Versöhnung mit „Mad Max“
Sebastian Vettel trägt dem Kollegen Verstappen den erneuten Rempler nur kurz nach, auch ein Strategiefehler verhindert den dritten Erfolg für Ferrari.
Die Standpauke für Crash-pilot Max Verstappen beendete Sebastian Vettel mit einer großzügigen Geste der Versöhnung. Der enttäuschte Ferrari-star klopfte „Mad Max“nach klaren Worten im Vieraugengespräch aufmunternd auf die Schulter. Seinen von Verstappen verschuldeten Absturz beim Großen Preis von China und den ersten Rückschlag im Wm-duell mit Weltmeister Lewis Hamilton konnte Vettel verschmerzen.
„Er hat sich entschuldigt“, sagte der Deutsche, für den das Rennen in Schanghaizum Debakel geworden war. Von der Pole Position startend reichte es beim Sieg des Australiers Daniel Ricciardo (Red Bull) nur zu Platz acht. Im Titelrennen mit Hamilton (Mercedes) gab Vettel nach den Siegen in Australien und Bahrain wichtige Punkte aus der Hand.
Die Fehler lagen gestern aber nicht beim Heppenheimer. Zu einem Zeitpunkt, als Vettel die Führung in Schanghai längst verloren hatte, knallte Verstappen völlig übermotiviert in den Ferrari des viermaligen Weltmeisters. „Ich hätte ihn später ohnehin vorbeilassen müssen“, erklärte Vettel: „So hat er beide Rennen zerstört. Er hätte locker auf das Podium fahren können. Ich habe Glück gehabt, dass ich noch weiterfahren konnte.“
Immer wieder Max Verstappen. Nicht zum ersten Mal sorgte der Niederländer mit seiner aggressiven Fahrweise für brenzlige Situationen. In Bahrain hatte er sich bei einem gescheiterten Überholmanöver den Hinterreifen bei Hamilton aufgeschlitzt. Der 20-jährige Verstappen suchte das Gespräch mit Vettel und zeigte sich ungewohnt einsichtig. „Das war scheiße“, sagte er, „natürlich war es meine Schuld.“
Boxenstopp kommt zu spät
Die einzige Ursache für Vettels Niederlage war Verstappens Rammstoß allerdings nicht. Ferrari hatte sich deutlich früher einen groben taktischen Fehler geleistet: Mercedes schickte den am Ende zweitplatzierten Valtteri Bottas vor Vettel zum Reifenwechsel und traf damit die richtige Entscheidung. Ferrari ließ Vettel trotz dieser Gefahr noch zu viele langsamere Runden auf alten Reifen drehen. Als Vettel nach seinem Stopp am Ende der Boxengasse wieder auf die Strecke einbog, zog Bottas vorbei. Der Vorteil der Pole war damit leichtfertig aus der Hand gegeben. Die Fehleinschätzung ärgerte Vettel noch mehr als der spätere Crash. „Wir hatten das Rennen im Griff“, sagte Vettel, „wir waren uns sicher, dass es mit dem Abstand reicht. Da haben wir uns ein bisschen vertan.“