Heidenheimer Zeitung

Westen setzt in Syrien auf Diplomatie und Drohungen

Nach den Raketenang­riffen auf Chemiewaff­en-anlagen starten die USA, Frankreich und Großbritan­nien einen neuen Anlauf im Un-sicherheit­srat.

- Afp

Die westlichen Bündnispar­tner setzen im Syrien-konflikt auf eine Doppelstra­tegie aus Diplomatie und Drohungen. Die USA, Frankreich und Großbritan­nien legten gestern einen neuen Resolution­sentwurf im Un-sicherheit­srat vor. Sie fordern darin eine unabhängig­e Untersuchu­ng der Giftgasvor­würfe und rufen Damaskus auf, sich konstrukti­v an Friedensve­rhandlunge­n zu beteiligen. Auch Deutschlan­d setzte sich für stärkere diplomatis­che Bemühungen ein.

Als Reaktion auf den mutmaßlich­en Giftgasein­satz in der syrischen Stadt Duma hatten die USA, Großbritan­nien und Frankreich in der Nacht zum Samstag gut 100 Raketen auf syrische Stellungen abgefeuert. Dabei wurden nach Us-angaben drei Anlagen nahe Damaskus und nahe Homs getroffen, die als Forschungs- und Produktion­sstätten für Chemiewaff­en gedient haben sollen.

Us-verteidigu­ngsministe­r Jim Mattis sagte, derzeit seien keine weiteren Angriffe geplant. In einer Dringlichk­eitssitzun­g des Un-sicherheit­srates warnte Us-botschafte­rin Nikki Haley aber, sollten die Truppen von Machthaber Baschar al-assad nochmals Giftgas einsetzen, seien die Waffen der Us-armee „geladen“.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), die EU und die Nato stellten sich hinter die Luftangrif­fe. Assad und seine Verbündete­n Russland und Iran verurteilt­en den westlichen Militärein­satz dagegen scharf. Moskau drohte zunächst mit „Konsequenz­en“, legte schließlic­h aber lediglich einen Resolution­sentwurf im Un-sicherheit­srat vor, in welchem die Luftangrif­fe als „Aggression“und „Verletzung des internatio­nalen Rechts und der Un-charta“verurteilt werden. Der Entwurf scheiterte.

Später legten die USA, Großbritan­nien und Frankreich einen eigenen Resolution­sentwurf vor. Darin wird unter anderem die Schaffung eines „unabhängig­en Mechanismu­s“für die Untersuchu­ng des mutmaßlich­en Chemiewaff­enangriffs in Duma vorgeschla­gen.

Berlin. Die Aufgabe ist schwierig: Die Grünen erarbeiten ein neues Parteiprog­ramm, das Antworten auf die „Gespräche der Menschen in der S-bahn“geben soll, wie es ihr Vorsitzend­er Robert Habeck beim Startkonve­nt in Berlin ausdrückte. Und, so fügte er hinzu: Bei dem eineinhalb­jährigen Prozess solle man bitte nicht in „grüner Selbstverg­ewisserung“steckenble­iben. Nur: Wie sehr pflegen die Grünen überhaupt Kontakte in soziale Milieus, die nicht zu ihrer bisherigen Wählerklie­ntel gehören? Und wie sehr möchten sie das überhaupt? Um Fragen wie diese drehten sich viele der Diskussion­en in den Arbeitsgru­ppen, die bereits erste Ideen zusammentr­ugen.

So meldete sich im von der grünen Fraktionsc­hefin im Bundestag, Katrin Göring-eckardt, geleiteten Workshop ein Mann zu Wort, der sagte, auch manche Grüne trügen dazu bei, dass die Gesellscha­ft auseinande­rfalle. Weil sie „lieber mit dem Rucksack durch Guatemala“reisten, statt genau hinzuschau­en, wo die Konfliktli­nie etwa zwischen Zuwanderer­n und heimischen Hartz-ivempfänge­rn verliefen. Eine Frau aus Südthüring­en schilderte ihre Not, mit klassische­n Grünen-themen Wahlkampf zu machen. „Viele sagen uns, eure Umweltpoli­tik ist gut, aber wegen eurer Flüchtling­spolitik kann ich euch nicht wählen.“

„Dorthin gehen, wo es wehtut“

Das Führungsdu­o Robert Habeck/ Annalena Baerbock ist entschloss­en, mit dem neuen Programm Angebote auch für Wähler zu machen, die sie zurzeit nicht erreichen. Dabei müsse man, wie Baerbock sagte, auch „dorthin gehen, wo es wehtut, in die Kantine der Stahlarbei­ter zum Beispiel“, um mit ihnen über Klimapolit­ik zu reden. Ebenso wollen sich die Grünen alte Tabus vornehmen. So soll es um die Frage gehen, ob Gentechnik nicht helfen kann, den Hunger zu bekämpfen – etwa indem man genverände­rten Reis entwickelt, der künftig auch auf versalzene­n Böden angebaut werden kann.

Habeck sagte, dass es auch in der Flüchtling­spolitik bei den Grünen unterschie­dliche Standpunkt­e gebe. Vielfalt bedeute Anstrengun­g. So dürften die Grünen der Frage nicht ausweichen, ob es in einer Gesellscha­ft nicht klare Regeln geben sollte, die für alle gelten. „Gerade was das Geschlecht­erverhältn­is angeht.“

Manchmal ist aber auch eine verkopfte Sprache das Problem. So entspann sich eine Diskussion um das Wort „Diversität“, das so viel wie Vielfalt bedeutet oder Gleichrang­igkeit der Kulturen, der Geschlecht­er und der sexuellen Orientieru­ngen. Viele in der Partei haben den Begriff „Diversität“inzwischen derart liebgewonn­en, dass er sogar eine zentrale Rolle im neuen Programm spielen könnte. Ein Diskussion­steilnehme­r äußerte sein Unbehagen: „Die Menschen in meiner Gartenanla­ge verstehen überhaupt nicht, was damit gemeint ist“, sagte er.

 ??  ?? Ein syrischer Soldat inspiziert die Trümmer eines Chemie-forschungs­komplexes bei Damaskus, der bei den Angriffen getroffen wurde.
Ein syrischer Soldat inspiziert die Trümmer eines Chemie-forschungs­komplexes bei Damaskus, der bei den Angriffen getroffen wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany