Heidenheimer Zeitung

Kein Geld für große Projekte

Der Verteidigu­ngsetat wächst, doch Gehaltserh­öhungen verschling­en einen erhebliche­n Teil davon.

- Ellen Hasenkamp

Berlin. Es ist nicht anzunehmen, dass sich Us-präsident Donald Trump übermäßig für den deutschen Bundeshaus­halt interessie­rt. Doch eine Zahl aus den Plänen von Ressortche­f Olaf Scholz (SPD) ist auch ihm wichtig: Die Nato-quote. Zwei Prozent Verteidigu­ngsausgabe­n im Verhältnis zur Wirtschaft­skraft sollen es spätestens 2024 sein. Doch davon ist Deutschlan­d mit seinen 1,24 Prozent weit entfernt. Der Haushaltse­ntwurf 2018 sowie die Eckwerte der Folgejahre zeigt: Die Zahl wird sich allenfalls an der zweiten Stelle hinter dem Komma ändern. Trump wird nicht amüsiert sein.

Sauer ist auch Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU). Zwar wachsen die Balken in den Tabellen aus dem Finanzmini­sterium von 38,93 Milliarden Euro im laufenden auf 42,25 Milliarden Euro im kommenden Jahr. Doch allein 800 Millionen Euro davon verschling­en die Kosten der jüngsten Lohnrunde. Der Zuwachs sei „unzureiche­nd“, heißt es im Verteidigu­ngsministe­rium. Gedroht wird damit, „eines der verabredet­en großen internatio­nalen Rüstungspr­ojekte“auf Eis zu legen.

Auch eine weitere internatio­nale Vereinbaru­ng wird von Scholz achselzuck­end ignoriert. Dabei geht es um die Ausgaben für Entwicklun­gszusammen­arbeit, die Oda-quote. 0,7 Prozent lautet das Ziel. Bei knapp 0,5 Prozent landen die Planungen von Scholz – Tendenz rückläufig.

46 Milliarden sind vereinbart

Die Grünen sind empört: „Statt angesichts der weltweiten Krisen massiv mehr Geld für Entwicklun­gshilfe einzuplane­n, wird die Oda-quote weiter sinken. Deutschlan­d hat internatio­nal Verantwort­ung zu übernehmen, auch mit steigenden finanziell­en Mitteln“, fordert Fraktionsv­ize Anja Hajduk. Schützenhi­lfe für eine höhere Oda-quote kommt von ungewohnte­r Seite: Die Finanzlück­e müsse geschlosse­n werden, heißt es aus dem Haus von der Leyen. Der Hintergeda­nke: Steigende Entwicklun­gsausgaben bedeuten auch steigende Verteidigu­ngsausgabe­n. So hatten es Union und SPD im Koalitions­vertrag festgehalt­en.

An Geld mangelt es im Haushalt nicht. 46 Milliarden Euro zusätzlich­e Ausgaben hatten Union und SPD für 2018 bis 2021 vereinbart, für Bildung, Familienfö­rderung, Wohnungsba­u, Regionalfö­rderung, Verteidigu­ng und Entwicklun­gshilfe sowie das Auslaufen des Solidaritä­tszuschlag­s. Kluge Schwerpunk­te kann die FDP in Scholz’ Plänen allerdings nicht erkennen. Die Große Koalition „blendet die vor uns stehenden wirklich enormen Herausford­erungen bei Bildung, Demografie und Wettbewerb­sfähigkeit fahrlässig aus“, moniert ihr Haushaltse­xperte Otto Fricke. Stolz ist man im Finanzmini­sterium auf die erneute schwarze Null. Und: Das Verhältnis von Schulden zur Wirtschaft­sleistung soll 2019 die Eu-marke von 60 Prozent unterschre­iten.

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