Heidenheimer Zeitung

Holpernd in die Schlusspha­se einer strapaziös­en Saison

Hannovers Ausgleich in der Nachspielz­eit sorgt für kollektive Ernüchteru­ng. Mario Gomez muss weiter auf sein erstes Heimspiel-tor warten.

- Von Wolfgang Scheerer

Gut, dass Korkut und Co. den Klassenerh­alt schon fast hundertpro­zentig eingetütet haben und keiner mehr nervös werden muss. Sonst hätte das Ausgleichs­tor von Hannover 96 in der Nachspielz­eit richtig heftig wehgetan.

Enttäuschu­ng und Ernüchteru­ng waren trotzdem groß, nachdem Niclas Füllkrug den Ball über den zu weit vorm Tor postierten Ron-robert Zieler in die Maschen segeln ließ (90.+1). Holpernd kommt der VFB nach dem 1:1 (1:0) und jetzt 39 Punkten dem Wunschziel näher, mit 40 plus X die Saison abzuschlie­ßen.

„Wir haben lange geführt und nur wenig zugelassen. Umso ärgerliche­r ist es, dass wir den Vorsprung nicht über die Zeit retten“, sagte Zieler und fügte hinzu: „Ich dachte, dass ich die Flanke abfangen kann. Ich mache einen Schritt nach vorn, dadurch komme ich dann nicht mehr an Niclas’ Kopfball.“Mit-aufsteiger Hannover, Zielers Ex-klubs, ist der Rettung mit dem wichtigen Punkt und jetzt 36 Zählern ebenfalls einen großen Schritt näher gekommen, während Vfb-sportvorst­and Michael Reschke beim Blick auf sein Team augenzwink­ernd meinte: „Für die Konstellat­ion, in der wir noch absteigen, müsste man einen Mathe-professor dransetzen.“Dennoch sind die Rückschläg­e nicht zu übersehen: Der VFB hat auch im dritten Heimspiel nacheinand­er einen Sieg verpasst. Und Tayfun Korkut ist froh über „sehr, sehr gute vergangene Wochen, in denen die Mannschaft immer wieder alles abgerufen hat. Das dürfen wir nicht vergessen.“ Ron-robert Zieler Torwart des VFB Stuttgart

Die Korkut-bilanz: Zehn Spiele insgesamt, fünf Siege, vier Unentschie­den, eine Niederlage. Das macht zusammen 19 Punkte und die Rechnung einfach: Mit 1,9 Zählern pro Partie liegt Tayfun Korkut, 44, um rund das Doppelte über dem Schnitt bei seinen vorigen Klubs Hannover, Kaiserslau­tern und Leverkusen.

Der Lichtblick: Flügelstür­mer Erik Thommy, in der Winterpaus­e vom FC Augsburg geholt, traf gegen Hannover aus 18 Metern spektakulä­r in den Winkel (53.) und erzielte das erste Vfb-saisontor aus der Distanz. Der 23-Jährige ist einer der jungen Spieler.

Der Top-torjäger: Nach seinem Doppelpack zum 2:1-Erfolg in Freiburg wartet Mario Gomez auf einen Treffer. Seit drei Spielen. Mit bisher sechs Toren, alle auswärts erzielt, ist der Rückkehrer für den VFB besonders wertvoll, aber vor eigenem Publikum weiter ohne Erfolgserl­ebnis. Gegen Hannover vergab er zwei Chancen und zeigte wenig für einen Stürmer mit Wm-ambitionen. Die Altersfrag­e: Gomez und Kapitän Christian Gentner werden im Sommer 33. Mit über 28 Jahren Durchschni­tt lässt Korkut aktuell eins der ältesten Teams der Liga spielen. Er setzte in der kritischen Phase vor allem auf Routine. Zu Recht. Aber ein Erfolgsmod­ell für die Zukunft kann das nicht sein.

Die Perspektiv­e: Der VFB geht mit Nachdruck unter Thomas Hitzlsperg­ers Regie das Nachwuchsp­roblem an. Die A-junioren, früher Serien-meister und Reservoir für den Profiberei­ch, sind abgeschlag­en im Bundesliga-mittelfeld. Für Korkut wird es auch deshalb nicht einfach in der nächsten Saison. Junge Spieler müssen weiter von außen geholt werden. Und die richtig guten wie Verteidige­r Benjamin Pavard sind unter Umständen nur schwer zu halten.

lange geführt und nur wenig zugelassen. Umso ärgerliche­r ist es.

Das Restprogra­mm: In zwei Heimund Auswärtssp­ielen kann der VFB seine Fans, die das 1:1 in den Internetfo­ren zum Teil sehr kritisch sahen („Bei dieser Selbstzufr­iedenheit und Bequemlich­keit wird mir bange vor kommender Saison“), versöhnlic­her stimmen: Am Samstag kommt Bremen, nach dem Spiel in Leverkusen ist Hoffenheim Derby-gast. Am Schluss geht’s zum FC Bayern. Bis dahin sollten die 40 Punkte im Kasten sein, sonst wird’s schwer.

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