden ab. In Giengen etwa soll das Thema am Donnerstag auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung stehen. Würde dieser größte Partner des geplanten Verbundes aussteigen, sagt Hofman, wäre das organisatorisch ein „echtes Problem“. Dann nämlich müsste eine andere Gemeinde gefunden werden, die sich dem Thema federführend widmet. Finanziell gesehen wäre die Beantragung eines Integrationsmanagers aber auch ohne Giengen möglich – da die Stadt der vorläufigen Berechnung nach den größten Förderbedarf hat, könnte man sich dann aber vermutlich nur eine gemeinsame Stelle leisten.
In den anderen Gemeinden des geplanten Verbunds sind die Entscheidungen ebenfalls noch nicht gefallen. So hat etwa der Dischinger Gemeinderat das Programm zur Kenntnis genommen, die Entscheidung darüber aber zunächst vertagt.