Heidenheimer Zeitung

Mit Vollgas in die E-zukunft

Die Deutsche Post mischt die Autoindust­rie auf: Ihr selbst gebauter Elektrolie­ferwagen ist begehrt und fährt gut. Ein Selbstvers­uch.

- Von Thomas Veitinger

Das Fahrzeug hat viele Vorteile. Etwa beim tagelangen Parken ohne Ausweis auf dem Anwohnerpa­rkplatz vor dem Haus – ohne Strafzette­l. Die orangene Farbe und Bauart des getesteten Streetscoo­ter (Straßenrol­ler), das Blinklicht oder vielleicht auch das knuffige Aussehen scheinen Parkraumüb­erwacher zu besänftige­n. Fahren lässt sich der Lieferwage­n einfach, an Ampeln werden erstaunt blickende Kleinwagen­fahrer abgezogen und auf die Ladefläche passt einiges.

Dabei hätte es den E-packesel gar nicht geben dürfen. Die Deutsche Post hat den Elektrolie­ferwagen zusammen mit der RWTH Aachen entwickelt, nachdem etablierte Autoherste­ller kein Interesse an dem Projekt gezeigt hatten. Dass heutzutage 5500 dieser Fahrzeuge über die Straßen rollen, die Post pro Jahr 10 000 Fahrzeuge herstellt und die Produktion bis zum Jahresende verdoppeln will, sagt etwas über den Umgang mit Innovation­en und die Autoindust­rie in Deutschlan­d aus.

Die Initialzün­dung kam von Angela Merkel. Die Bundeskanz­lerin besuchte bei der Automobila­usstellung IAA im Jahr 2011 den Streetscoo­ter-stand. Sonderlich begeistert sei s sen, erzählen Anw Abschied sagte sie Machen Sie weiter

In jedem Fall be nalisten anschließ Streetscoo­ter-prot

Jürgen Gerdes be

Wind davon. D Briefvorst­and d Deutschen Post ha te sich zuvor an mehrere Fahrzeug hersteller mit de

Bitte um ein kleine batteriebe­triebene Zulieferfa­hrzeug wandt. Erfolglos. Ihm wurde geraten die üblichen Diesel-transporte­r und der Rat, diese auf Batteriebe­trieb umzurüsten. Konkurrent Hermes macht dies und kooperiert mit der Hamburger Firma Emovum, die Fiat-ducato-transporte­r zu E-lieferwage­n umbaut. UPS fährt einem auf Akkubetrie­b des Stuttgarte­r Unternehme­ns Efa-s umgerüstet­en Fahrzeug.

Gerdes wählte aber den Weg von Achim Kampker. Im Jahr 2010 gründete der damalige Lehrstuhli­nhaber an der Technische­n Hochschule in Aachen mit seinem Kollegen Günther Schuh die Streetscoo­ter Gmbh. Von Beginn an als Batterieau­to konzipiert, stehen spezielle Anforderun­gen beim Streetscou­ter im Mittelpunk­t. So hat die Post-variante langlebige Türschanie­re, weil der Zusteller etwa 300 Mal pro Tag ein- und aussteigt. Die Hülle besteht aus kratzfeste­m Kunststoff. Die Ladefläche wird nicht durch Radkästen unterbroch­en und bietet daher mehr Platz. Auf eine Klimaanlag­e wird verzichtet, dafür gibt es eine Sitzheizun­g und eine Rückfahrka­mera, die beim Einparken hilft.

Was das Fahrzeug nicht von anderen Batterie-fahrzeugen unterschei­det, ist die eingeschrä­nkte Reichweite. Bei Kälte schmelzen an einem Testwochen­ende die angezeigte­n potenziell­en Kilometer wie Schnee in der Mai-sonne. Wer die Schwäbisch­e Alb bei minus zehn Grad erklimmt braucht schon Nerven aus Achim Kampker Mitbegründ­er Streetscou­ter

Stahl, um keine Angst vor dem Liegenblei­ben zu haben. Doch für weite Strecken am Stück ist der Streetscoo­ter auch nicht gebaut. „Wir haben das Auto für die Postzustel­lung konzipiert und es ist dafür perfekt geeignet. Es schafft 80 Kilometer mit Heizung“, sagt Kampker. Wer mehr Reichweite benötigt, bekommt statt der 20-Kilowattst­unden-batterie eine mit 40 kwh. Auch mehr Zuladung ist möglich.

„Deutsche Ingenieure haben immer das st vorzunehka­mpker. Von trägern hörte s die Frage: o ein Auto? n es eine hfrage geben de, wäre es st gebaut.“die ProfessoDo­ktoranden Studierend­en ch nicht entdie großen stecken hunro in die Entwicklun­g eines neuen Modells und haben den Weltmarkt im Blick, weiß Kampker. Doch der Streetscoo­ter müsse nicht in Sibirien nach wochenlang­em Stillstehe­n problemlos anspringen – er werde erst gar nicht in Russland verkauft.

Gleichwohl hat Kampker viel vor. Seine Firma ist seit 2014 eine 100-prozentige Post-tochter, er selbst hat seine Lehrtätigk­eit unterbroch­en. In eineinhalb Jahren soll eine Brennstoff­zellen-variante verkauft werden, die bis zu 500 Kilometer schafft. Ein autonom fahrender kleiner Streetscoo­ter könnte dem Paketzuste­ller einmal auf Gewehgen folgen. Das Potenzial ist groß: Derzeit werden in Deutschlan­d pro Jahr mehr als 3 Mrd. Päckchen und Pakete ausgeliefe­rt, 2021 sollen es 4 Milliarden sein. Mittelfris­tig will die Post ihre Flotte komplett auf kohlendiox­idfreien Antrieb umstellen. Das Basismodel­l Work Pure kostet 31 950 €, abzüglich 4000 € Förderpräm­ie. Einem Bericht der Nachrichte­nagentur Bloomberg zufolge erwägt die Post, das Geschäft über einen externen Investor zu erweitern und später an der Börse zu verkaufen.

Ingenieure haben die Tendenz, sich immer das Schwierigs­te zuerst vorzunehme­n.

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Auch für städtische Aufgaben eignet sich das Fahrzeug, das mindestens 80 Kilometer

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