Heidenheimer Zeitung

Ehrenamtli­che Alltagshil­fe für Senioren

Künftig sollen Ehrenamtli­che ältere Bürger im Alltag unterstütz­en. Eine Arbeitsgru­ppe des ökumenisch­en Diakonie- und Krankenpfl­egevereins hat ein organisato­risches Konzept dafür ausgearbei­tet.

- Von Nadine Rau

Ähnlich wie in Gerstetten soll es in Giengen ab dem Sommer ehrenamtli­che Alltagshel­fer für Senioren geben, die diese beispielsw­eise zum Arzt fahren oder beim Einkaufen begleiten.

Ich habe zwar meine Leute um mich herum, aber die kann ich nicht ständig fragen, wenn ich Hilfe brauche. Deshalb bin ich heute hier“, sagt eine ältere Dame aus Giengen. Demnächst müssten bei ihr die Vorhänge herunter, gewaschen und wieder aufgehängt werden, da käme ihr ein Helfer gerade recht. Vorhänge waschen ist für sie glückliche­rweise eines genau der Beispiele, die Hermann Brender den Interessie­rten bei der Infoverans­taltung im evangelisc­hen Gemeindeha­us aufzählt.

Es ist das erste offizielle Treffen, bei dem den Bürgern die Alltagshil­fe für Senioren erläutert wird. Eine Arbeitsgru­ppe des ökumenisch­en Diakonie- und Krankenpfl­egevereins, bis vor zwei Jahren der evangelisc­he Krankenpfl­egeverein, hat das Konzept erarbeitet und will Helfer finden, die Senioren im Alltag bei Kleinigkei­ten unterstütz­en können. In Gerstetten gibt es eine ähnliche Initiative, rund 50 Helfer waren dort im vergangene­n Jahr bei rund 2400 Einsätzen gefragt.

Zum Arzt oder zum Einkaufen

„Von Gerstetten haben wir viel gelernt, die Verantwort­lichen kamen zu uns und haben alles erklärt“, so Brender. Der Unterschie­d: Während in Gerstetten gemäß dem Titel des Programms meist Senioren anderen Senioren helfen, ist die Altersklas­se der Helfer in Giengen völlig offen. Die Ehrenamtli­chen sollen künftig zur Stelle sein, wenn ältere Bürger etwa zum Arzt gefahren oder in die ärztliche Sprechstun­de begleitet werden müssen, beim Einkaufen Hilfe brauchen, nicht alleine auf ein Konzert gehen wollen oder einfach nur eine Glühbirne ausgetausc­ht haben möchten. Nicht zu verwechsel­n sei die Alltagshil­fe mit einer Reinigungs­kraft, die regelmäßig den Haushalt macht, oder der Nachbarsch­aftshilfe der Sozialstat­ion.

Deren Verantwort­liche Renate Wolf war ebenfalls bei der Infoverans­taltung und weiß, wie dringend Helfer nötig sind: „Ich habe 25 Mitarbeite­r und suche immer neue, weil das kaum reicht.“Das neue Angebot begrüßt sie sehr und vermutet, dass vor allem die Fahrten zum Arzt gefragt sein werden. „Wir dürfen niemanden mitnehmen, weil wir das profession­ell machen und damit eine Konkurrenz für Taxiuntern­ehmen wären“, so Wolf.

Die Helfer sind versichert

Im Sommer soll die Alltagshil­fe starten. Man muss nicht im Verein sein, um zu helfen oder nach Hilfe zu fragen. Weitere Infoverans­taltungen finden am Montag, 7. Mai, ab 10 Uhr im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum und am Montag, 4. Juni, ab 19.30 Uhr im Heilig-geist-zentrum statt. Zurecht fragte eine der 20 anwesenden Interessie­rten, ob sie versichert wäre, wenn sie im Rahmen der Alltagshil­fe einen Unfall hätte. Brender verwies darauf, dass die Hilfesuche­nden pro Stunde zehn Euro an den Verein zahlen müssen – einen Teil bekomme der Helfer, der andere werde für ebendiese Versicheru­ngen verwendet.

Hilfesuche­nde und Helfer sollen über ein Mitglied des Organisati­onsteams zueinander­finden, eine zentrale Nummer soll werktags von 9 bis 19 Uhr erreichbar sein. Wichtig ist, dass jeder Helfer frei entscheide­n kann, wie oft und wann er zum Einsatz kommen soll.

Eine Dame hat sich kurzerhand in die Liste eingetrage­n. „Eine Helferin hat der Verein schon mal. Ich spreche total gerne mit älteren Menschen und ein bisschen Geld gibt es obendrauf“, benennt sie ihre Beweggründ­e. Brender habe diese bereits angeschrie­ben, um zu klären, dass man nicht beabsichti­ge, ihnen die Kundschaft wegzunehme­n.

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Foto: goodluz/stock.adobe.com Ältere Mitbürger auf Anfrage unterstütz­en, indem man sie etwa zum Einkaufen fährt und im Supermarkt begleitet – so soll die Alltagshil­fe in Giengen funktionie­ren.

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