Krach um Rap: Echo-konzept wird erneuert
Gesellschaft Musikfirmen reagieren darauf, dass ein Preis für ein Album mit antisemitischen Texten verliehen wurde.
Berlin. Der Bundesverband Musikindustrie will die Vergabekriterien für den Echo überarbeiten, sagte sein Vorstandsvorsitzender Florian Drücke. Die Rapper Kollegah und Farid Bang hatten einen Echo für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“erhalten, in dem es unter anderem heißt: „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“und „Mache wieder mal ‚nen Holocaust, komm‘ an mit dem Molotow“.
Die Echo-trophäen werden von der Musikindustrie verliehen. Wer eine bekommt, richtet sich nach dem Verkaufserfolg und einer Juryabstimmung. Im Fall des Albums hatte es geheißen, die künstlerische Freiheit sei in dem Text „nicht so wesentlich übertreten“.
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) spielt keine Musik aus dem Album, auch nicht im Jugendradio 1Live. Das habe schon vor der Echo-verleihung gegolten, sagte eine Wdr-sprecherin.
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) nahm die Gesellschaft und die Musikindustrie in die Pflicht. „Der eine Satz der Rapper, der jetzt überall zitiert wird, ist krass und dumm“, sagte er. Er bemängelte, dass sich weder Öffentlichkeit noch Musikindustrie am Weltbild störten, das diese Rapper verbreiten. Es triefe nur so vor Verschwörungstheorien, Sexismus und Ungleichheits vorstellungen.
Das Notos-quartett aus Berlin protestierte gegen die Ehrung der Rapper, indem es bei Facebook ankündigte, den im vergangenen Herbst gewonnen Preis Echo Klassik zurückgeben zu wollen: „Die Echo-trophäe, die bis zuletzt noch in unserem Probenstudio in Berlin stand, ist für uns nun nichts mehr als ein Symbol der Schande.“