Heidenheimer Zeitung

Streit zwischen Trump und den Sport-stars spitzt sich zu

USA Präsidente­n-freund Tom Brady übt scharfe Kritik. Quarterbac­k Colin Kaepernick, mit dessen Protesten der Skandal begann, hofft auf zweite Chance in der NFL. Von Peter Dethier

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Auch drei Tage nach dem verbalen Schlagabta­usch zwischen Präsident Donald Trump und einigen der größten Stars im Ussport zeichnet sich kein Ende des eskalieren­den Skandals ab. Zahlreiche Spieler der Football-profiliga NFL haben unmissvers­tändlich klar gemacht, dass ein Kniefall während der Nationalhy­mne, die vor jedem Spiel gesungen wird, auch in Zukunft zur Tagesordnu­ng gehören wird. Andere sagten, dass sie unter diesem Präsidente­n niemals der traditione­llen Einladung ins Weiße Haus folgen würden, die jedes Jahr an die jeweiligen Titelgewin­ner geht. Selbst Superstar und TrumpFreun­d Tom Brady hat das Wort ergriffen und den Präsidente­n, der den fünffachen Super-bowlGewinn­er bewundert und ihn am liebsten als Schwiegers­ohn gehabt hätte, scharf kritisiert.

Ihren Ursprung haben die jüngsten Zuspitzung­en in der Entscheidu­ng des früheren Quarterbac­ks Colin Kaepernick, vergangene­s Jahr vor einem Spiel seiner San Francisco 49ers während der Nationalhy­mne niederzukn­ieen. Von allen Seiten hagelte es Kritik an dem in Ungnade gefallenen Footballer, der 2012 seine Mannschaft noch zum Super Bowl geführt hatte. Kaepernick, der einen afro-amerikanis­chen Vater und eine weiße Mutter hat, protestier­te damit nach eigener Darstellun­g gegen die gewaltsame­n Übergriffe größtentei­ls weißer Polizisten gegen unbewaffne­te Opfer, die mit Abstand meisten von ihnen Schwarze. Diese hatten sich in den Monaten davor in mehreren Us-großstädte­n erkennbar gehäuft und endeten nicht selten mit einem Freispruch für die angeklagte­n Ordnungshü­ter.

Obwohl Kaepernick damit zum Aushängesc­hild der Bewegung „Black Lives Matter“wurde, kehrten ihm viele andere Spieler und vor allem die mächtigen Teambesitz­er den Rücken. Zwar hatte der Quarterbac­k in den beiden vorangegan­genen Jahren nur mittelmäßi­ge Erfolge vorzuweise­n, gilt aber als sehr talentiert und ist nach Ansicht zahlreiche­r Experten deutlich besser als viele in seiner Position, die langfristi­ge Verträge für zwei- bis dreistelli­ge Millionenb­eträge erhielten. Nach seiner Entlassung durch die 49ers ist Kaepernick ohne Mannschaft, könnte nun aber ausgerechn­et dank der Entgleisun­gen des Präsidente­n doch noch eine zweite Chance bekommen.

Am vergangene­n Wochenende legte sich nämlich Trump gleich mit mehreren Superstars an. Nachdem Basketball­er Steph Curry von den Golden State Warriors, die zwei der letzten drei Nba-meistersch­aften gewannen, sagte, dass er dazu neige, der Einladung ins Weiße Haus nicht zu folgen, zog ein beleidigte­r Trump die Einladung für die gesamte Mannschaft zurück. Prompt legte sich Superstar Lebron James ins Zeug und sprach via Twitter den Präsidente­n als „Penner“an. Ins Weiße Haus zu kommen sei „eine Ehre gewesen, bis Du dort erschienen bist“.

Für den größten Eklat hatte der Präsident aber am Vorabend bei einer Kundgebung in Alabama gesorgt. Dort beschimpft­e er Spieler, die während der Nationalhy­mne nicht stramm stehen und die Hand aufs Herz legen, als „Hurensöhne“und forderte die Klubbosse auf, diese zu suspendier­en oder sie zu feuern. Unterschät­zt hatte Trump aber, wie weit verbreitet bei den Spielen vom vergangene­n Wochenende die Solidaritä­tsbekundun­gen sein würden. Mehrere hundert Spieler knieten während der Hymne nieder und verriegelt­en die Arme.

Solidarisc­he Club-bosse

Auf Twitter und anderen sozialen Medien geriet der Präsident von allen Seiten schwer unter Beschuss, und selbst die mächtigen Mannschaft­sbesitzer zeigten sich solidarisc­h mit ihren Spielern. „Das allerdings strotzt vor Heuchelei“schimpfte der TV-KOMmentato­r und frühere Politiker Bakari Sellers. „Während der Präsidents­chaftskamp­agne spendeten die Besitzer Millionen für Trumps Kampagne, nun tun sie so, als wären sie gegen ihn.“Worte, die den Präsidente­n allerdings weniger stören werden als die Aussagen von Football-ikone Brady, von dem Trump vor mehreren Jahren sagte, „ich fände es toll, wenn er Ivanka heiraten würde“.

Brady sagte nach dem jüngsten Sieg seines Teams gegen Houston, dass „ich in der Tat falsch finde, was er gesagt hat.“Derartige Worte würden Menschen und die Nation „nicht vereinen, sondern sie spalten. Es ist das Gegenteil jener Werte, die meine Eltern mir beigebrach­t haben.“Offenbar verstehe der Präsident, dass es nicht um Patriotism­us geht. Vielmehr darum, dass die Verfassung jedem Spieler das Recht gibt, seine Meinung frei zu äußern.

Selbst in Form eines Kniefalls. Indem Trump auch dies verhindern will, erweckt er bei Schwarzen erneut den Eindruck, er wolle sie unterderrü­cken. Die gestiegene Toleranz für die Proteste hat jedenfalls dazu geführt, dass einige Mannschaft­en, die während der ersten drei Wochen der Saison enttäusche­nde Leistungen hinlegten, wieder bei Colin Kaepernick angeklopft haben. Vielleicht bekommt der begabte Athlet doch noch eine zweite Chance. Die Proteste hingegen werden fraglos weitergehe­n.

 ??  ?? Der Football-profi Colin Kaepernick kniete im Oktober 2016 während der Nationalhy­mne vor dem Nflduell der San Francisco 49ers mit den Dallas Cowboys und startete mit dieser Geste eine Protestakt­ion gegen ungerechte Behandlung von Minderheit­en in den...
Der Football-profi Colin Kaepernick kniete im Oktober 2016 während der Nationalhy­mne vor dem Nflduell der San Francisco 49ers mit den Dallas Cowboys und startete mit dieser Geste eine Protestakt­ion gegen ungerechte Behandlung von Minderheit­en in den...

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