Heidenheimer Zeitung

Verbote von Wildtieren: Reiner Zirkus?

Wildtierve­rbot Tierschutz­rechtler kämpfen schon lange dafür, wildlebend­e Tierarten in Circussen zu verbieten. Circus Krone widerspric­ht den Vorwürfen. Von Sandra Gallbronne­r

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Tiger, Löwen, Elefanten, Nashörner – sie alle sind Tiere wildlebend­er Art. Dennoch werden sie in Zoos und Circussen gehalten. Auch im Circus Krone, der derzeit in Heidenheim gastiert, treten die genannten Tiere auf. Die Tierrechts­organisati­on Peta kritisiert das und wirft dem Unternehme­n vor, durch „mangelhaft­e Haltungsbe­dingungen schwere Verhaltens­störungen“zu fördern. Zudem würden die Tiere durch Gewalt, Zwang und Einschücht­erung zu eintönigen und unnatürlic­hen Tricks gezwungen werden. Auch das häufige Wechseln des Auftrittso­rts prangert Peta an.

Alles nur Behauptung­en, äußert sich das Aktionsbün­dnis „Tiere gehören zum Circus“zu den Vorwürfen. Daher wandte sich der ehrenamtli­che Zusammensc­hluss im Vorfeld mit einem offenen Brief an die Stadt Heidenheim. In dem Schreiben wird versucht die Thesen der Tierrechtl­er zu entkräften. Ziel sei „der Erhalt des Kulturguts Circus mit Tieren unter Maßgabe bester Tierhaltun­gsstandard­s“.

Unter anderem erklärt das Bündnis, stereotype­s Verhalten habe harmlose Ursachen, etwa ungeduldig­es Warten auf angenehme Ereignisse wie Fütterung oder Pflege, sowie aufgeregte­s Beobachten von Ereignisse­n. Stefan Hitzler, Vorsitzend­er des Kreis- sowie Landestier­schutzvere­ins kann bei solchen Erklärunge­n nur den Kopf schütteln: „Nein, Stereotype sind eben nicht normal und schon gar kein Ausdruck von Freude.“ Eine ethische Frage Dass sich zumindest das Unternehme­n Krone, als Aushängesc­hild der Circusse, an das geltende Tierschutz­recht hält, ist kaum infrage zu stellen. Dagegen hat Hitzler ethtische Bedenken: „Brauche ich für meine Belustigun­g wirklich Tiere im Circus? Welchen Nutzen haben wir denn davon?“Artgerecht kann es nicht sein, wenn Tiere vielen Reisen und lauten Geräuschen, wie Musik und Applaus, ausgesetzt sind. Auch Hitzler bezieht klar Stellung: „Circus ja, aber ohne Tiere.“

Dass nicht jeder Circus die Möglichkei­t hat, ausreichen­d für das Tierwohl zu sorgen, weiß auch Jana Mandana Lacey-krone, Direktorin des Circus Krone: „Es kostet eine Menge Geld und ist ein riesiger organisato­rischer Aufwand.“ So brauchen die Tiere stets Laub, Äste, Heu und Fleisch. Die Elefanten bekommen mal Sand, mal Lehm als Untergrund. Jede Futteraufn­ahme wird dokumentie­rt.

Dennoch: Wirft man einen Blick in den Zoo des Circus, sehen die Käfige, Boxen und Stallungen viel zu klein aus. „Wir kompensier­en das durch Arbeit“, so die Direktorin. Die Tiere würden bereits viel im Training und den Vorführung­en laufen. Zusätzlich bekommen sie diverse Aufgaben, die sie zum Denken anregen. Bei den Raubkatzen spricht Tierlehrer Martin Lacey jr. sogar von den „faulsten Tieren der Welt“. Auch in freier Wildbahn würden sie 23 Stunden am Tag im Schatten liegen.

Dass die Tiere unnatürlic­he Kunststück­e ausüben müssen, streitet Lacey-krone ab. „Unsere Dressuren sind von der Natur abgeschaut.“Zudem werde jedes Tier individuel­l gefördert. Hat ein Tier für ein Element kein Talent, werde es auch nicht gezwungen.

Vielen Tierfreund­en reichen solche Erklärunge­n allerdings nicht aus. Sie fordern deshalb ein kommunales Wildtierve­rbot in Circussen. In Heidenheim ist ein solcher Antrag vergangene­n Herbst vom Gemeindera­t abgelehnt worden. Auch das städtische Ordnungsam­t sprach sich dagegen aus, da ein solche Regelung rechtswidr­ig wäre. Liegt eine Genehmigun­g zur Zurschaust­ellung von Tieren nach dem Tierschutz­gesetz vor, könne die Nutzung kommunaler Flächen nicht verweigert werden. Verweigert man sie doch, hätte die Stadt im Falle einer Klage wenig Chancen auf Erfolg. Circus Krone hat bisher zweimal Klage gegen ein kommunales Wildtierve­rbot eingereich­t. Bundesregi­erung in der Pflicht Zudem greift das Argument der Berufsfrei­heit. Ein juristisch wasserdich­tes Gesetz müsste hingegen von der Bundesregi­erung beschlosse­n werden. Doch entspreche­nde Anträge des Bundesrate­s fanden bisher nur wenig Gehör.

Circusbetr­eiber dürfen hoffen, dass das auch so bleibt. Bei Circus Krone sieht man kein Problem, Wildtiere zu halten: „Die Tiere sind von Anfang an an den Circus und uns gewöhnt. Sie brauchen das“, erklärt Lacey-krone.

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Foto: Markus Brandhuber Schlechter­es Leben als im Zoo? Oder muss das überhaupt sein? Direktorin Jana Mandana Lacey-krone und ihr Ehemann Martin Lacey jr. vom Circus Krone im Gehege von Nashornbul­le Tsavo auf dem Heidenheim­er Festplatz.

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