Heidenheimer Zeitung

Brüssel will Bienen schützen

Umweltschu­tz Innerhalb der EU sollen schädliche Insektizid­e künftig nur noch in Gewächshäu­sern erlaubt sein.

- Christian Kerl

Brüssel. Im Kampf gegen das unheimlich­e Sterben der Bienen hat die Politik viel Zeit verloren: Schon 2008 reagierten im Rheintal Imker und Wissenscha­ftler alarmiert auf einen massiven Bienentod. Als Verursache­r waren bald Schädlings­bekämpfung­smittel ausgemacht, deren Wirkstoff wie ein Nervengift schon bei niedriger Dosis Insekten lähmt und tötet. Auch die nützlichen Bienen.

Fünf Jahre dauerte es, bis der Einsatz von solchen Neonicotin­oiden zumindest auf Rapssaat oder beim Anbau von Kirschen oder Äpfeln verboten wurde. Und erst zehn Jahre nach dem Massenster­ben der fleißigen Insekten im Rheintal, unter dem Eindruck eines alarmieren­den Bienenschw­unds weltweit hat sich die EU jetzt zum Handeln durchgerun­gen: Der Einsatz der drei Pestizide Imidaclopr­id, Clothianid­in und Thiamethox­am im Freien wird komplett untersagt. Das beschlosse­n Vertreter der Eu-mitgliedst­aaten in einem Ausschuss der Eu-kommission. Nächste Woche muss die Eu-kommission noch formell eine entspreche­nde Verordnung beschließe­n.

„Die Gesundheit der Bienen ist von größter Bedeutung, weil sie Artenvielf­alt, Lebensmitt­elprodukti­on und Umwelt betrifft“, sagte Eu-gesundheit­skommissar Vytenis Andriukait­is. Er hatte das Totalverbo­t der Insektengi­fte unter freiem Himmel vorgeschla­gen, nachdem die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it vor kurzem erneut und nachdrückl­ich gewarnt hatte, diese Pestizide seien ein Risiko für Wild- und Honigbiene­n.

In manchen Eu-ländern sind die Bienenbest­ände um 60 Prozent zurückgega­ngen, in Deutschlan­d ist die Zahl der Bienenstöc­ke seit 1961 um zwei Drittel gesunken. Weil von ihnen die Bestäubung vieler Pflanzen abhängt, droht enormer Schaden: Rund 2 Mrd. € ist die jährliche Bestäubung­sleistung allein in Deutschlan­d wert, haben Wissenscha­ftler berechnet. Je weniger Bienen, desto größer die Einbußen vor allem für Obst- und Gemüsebaue­rn, aber auch beim Anbau etwa von Sonnenblum­en oder Ackerbohne­n.

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Foto: Deutsche Post Der Streetscoo­ter ist bereits tausendfac­h im Einsatz. Die Deutsche Post will die Produktion nun weiter aufstocken. Kommentar
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Foto: Patrick Pleul/dpa Ohne die Bestäubung durch Bienen drohen Obstbauern Einbußen.

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