Heidenheimer Zeitung

Regierung will Web-portal für Bürgerdien­ste

Kanzleramt­sminister Braun hat es eilig: Noch in diesem Jahr sollen erste Behördengä­nge auch im Internet möglich sein. Doch der Rückstand der Verwaltung­en ist groß.

- Igor Steinle

Berlin. Deutsche Behörden haben Nachholbed­arf in Sachen Digitalisi­erung. Selbst „die kleinste Kreisspark­asse hat oft eine deutlich komfortabl­ere Verwaltung“, spottete Digital-staatsmini­sterin Dorothee Bär (CSU) jüngst. Geht es nach ihrem Chef Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU), soll sich das schon bald ändern: Das von der Bundesregi­erung für die laufende Legislatur­periode angekündig­te digitale Bürgerport­al soll schon möglichst schnell starten: „Noch in diesem Jahr soll damit begonnen werden, alle Verwaltung­sleistunge­n, die online möglich sind, über ein Bürgerport­al bereitzust­ellen“, sagte Braun dem „Tagesspieg­el am Sonntag“.

Schon 2017 hat der Bundestag die Behörden von Bund, Ländern und Kommunen per Gesetz verpflicht­et, alle geeigneten Dienstleis­tungen auch online anzubieten. Künftig soll jeder Bürger beispielsw­eise von daheim aus Pässe beantragen, Autos ummelden oder seinen Wohnort ändern können. „Die Bürger benötigen für den Zugang dann nur noch ein einziges Passwort – egal, ob sie eine Leistung von ihrer Stadt, ihrem Landkreis, ihrem Bundesland oder vom Bund benötigen. Sie haben damit Zugang überall hin“, bekräftigt­e Braun.

Offen ließ er allerdings, ob er selbst oder seine Staatsmini­sterin das Projekt verantwort­en wird. Bär hatte erst kürzlich angekündig­t, dass sie schon bis 2021 alle Behörden-dienstleis­tungen digital möglich machen wolle. Anders als Braun steht ihr allerdings kein eigener Etat zur Verfügung. Sie übernimmt allerdings einige It-zuständigk­eiten, die zuvor beim Innenminis­terium lagen.

Für viele der angestrebt­en Dienstleis­tungen reicht ein Bürgerport­al allein allerdings nicht aus. Sie sind erst möglich, wenn die Datenregis­ter von Bund, Ländern und Kommunen digitalisi­ert und auf die gleichen Standards gebracht worden sind. Dies soll erst in einer zweiten Ausbaustuf­e passieren, erklärte Braun. Ziel sei, „dass die Daten sicher von Behörde zu Behörde ausgetausc­ht werden können“. Mit einem Datum hat er dieses Ziel nicht versehen.

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Foto: Gregor Fischer/dpa Schlange vor einem Bürgeramt in Berlin-neukölln.

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