Heidenheimer Zeitung

Vor neuem Zwist

- Ellen Hasenkamp zum Bundesetat

Die Ministerin hat gekämpft. Doch die erhofften zusätzlich­en Milliarden für Ausrüstung und Geräte der Bundeswehr konnte Ursula von der Leyen nicht rausholen. Dass ausgerechn­et Spd-finanzmini­ster Olaf Scholz die Rüstungsau­sgaben drastisch erhöhen würde, war auch kaum zu erwarten. Er hat die schwarze Null – ganz im Stile seines Vorgängers – längst auch zu seinem obersten Ziel erklärt. Zudem stehen Kampfdrohn­en und Kriegsschi­ffe auf den Ausgabelis­ten der meisten Sozialdemo­kraten nun mal ziemlich weit unten. Zu den großen Tönen von der gewachsene­n internatio­nalen Verantwort­ung Deutschlan­ds passt das nicht. Berlin ist dabei, seine Glaubwürdi­gkeit auf der Weltbühne zu verspielen.

Ärger steht aber auch zu Hause an: Von der Leyen will sich die Zurückweis­ung ihrer Anschaffun­gswünsche nicht bieten lassen. Die erste Reaktion aus ihrem Haus auf die mageren Verteidigu­ngsetatzah­len fiel deutlich aus und reichte von Empörung bis Drohung. So leicht wird sich die Ministerin nicht geschlagen geben. Mehr Geld für Verteidigu­ng und Entwicklun­gshilfe wollen die beiden Ressorts nun gemeinsam erstreiten.

Der Koalition stehen deswegen neue Konflikte bevor. Zweieinhal­b Wochen nach der Kabinettsk­lausur in Meseberg ist die Gute-laune-offensive verpufft. Union und SPD beharken sich munter: Es geht um Obergrenze­n beim anstehende­n Gesetz zum Familienna­chzug, um das Für und Wider des Werbeverbo­t für Abtreibung­en und um die mögliche Absenkung von Krankenkas­senbeiträg­en. Auch 177 Seiten Koalitions­vertrag haben offenbar nicht ausgereich­t, die gemeinsame­n Pläne ausreichen­d deutlich zu formuliere­n. Es bleibt ungemütlic­h.

Newspapers in German

Newspapers from Germany