Keine Enteignung der Fans
Das letzte Stoppschild auf der Kommerzstraße darf nicht fallen. Alleine die 50+1-Regel steht noch zwischen dem neoliberalen Wahn, den Fußball komplett den Regeln des Kapitalismus zu unterwerfen, und dem Versuch, diesen Sport als Bestandteil einer „milieuübergreifenden Unterhaltungsund Freizeitwirtschaft“(Stefan Goch, Das Spiel mit dem Fußball) am Leben zu erhalten.
Seit es die 50+1-Regel gibt, erheben Kritiker das Wort und beklagen den mangelnden Geldfluss in den deutschen Fußball und dass der irgendwann (in der nächsten Woche) nicht mehr konkurrenzfähig sein wird – im internationalen Vergleich, aber auch auf nationaler Ebene. Dass der FC Bayern zum sechsten Mal in Folge Deutscher Meister geworden ist, soll Beweis genug sein, dass andere Teams nicht mehr mithalten können und alleine mehr Geld Mannschaften wie den SC Freiburg oder den 1. FC Heidenheim nach oben spülen würde.
In der Vorsaison haben die Klubs der ersten und zweiten Liga mit einem Gesamtumsatz von 4,01 Milliarden Euro erstmals die Schallmauer von vier Milliarden geknackt. Das Oberhaus weist einen Gewinn von 150 Millionen Euro aus. Die Bundesliga hat den zweithöchsten Liga-umsatz in der Welt. Wo also bitte fehlt Geld? Wird es vielleicht nur ungeschickt eingesetzt (HSV)?
Investoren würden diese Umsatzund Gewinnzahlen zweifelsohne noch einmal nach oben treiben. Aber auf wessen Kosten? Darüber muss niemand groß spekulieren, sondern einfach nur nach England schauen. Die Ticketpreise sind schon lange in die Höhe geschossen. Weil Investoren alleine auf Gewinnmaximierung aus sind, haben junge englische Talente in der Premier League kaum Einsatzzeiten bekommen. Schließlich geht es um Erfolg (Gewinn).
Wem gehört der Fußball? Scheichs, Ölmagnaten? Oder den Fans, die die Kommerzialisierung zum Kotzen finden, aber auch nicht konsequent zu Hause bleiben können? Ohne die ein Spiel in letzter Konsequenz nichts wert wäre.
Der bayerische Regionalligist TSV 1860 München lieferte ein schönes Beispiel dafür, wie ein Investor selbst bei einem Viertligisten wüten kann, Trainer und Manager nach Belieben feuert und demokratische Spielregeln (Pressefreiheit) ignoriert. Und nun ein Hoch auf Investoren.
150 Millionen Euro Gewinn: Wo also fehlt Geld?