Ehrenamtliche Alltagshilfe für Senioren
Künftig sollen Ehrenamtliche ältere Bürger im Alltag unterstützen. Eine Arbeitsgruppe des ökumenischen Diakonie- und Krankenpflegevereins hat ein organisatorisches Konzept dafür ausgearbeitet.
Ähnlich wie in Gerstetten soll es in Giengen ab dem Sommer ehrenamtliche Alltagshelfer für Senioren geben, die diese beispielsweise zum Arzt fahren oder beim Einkaufen begleiten.
Ich habe zwar meine Leute um mich herum, aber die kann ich nicht ständig fragen, wenn ich Hilfe brauche. Deshalb bin ich heute hier“, sagt eine ältere Dame aus Giengen. Demnächst müssten bei ihr die Vorhänge herunter, gewaschen und wieder aufgehängt werden, da käme ihr ein Helfer gerade recht. Vorhänge waschen ist für sie glücklicherweise eines genau der Beispiele, die Hermann Brender den Interessierten bei der Infoveranstaltung im evangelischen Gemeindehaus aufzählt.
Es ist das erste offizielle Treffen, bei dem den Bürgern die Alltagshilfe für Senioren erläutert wird. Eine Arbeitsgruppe des ökumenischen Diakonie- und Krankenpflegevereins, bis vor zwei Jahren der evangelische Krankenpflegeverein, hat das Konzept erarbeitet und will Helfer finden, die Senioren im Alltag bei Kleinigkeiten unterstützen können. In Gerstetten gibt es eine ähnliche Initiative, rund 50 Helfer waren dort im vergangenen Jahr bei rund 2400 Einsätzen gefragt.
Zum Arzt oder zum Einkaufen
„Von Gerstetten haben wir viel gelernt, die Verantwortlichen kamen zu uns und haben alles erklärt“, so Brender. Der Unterschied: Während in Gerstetten gemäß dem Titel des Programms meist Senioren anderen Senioren helfen, ist die Altersklasse der Helfer in Giengen völlig offen. Die Ehrenamtlichen sollen künftig zur Stelle sein, wenn ältere Bürger etwa zum Arzt gefahren oder in die ärztliche Sprechstunde begleitet werden müssen, beim Einkaufen Hilfe brauchen, nicht alleine auf ein Konzert gehen wollen oder einfach nur eine Glühbirne ausgetauscht haben möchten. Nicht zu verwechseln sei die Alltagshilfe mit einer Reinigungskraft, die regelmäßig den Haushalt macht, oder der Nachbarschaftshilfe der Sozialstation.
Deren Verantwortliche Renate Wolf war ebenfalls bei der Infoveranstaltung und weiß, wie dringend Helfer nötig sind: „Ich habe 25 Mitarbeiter und suche immer neue, weil das kaum reicht.“Das neue Angebot begrüßt sie sehr und vermutet, dass vor allem die Fahrten zum Arzt gefragt sein werden. „Wir dürfen niemanden mitnehmen, weil wir das professionell machen und damit eine Konkurrenz für Taxiunternehmen wären“, so Wolf.
Die Helfer sind versichert
Im Sommer soll die Alltagshilfe starten. Man muss nicht im Verein sein, um zu helfen oder nach Hilfe zu fragen. Weitere Infoveranstaltungen finden am Montag, 7. Mai, ab 10 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum und am Montag, 4. Juni, ab 19.30 Uhr im Heilig-geist-zentrum statt. Zurecht fragte eine der 20 anwesenden Interessierten, ob sie versichert wäre, wenn sie im Rahmen der Alltagshilfe einen Unfall hätte. Brender verwies darauf, dass die Hilfesuchenden pro Stunde zehn Euro an den Verein zahlen müssen – einen Teil bekomme der Helfer, der andere werde für ebendiese Versicherungen verwendet.
Hilfesuchende und Helfer sollen über ein Mitglied des Organisationsteams zueinanderfinden, eine zentrale Nummer soll werktags von 9 bis 19 Uhr erreichbar sein. Wichtig ist, dass jeder Helfer frei entscheiden kann, wie oft und wann er zum Einsatz kommen soll.
Eine Dame hat sich kurzerhand in die Liste eingetragen. „Eine Helferin hat der Verein schon mal. Ich spreche total gerne mit älteren Menschen und ein bisschen Geld gibt es obendrauf“, benennt sie ihre Beweggründe. Brender habe diese bereits angeschrieben, um zu klären, dass man nicht beabsichtige, ihnen die Kundschaft wegzunehmen.