Heidenheimer Zeitung

Fahrverbot­e: Krach in der grün-schwarzen Koalition

Verkehr Die Landesregi­erung ringt stundenlan­g um eine gemeinsame Haltung zum Urteil des Verwaltung­sgerichts – ohne Ergebnis. Von Jens Schmitz

- (mit dpa)

Die grün-schwarze Regierungs­koalition ringt um den Umgang mit dem Fahrverbot­s-urteil des Verwaltung­sgerichts Stuttgart. Der Koalitions­ausschuss kam am Freitag in mehrstündi­gen Beratungen zu keinem Ergebnis – die Gespräche wurden vertagt, wie Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet sagte. Einen neuen Termin gibt es noch nicht.

Die Koalition muss darüber entscheide­n, ob sie das Urteil des Verwaltung­sgerichts annimmt. In dem Urteil hatte das Gericht die Diesel-nachrüstun­g für zu langwierig erklärt, um die Luftqualit­ät schnell zu verbessern, und Fahrverbot­e für einen Großteil der Diesel-pkw nahegelegt. Nimmt die Landesregi­erung das Urteil nicht an, kann sie entweder Berufung einlegen oder die Sprungrevi­sion zum Bundesverw­altungsger­icht wählen. Die Grünen wollen das Urteil am liebsten annehmen. Die CDU hat sich Angaben aus dem Umfeld der Verhandlun­gsteilnehm­er zufolge darauf versteift, das Urteil durch eine Berufung prüfen zu lassen.

Dazu beigetrage­n haben könnte ein später Vorstoß von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne). Es geht um ein Luftreinha­lte-paket für Stuttgart, das 400 Millionen Euro kosten würde. Das Geld soll aus dem neuen Bundesfond­s „Nachhaltig­e Mobilität für die Stadt“kommen, der insgesamt mit einer Milliarde Euro ausgestatt­et wird. Die anderen Länder müssten also überzeugt werden, den Löwenantei­l für Stuttgart auszugeben. Ersatzweis­e hat Hermann die Landeskass­e als Finanzier vorgeschla­gen. Im diese Woche vorgestell­ten Haushaltse­ntwurf der Regierung sind solche Summen allerdings nicht eingeplant.

Hoogvliet kündigte aber an, dass die Koalition auf jeden Fall bis zur Deadline am 4. Oktober eine Entscheidu­ng treffen will. Auf die Frage, ob dies eine Koalitions­krise sei, sagte er: „Nein.“Es handele sich um ein komplexes Thema. Beide Seiten hatten bislang aber eine Sprungrevi­sion zum Bundesverw­altungsger­icht nicht ausgeschlo­ssen, was als möglicher Kompromiss gilt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany