Ratlose Nummer eins
Selbst Simona Halep muss ihre Titelambitionen beim Turnier in Stuttgart begraben. Coco Vandeweghe macht mit der Weltranglistenersten kurzen Prozess.
Zu schön wäre es doch gewesen, hätte nach drei Jahren in Folge wieder eine deutsche Tennisspielerin in Stuttgart triumphiert. Doch ein spritzig und hoffnungsvoll wirkendes Trio scheiterte noch vor dem Final-wochenende. Letztes Jahr küsste Laura Siegemund den Sieger-pokal vor ihrem neuen Porsche, nachdem sie sich im historischen deutschen Duell gegen Angelique Kerber durchgesetzt hatte. Die hatte in den Jahren 2016 und 2015 die Tennisfans verwöhnt. Und viele hätten nach der fantastischen Vorstellung im Fed Cup am vergangenen Wochenende ohne zu Zögern auf Julia Görges getippt. Doch auch sie strich dieses Jahr früh die Segel. Und so bleibt die Frage, wem man den Sportwagen sonst gönnen würde.
Vielleicht hat der eine oder andere mit Simona Halep sympathisiert, die dieses Jahr als Weltbeste im Porsche-rund aufschlägt. Die Sandspezialistin aus Rumänien ist schon zum fünften Mal beim Turnier in der Schwabenmetropole, doch nie hat es zum Titel gereicht. Und auch dieses Mal wird daraus nichts. Stattdessen avanciert Coco Vandeweghe zur heißen Titelkandidatin. Die Us-amerikanerin bremste die Topfavoritin mit einem gnadenlosen 6:4, 6:1-Sieg aus. „Ich habe heute nicht ins Spiel gefunden, nicht in meinen Rhythmus gefunden“, sagte Halep, ihre Kontrahentin habe hervorragend serviert und alles wäre an ihr wie im Film vorbeigezogen. Woran es letztlich lag? „Ich habe meine Füße nicht auf den Boden gekriegt, sie war einfach besser.“
Schon nach dem Erfolg über Laura Siegemund meinte die Kalifornierin, ein Porsche würde neben ihrem Mercedes-amg ganz gut stehen. Halep, die noch froh war, nicht erneut auf die Metzingerin Siegemund getroffen zu sein, wurde eines Besseren belehrt.
Von Anfang an wuchtete die Us-lady ihre satten Schläge vor Haleps Füße, die auf Fehler ihrer Gegnerin lauerte, aber kaum welche bekam. Vandeweghe legte stets vor, Halep glich aus. Während die 26-jährige Vandeweghe nun variantenreicher spielte, zwischen hart und weich abwechselte, ging Halep innerlich mit sich ins Gericht: Ein Doppelfehler bedeutete schließlich den ersten Satzverlust (4:6). Noch viel weniger aussichtsreich aus Haleps Sicht gestaltete sich dann der zweite Durchgang, in dem die Nummer eins der Welt nur Spiel gewann (1:6).
Im vergangenen Jahr war für Halep im Halbfinale gegen Siegemund Schluss. 2015 scheiterte die Rumänin an der Dänin Caroline Wozniacki. Vor ihrem ersten Duell gegen Magdalena Rybarikova hatte Halep ihr Ziel klar formuliert: „Ich will das Auto gewinnen.“
Die 26-Jährige stieg im Oktober 2017 zur Nummer eins der Welt auf und wird auch unabhängig ihres Viertelfinal-ausscheidens in Stuttgart weiterhin von ganz oben grüßen. Halep, die noch keinen Grandslam-titel verbucht hat, erntet die Früchte ihrer jahrelangen Konstanz. Im Jahr 2014 hatte sie sich dank sieben Titelgewinnen von Rang 64 auf 2 hochgearbeitet. ein