Heidenheimer Zeitung

Geld schießt Tore, natürlich!

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Fußballfan­s sind wunderbare Romantiker. Sie leiden, sie triumphier­en. Und sie überhöhen ihre ehrlichen Gefühle mit der Forderung, ihr Verein sei zu schützen vor dem Zugriff derer, denen es nur ums Geld geht. Dass der Fußball ein großes Geschäft ist, passt nicht in dieses verklärte Bild – aber es ist die Realität.

Jeder Fußballfan würde seinen Klub am liebsten auf der ganz großen Bühne sehen. Einmal an der Anfield Road in Liverpool oder in Barcelonas Camp Nou – Generation­en lang würden sie sich das zuraunen in Köln, Stuttgart oder Frankfurt.

Darum geht es. Dass zumindest möglich wird, was ohne Geld eben nicht geht. Wer das nicht will und lieber vor 834 Zuschauern im Regen „ehrlichen“und „authentisc­hen“Fußball sehen möchte – bitte schön. Kein Verein ist gezwungen, seine Seele zu verkaufen, wie es pathetisch heißt, wenn der Erfolg ausbleibt. Oder das Geld.

Auffallend ist, dass über die raffgierig­en Investoren immer nur lamentiert wird, wenn es nicht läuft. Jetzt wieder der HSV, vorher 1860 München. Hoffenheim nicht mehr, weil dort guter Fußball geboten wird. Und Leipzig, die Brausebull­en? Ohne Investor wärt ihr gar nicht hier!

Jenseits der Bundesliga hat man ein entspannte­res Verhältnis zu privaten Geldgebern. In der englischen Premier League wimmelt es davon nur so. Geschadet hat es den Chelseas und Manus ebensoweni­g wie anderen europäisch­en Spitzenver­einen in Spanien, Italien oder Frankreich, die potente Geldgeber haben. Die Behauptung, dass die besonders traditions­bewussten englischen Fans deshalb die Stadien meiden, ist gelinde gesagt etwas skurril. Man kommt nicht mehr rein, so voll ist die Hütte nicht nur in Manchester, sondern auch in Huddersfie­ld.

Spitzenfuß­ball ist großes Entertainm­ent. Wer mit den besten Akteuren mitmischen und seine Fans glücklich machen will, wird das nicht mehr ohne Investoren schaffen. Außer Bayern München spielt seit Jahren kein deutscher Klub mehr internatio­nal eine bedeutende Rolle. Das sagt alles.

Geld schießt Tore, natürlich! Die 50+1-Regel ist ein romantisch­es Relikt. Investoren können übrigens nur einen Verein ruinieren, dessen Management nichts taugt. Eine gute Klubführun­g plus ein potenter Geldgeber – das ist die Erfolgsfor­mel.

Nur wenn das Management nichts taugt.

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Helmut Schneider Wirtschaft­sredakteur mit Leidenscha­ft für den Fußball

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