Deutlich mehr Kinder als Kita-plätze
Kinderbetreuung Weil die Warteliste für Kindergartenplätze unerwartet lang ist, schafft die Stadt mehr Gruppen und baut auf dem Wcm-gelände eine neue Kita. Von Karin Fuchs
Angesichts einer langen Warteliste schafft die Stadt jetzt mehr Betreuungsgruppen und baut auf dem Wcmgelände neu.
Der Andrang auf die Kindergärten trifft die Stadt überraschend. Wegen Zuzugs und höherer Geburtenraten reicht trotz zurückliegender Millioneninvestitionen und geplanten Erweiterungen der Platz in den Kindergärten nicht aus.
Akut für den Herbst fehlen rund 60 Kita-plätze, nur 20 hatte die Stadt in Planung. Für April 2019 gibt es für 135 Kinder ab drei Jahren noch keinen Betreuungsplatz. Dazu kommen 108 jüngere Kinder, wobei die Stadt damit rechnet, dass in dieser Altersgruppe nicht alle Eltern ihr Kind in die Kita schicken werden. Macht unterm Strich mehr als 200 Plätze zu wenig bis zum Herbst 2019, mit rund der Hälfte hatte die Stadt bisher gerechnet. Brenzpark wird angetastet Doch woher sollen in dieser Eile die Plätze kommen? Die Stadt hat innerhalb von einer Woche einen Notplan erstellt, wobei an bestehenden Kindergärten in Kooperation mit den Kirchen zusätzliche Gruppen eingerichtet werden: am evangelischen Wichernhaus in Schnaitheim wird ein Gruppenraum umfunktioniert, am katholischen Kindergarten St. Christophorus am Mergelstetter Erbisberg entsteht eine neue Gruppe.
Der größte Wurf jedoch ist ein Kindergarten-neubau auf dem Wcm-gelände gegenüber der Gemeinschaftsschule. Innerhalb eines Jahres sollen dort vier Gruppen mit 70 Plätzen entstehen. Damit es schnell geht, soll der neue Kindergarten exakt eine Kopie des Neubaus in Modulbauweise am Albertschweitzer-weg werden.
Damit für Schule und Kindergarten genügend Freiflächen entstehen, muss die Stadt den Brenzpark antasten. Betreffen wird das einen Teil des Kirchengartens. Oberbürgermeister Bernhard Ilg selbst hatte sich für diese Idee starkgemacht mit Blick auf die Zentrumsnähe dieses Standorts.
„Kein Kind wird leer ausgehen“, verspricht Ilg, wenn vielleicht auch nicht jedes Kind sofort in den Wunschkindergarten gehen könne. Vergeben werden die Plätze nach Alter, nach Wohnortnähe und nach sozialen Kriterien. Auswärtige Kinder werden, abgesehen von den betrieblichen Kindergärten, hintangestellt. Am Donnerstag stellte Ilg die Ideen in nicht öffentlicher Sitzung dem Gemeinderat vor, der seinen Worten zufolge das Maßnahmenbündel begrüßte. „Klar geht es um den Rechtsanspruch, doch das ist zweitrangig“, sagt Ilg. Viel wichtiger sei es, die Heidenheimer Politik für gute Bildung und Betreuung fortzusetzen. „Das ist allen ein Anliegen, nachdem die Dinge sich zuspitzen.“ 15 Millionen Euro Gesamtpaket Die Kosten für das erste Ausbaupaket belaufen sich laut Ilg auf 2,8 Millionen Euro. Zur Finanzierung will die Stadt in die Rücklagen greifen. Mit Blick auf den weiter steigenden Bedarf ist schon jetzt klar, dass diese Investition nicht ausreichen wird. Mehr als 1500 Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren sollen im Jahr 2025 in Heidenheim leben, dieses Jahr zählt diese Altersgruppe 1350 Kinder.
Doch schon früher, nämlich ab 2020, wird es erneut eng bei der Betreuung. Großen Bedarf sieht die Stadt in Mergelstetten und auf den Reutenen. Auf der Erweiterungsliste stehen deshalb die Kindergärten Immergrünweg, St. Martinus und an der Mittelrainschule, sodass an die 100 weitere Plätze entstehen werden.
Um alle 350 neuen Betreuungsplatze zu schaffen, rechnet OB Ilg mit Gesamtkosten von 15 Millionen Euro. Die Statistiker rechnen nach dem Anstieg bis 2024 wieder mit einem Rückgang der Kinderzahl, die 2035 wieder auf dem Niveau dieses Jahres sein soll.