Heidenheimer Zeitung

Teure Lebensrett­er

Defibrilla­toren sind bei einem Herzstills­tand eine gute Sache. Umso ärgerliche­r ist eine Abzockmasc­he mit Sponsoren-werbevertr­ägen für die Geräte.

- Von Alfred Wiedemann

Mit den Verträgen werden horrende Summen eingesamme­lt. Heinz Dahlhoff kämpft gegen die Defi-werbemasch­e

Wichtig ist, dass solche Anfragen rechnerisc­h und rechtlich geprüft werden. Kristina Fabijancic-müller

Gemeindeta­gs-sprecherin

Mit „Sponsor-werbung“zu einem kostenlose­n Defibrilla­tor? Das klingt doch gut. Fand man mal am Gymnasium in Haigerloch (Zollernalb­kreis). Die Berliner Firma Defimed suchte unter Betrieben in der Region Sponsoren, deren Werbung das Notfall-gerät an der Schule finanziere­n sollte. Handwerker und andere Unternehme­r fanden sich, insgesamt sollten sie mehr als 20 000 Euro zahlen und im Gegenzug für drei Jahre auf einer Tafel in der Schule für sich werben können.

Die Werbetafel ist inzwischen wieder weg. Schulleite­rin Karin Kriesell hat nach ihrem Amtsantrit­t das Regierungs­präsidium eingeschal­tet. Die Sponsoren seien über das „rechtliche“Nichtbeste­hen des Vertrags informiert worden. Sie hätten auch Rückforder­ungen gestellt. „Die meisten Sponsoren waren dankbar, dass ich sie auf diese dubiosen Verträge aufmerksam gemacht habe.“Das Urteil der Schulleite­rin: „Ich habe diesen ,kostenlose­n’ Defibrilla­tor nicht angeschaff­t und würde es in dieser Sponsoring­form niemals tun.“

Immer wieder werden solche Fälle verschiede­ner Werbeanbie­ter bekannt. Firmeninha­ber, die sich für eine gute Sache breitschla­gen lassen, sollen, wenn sie nicht rechtzeiti­g kündigen, oft nach drei Jahren erneut für ihre Werbung zahlen. sagt Heinz Dah „Anbieter kassiere über solche Sponsorenv­erträge viel mehr, als für das Rettungsge­rät plus Wartung fällig werden.“

Der Rangendin ger vertreibt m seiner Firma Defi tech selbst Defibr latoren für Schule Firmen und Verei Und er dokument seit Jahren den Un mit den „kostenlos Defis per Werbe sche. „Ich sage im welchen Rabatt i komme und was

Defi effektiv kos Dahlhoff. Die be Herzstills­tand so Geräte seien ohne ten und Werbeve ben, sagt Dahlhoff. Das funktionie­re gut über Spender, die 50, 100 Euro beisteuert­en oder über Schul-fördervere­ine.

Beispiel Riedlingen: Dort gibt es jetzt in der Realschuls­porthalle einen Notfall-defi. Rund 2000 Euro für Gerät und Wandschran­k kommen von sieben Sportverei­nen, die die Halle nutzen, dazu von VHS und Volksbank. Joachim Blersch vom Basketball­club hat die Unterstütz­er zusammenge­bracht. Seine Tochter habe bei einem Auswärts-volleyball­spiel erlebt, wie eine andere junge Spielerin zusammenge­brochen sei. Dank Reanimatio­n und Defi habe die Frau überlebt, sagt Blersch. Weil die Stadt ablehnte, sei der Defi für die Halle privat angeschaff­t worden. Problemlos habe das mit Dahlhoff geklappt.

Bei Sponsoren-werbung werde dagegen Unwissenhe­it über die Kosten schamlos ausgenutzt, sagt Dahlhoff. „Mit den Verträgen werden horrende Summen eingesamme­lt – bei Ausgaben von maximal 2000 Euro für ein Miet-gerät für drei Jahre und Werbetafel.“

Von Defimed war trotz Anfragen der SÜDWEST PRESSE keine Stellungna­hme zu bekommen.

Über die Sponsorenm­asche ärgert sich auch die Björn-steiger-stiftung. „Davon distanzier­en wir uns“, sagt Sprecherin Anna Eberchart. Die Stiftung verteilt auch Defis an möglichst vielen Orten, ohne teure Werbung. „100 000 Leben retten“heißt die Initiative. Als Pilotproje­kt wird der Kreis Freudensta­dt flächendec­kend ausgestatt­et, es gibt Kurse zur Reanimatio­n. Das Geld kommt von Spendern, Firmen und der Stiftung.

Infarkt-rettungsge­räte an Schulen seien Sache der Schulträge­r, der Kommunen oder Kreise. Deshalb gebe es vom Kultusmini­sterium keine „Warnung“vor zweifelhaf­tem Sponsoring, sagt eine Sprecherin. Sinnvoll seien Schul-defis, „wenn die Wartung der Geräte gewährleis­tet und die annt ist“. Wichhrer und Schüm Notfall zu tun ob die Person atmet, einen ruf absetzen, s nötig eine Lai-reanimatio­n rchführen oder eitere Erste-hil-maßnahmen nleiten, bis der ettungsdie­nst mmt“, so die recherin. Das rde an den Südst-schulen mit lfe mehrerer ogramme vertelt. er Städtetag hat

Kommunen warnt, sagt Spreugger. Ob Spondauerh­aft günsmit Blick auf die gen der Schulen istungen für das Sponsoring kritisch geprüft werden“, so der Verband.

Beim Gemeindeta­g sind Sponsoren-anwerbever­suche ebenfalls bekannt. Der Verband sieht aber keine „flächendec­kende Problemati­k“. Deshalb gab es keine Empfehlung an Kommunen. „Wichtig ist, dass solche Anfragen rechnerisc­h und rechtlich geprüft werden“, sagt Sprecherin Kristina Fabijancic-müller. „Daraus ergibt sich oft, ob es sich um ein seriöses oder unseriöses Angebot handelt. Wir wissen, dass unsere Kommunen dies regelmäßig tun.“

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Foto: Philipps sind an öffentlich zugänglich­en Stellen zu finden. Für diese Geräte gibt es allerdings auch zweifelhaf­te Sponsoren-verträge.
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Foto: ©pixelaway/shuttersto­ck.com Überlebens­wichtig bei Herzstills­tand: Herzmassag­e – und ein Defi, falls einer in der Nähe ist.

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