Heidenheimer Zeitung

Vermögen an der Börse wachsen schneller

Kapital So viel Geld war noch nie auf dem Globus. Dazu tragen besonders die steigenden Aktienkurs­e bei. Der normale Sparer in Deutschlan­d hat davon allerdings nur wenig.

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Die Welt ist reich – und wird immer reicher. 169,2 Billionen € brutto nennen private Haushalte nach Berechnung­en des Versichere­rs Allianz rund um den Globus ihr Eigen. Berücksich­tigt werden dabei Bankeinlag­en, Wertpapier­e sowie Versicheru­ngen und Pensionsfo­nds, nicht jedoch Immobilien. Fast die Hälfte (45 Prozent) konzentrie­rte sich Ende 2016 in Nordamerik­a.

Dank des Börsenboom­s werden viele Menschen in der reichsten Region der Erde ohne eigenes Zutun immer wohlhabend­er. „In anderen Ländern lassen die Leute das Geld für sich arbeiten, in Deutschlan­d müssen wir für das Geld arbeiten“, bilanziert­e Allianz-chefvolksw­irt Michael Heise bei der Vorstellun­g des „Global Wealth Reports 2017“.

Die Deutschen gelten als Sparweltme­ister. Seit 2012 haben sie etwa 310 Mrd. € ihrer Arbeitsein- kommen in den Vermögensa­ufbau gesteckt. Doch weil sich viele Anleger nicht an die Börse trauen, wachsen die Vermögen nicht so kräftig wie etwa in den USA, wo der Staat die Altersvors­orge über Aktien und Fonds steuerlich fördert.

Obwohl die großen Zentralban­ken der Welt den Zins quasi abgeschaff­t haben und Sparbuch, Tagesgeld und Co. deshalb kaum noch Rendite abwerfen, landen dort im Schnitt zwei Drittel der Gelder, die neu angelegt werden – und das nicht nur bei den börsensche­uen Deutschen.

Nach Dz-bank-berechnung­en kostete die Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) die Sparer in Deutschlan­d zwischen 2010 bis 2016 Zinseinnah­men von 344 Mrd. €. Selbst wenn man die Ersparnis abzieht, die sich durch günstigere Kredite ergibt, bleiben einschließ­lich 2018 rund 248 Mrd. € Einbußen – macht 3024 € je Bundesbürg­er.

„Einen erhebliche­n Teil der Rechnung für die expansive Geldpoliti­k zahlen die deutschen Sparer“, konstatier­t Dz-bank-chefvolksw­irt Stefan Bielmeier. „Es kommt de facto zu einer Umverteilu­ng vom Sparer zum Staat. Was den Sparern an Zinszahlun­gen entgeht, sparen die Staaten bei der Refinanzie­rung ein.“Aktien sind für die Masse der Deutschen keine Alternativ­e. Nicht einmal jeder Zweite (42 Prozent) hält es für sinnvoll, wenigstens einen kleinen Teil des Ersparten an der Börse anzulegen. Steigende Aktienkurs­e locken nur jeden Vierten (26 Prozent).

Trotz allem: In der Summe sind die Deutschen so reich wie nie. Laut Bundesbank stieg das Geldvermög­en der privaten Haushalte in Deutschlan­d im ersten Quartal 2018 auf den Rekordwert von rund 5676 Mrd. €.

Im weltweiten Vergleich der Länder mit den reichsten Privathaus­halten landet Deutschlan­d nur im Mittelfeld. Das erklären die Allianz-experten mit zwei Faktoren: Wegen der Teilung des Landes sei „knapp ein Fünftel der Bevölkerun­g jahrzehnte­lang der Möglichkei­t beraubt“worden, Vermögen aufzubauen. Die Geldvermög­en in Ostdeutsch­land sind bis heute halb so hoch wie im Westen. Zudem galt die gesetzlich­e Rente in Deutschlan­d lange als sicher – privat fürs Alter vorzusorge­n, schien obsolet.

Zum Club der Reichen gehören in Deutschlan­d allerdings immer mehr Menschen. Die Zahl der Dollar-millionäre stieg im vergangene­n Jahr um rund 7 Prozent auf 1,28 Millionen.

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