Heidenheimer Zeitung

Landwirte sind in Sorge um ihren Ruf

Die Bauern haben nicht nur mit vielen Auflagen und anderen Schwierigk­eiten zu kämpfen, sondern auch mit dem schlechten Ruf der Landwirtsc­haft. Von Andreas Uitz

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Beim Kreisbauer­ntag wurden auch die aktuellen Probleme der Landwirte und das teils verzerrte Bild in der öffentlich­en Wahrnehmun­g thematisie­rt.

Probleme hat die Landwirtsc­haft genug, das wurde beim Kreisbauer­ntag am Freitagabe­nd in Oggenhause­n deutlich. Probleme, die oftmals die Bauern direkt betreffen, aber auch solche, die durchaus gesellscha­ftlich relevant sind. Denn immerhin sind die Landwirte die Nahrungsmi­ttelversor­ger dieser Gesellscha­ft.

Trotz der großen Bedeutung der Bauern sei ihr Ruf nicht der Beste, bedauerte der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbandes, Christian Ziegler. Düngemitte­lbelastung, Tierseuche­n, angeprange­rte schlechte Zustände in Ställen, Aktionen von Tierschütz­ern und Lebensmitt­elskandale trügen zum schlechten Bild bei, das in der Öffentlich­keit von den Landwirten gezeichnet werde. „Wir müssen dieses Bild dringend verbessern, mehr Öffentlich­keitsarbei­t betreiben und mehr Transparen­z schaffen.“Es könne nicht angehen, dass Kinder von Bauern gemobbt werden, eben weil sie Kinder von Bauern sind.

Um mehr Verständni­s werben

Immer neue Auflagen und Vorschrift­en bei der Kennzeichn­ung von Lebensmitt­eln erschweren Ziegler zufolge nicht nur den Landwirten die Arbeit und bringen viel Bürokratie mit sich, sondern verwirrten auch zunehmen die Verbrauche­r. „Landwirte und Politik lassen sich da vom Handel treiben, und das muss aufhören“, betonte der Vorsitzend­e und appelliert­e an das Selbstbewu­sstsein der Landwirte. „Mit der gläsernen Produktion können wir zeigen, was wir leisten und dadurch um mehr Verständni­s werben.“

Aktuell sei die Afrikanisc­he Schweinepe­st ein großes Problem, die von Wildschwei­nen auf die Hausschwei­ne übertragen werden kann. „Das ist eine Gefahr, der wir uns stellen müssen“, sagte Ziegler und ermutigte die Jäger, die ohnehin mit den Bauern eng verbunden seien, die sehr starken Wildschwei­nbestände zu reduzieren. Auch forderte er Landrat Thomas Reinhardt auf, den Jägern in der aktuellen Situation die Kosten für die Strichninu­ntersuchun­g zu erlassen. Dieser sagte zu, den Vorschlag „wohlwollen­d zu prüfen“.

Doch auch von anderer Seite wünscht sich Ziegler mehr Unterstütz­ung für die Landwirtsc­haft: „Die Feldwege sind teils in sehr schlechtem Zustand, das zu beheben ist Aufgabe der Kommunen.“Außerdem hofft der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbandes auf Förderprog­ramme, um auch der Landwirtsc­haft, insbesonde­re Aussiedler­höfen, einen besseren und schnellere­n Zugang zum Internet zu verschaffe­n.

Ein großes Thema für die Landwirtsc­haft sei seit vielen Jahren die Düngung. „Wir nehmen den Trink- wasserschu­tz sehr ernst und die ständig rückläufig­en Nitratwert­e im Wasser beweisen das“, so Ziegler. Doch die Auflagen zu erfüllen werde für die Bauern immer schwierige­r, auch hier müsse die Politik helfend einschreit­en. Was den Landverbra­uch betrifft, mahnte Ziegler die Kommunen, bei Bebauungsp­länen darauf zu achten, sparsam mit Neubaufläc­hen umzugehen.

„Betrachten Sie die Politik und die EU nicht als Ihren natürliche­n Feind“, appelliert­e die Europaabge­ordnete Dr. Inge Gräßle an die Bauern. Für die Zeit nach 2020 werde es zahlreiche Veränderun­gen geben, aber das betreffe in erster Linie die „Riesenfarm­en“, die von Konzernen betrieben werden. „Die kleineren Betriebe sind davon nicht betroffen, die Regeln werden sich zwar verlagern, aber was das Geld angeht, wird sich nur wenig ändern“, versprach Gräßle.

Aufgabe der Politik sei es nicht, Riesenbetr­ieben, sondern den kleineren Bauern zu helfen, betonte auch der Cdu-bundestags­abgeordnet­e Roderich Kiesewette­r. Er griff auch Zieglers Klage auf und forderte „mehr Wertschätz­ung für die Familien in der Landwirtsc­haft, da muss die Gesellscha­ft zusammenha­lten.“

Vertrauen wieder herstellen

Diesen Ball nahmen der Spd-landtagsab­geordnete Andreas Stoch und sein Grüner Kollege Martin Grath auf. „Oft wird nicht das Gesamtbild, sondern nur ein Zerrbild der Landwirtsc­haft gezeigt“, sagte Stoch. „Das Verbrauche­rvertrauen muss wieder hergestell­t werden“, betonten er und Grath. Auch der Hauptredne­r, Joachim Hauck vom Landwirtsc­haftsminis­terium, ging auf die Probleme der Bauern ein. „Sie müssen Lebensmitt­el produziere­n und gleichzeit­ig das Grundwasse­r Ausreichen­de Versorgung mit guten Nahrungsmi­tteln ist unverzicht­bar für die Gesellscha­ft. Joachim Hauck Abteilungs­leiter im Landwirtsc­haftsminis­terium schützen.“Zwar müsse die Tierwohl-diskussion geführt werden, aber eben auch unter Klimagesic­htspunkten. Für eine nachhaltig­e Agrarpolit­ik sei es wichtig, alle Aspekte aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Umwelt und Verbrauche­r im Auge zu behalten, so Hauck: „Eine ausreichen­de Versorgung mit guten Nahrungsmi­ttel ist unverzicht­bar für die Gesellscha­ft.“

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 ?? Foto: Archiv/oliver Vogel ?? Gläserne Produktion, Tage der offenen Tür und andere Aktionen sollen dazu beitragen, die Landwirtsc­haft transparen­ter zu machen und damit das Vertrauen der Verbrauche­r gegenüber den Bauern zu stärken.
Foto: Archiv/oliver Vogel Gläserne Produktion, Tage der offenen Tür und andere Aktionen sollen dazu beitragen, die Landwirtsc­haft transparen­ter zu machen und damit das Vertrauen der Verbrauche­r gegenüber den Bauern zu stärken.

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