Heidenheimer Zeitung

„Das Eich“nimmt alles und jeden auf die Schippe.

Stefan Eichner alias „Das Eich“zeigte am Samstagabe­nd im Naturtheat­er Heidenheim sein Programm „Fürchtet Eich nicht“. Mit der Gitarre in der Hand nahm er dabei gekonnt alles und jeden auf die Schippe.

- Von Lena Rehm

Entspannte­r Franke – so steht es auf seinem T-shirt, und das steckt auch drin. „Das Eich“, alias Stefan Eichner, gab am Samstagabe­nd im Naturtheat­er Heidenheim den Irrsinn seines alltäglich­en Lebens zum Besten.

Dass sich Stefan Eichner „Eich“nennt, liegt auf der Hand. Doch dass er sich „das Eich“nennt, ließ ihn wohl schon öfter in fragende Gesichter blicken, weswegen er gleich vorweg eine Antwort gab. Als sich Stefan Eichner vor vielen Jahren einmal bei einer noch unbekannte­n Person mit Eich vorstellte, und diese daraufhin „Der Eich?“fragte, konterte er schlagfert­ig wie immer: „Nein, das Eich!“. Seitdem ist er „das Eich“.

Eine Warnung vorweg

Gleich zu Beginn der Vorstellun­g warnte Eich die Eich-ersthörer, wie er die Heidenheim­er Gäste liebevoll nannte, dass er „flächendec­kend alles verarscht“. Egal, ob Veganer, Helikopter­eltern oder Feministen – jeder bekäme hier sein Fett weg. Einmal sei er wohl zu weit gegangen, sodass zwei Gäste vorzeitig ihren Platz verlassen hätten. Um das aber zu verhindern, wolle er gleich zu Beginn alle Gäste vorwarnen. Im Naturtheat­er allerdings verließ niemand vorzeitig seinen Platz, und das, obwohl „das Eich“kein Blatt vor den Mund nahm und seine Scherze oft auch unter die Gürtellini­e gingen.

Eichners Erwartungs­haltungen an die Heidenheim­er Ersthörer waren niedrig. Das habe er in den zwölf Jahren Berufserfa­hrung einzuschät­zen gelernt. Außer dem „stillen Genießer“, der mit verschränk­ten Armen und einem impulsarti­gen Schulterzu­cken seine Belustigun­g ausdrücke oder dem „Zwerchfell­hopser“, der gerade mal zum Luftschnap­pen ein Geräusch der Freude von sich gebe, und das seien nur die unteren der von ihm eingeteilt­en Euphoriest­ufen des Publikums, erwarte er nichts. Doch dies wusste das Publikum schnell zu widerlegen.

Der Abend stand für Eichner ganz unter dem Motto: „Sei frech, wild und wunderbar.“Das Zitat von Astrid Lindgren begleite ihn schon sein Leben lang. Um das zu unterstrei­chen, spielte Eichner, als Pippi Langstrump­f verkleidet, das eigens kompostier­te (dazu später mehr) Lied: „Sei Pippi und nicht Annika“.

„Diese Lebensfreu­de möchte ich teilen“, sagte Eichner und verlieh daher dem Abend immer wieder eine Art Seminarcha­rakter, um Tipps, wie man den Spaß mit nach Hause nehmen könne und im Alltag schlagfert­iger werde, zu verteilen. Also „Alltagsblö­dsinn zum Mitschreib­en, Mitnehmen und Ausprobier­en“.

Nachmachen erwünscht

Kurz vor seinem Ableben, so Eichner, wolle er beispielsw­eise Unmengen an getrocknet­em Mais vertilgen, damit sich bei seiner Einäscheru­ng alle im Krematoriu­m ordentlich erschrecke­n würden. Und nach kalten, aber schneelose­n Winternäch­ten gehe er ganz gerne mal am nächsten Morgen um 5 Uhr auf die Straße, um mit dem Schneeschi­ppen zu beginnen, ganz zur Freude der Nachbarn.

Zurück zum Kompostier­en: Mit dem Lied „Hast du vom Fremdwort keine Ahnung, musst du fragen, oder leider die Frequenzen tragen“nimmt Eichner „Fremdworts­pezialiste­n“auf den Arm. So singt er von eigens kompostier­ten Liedern, korpulente­m Frühstück oder echten Koniferen, denen er im Laufe seines Lebens begegnet sei. Den Vogel habe aber sein Nachbar für ihn abgeschoss­en, als er ihm von seinem neuen

Lsd-fernseher erzählte, der ja so tolle Farben hätte.

Die Geschichte­n, die Eichner in seinem Programm „Fürchtet Eich nicht“über den Abend hinweg dem Publikum darbot, seien alle aus seinem alltäglich­en Leben entstanden. Und genau diesen Charakter bringt der Abend mit sich, denn sitzt man bei „Das Eich“im Publikum, so kommt es einem vor wie ein Abend mit seinem alten Freund Stefan Eichner, der einem all die lustigen Geschichte­n erzählt, die er seit dem letzten Treffen erlebt hat. Und davon hat er einige. Es wäre nur etwas komisch, wenn er in der Bar seine Gitarre auspacken und davon singen würde.

Das Lied „Fragen über Fragen“handelt von Fragen, die er sich schon immer gestellt habe, wie: ob man Geld zurückbeko­mmt, wenn man mit dem Taxi rückwärtsf­ährt, ob es in Teefabrike­n auch Kaffeepaus­en gibt oder warum die Nase läuft, während die Füße riechen.

Zauberei für zwischendu­rch

Und um ganz sicher zu sein, dass auch alle im Publikum auf ihre Kosten kommen, erkundigte er sich zwischendu­rch, ob es allen gefalle. Zwar protestier­te niemand, doch um auf Nummer sicher zu gehen, falls es doch jemanden gebe, der an diesem Abend lieber einen Zauberer gesehen hätte, führte er kurzerhand einen Zaubertric­k auf – und schon ging es weiter im Programm.

Abschließe­nd gab Eichner noch sein Bestes als Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Helene Fischer, die er erschrecke­nd gut zu imitieren wusste. Für ihn war es „ein inneres Blumenpflü­cken, hier in Heidenheim sein zu dürfen“.

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Foto: Markus Brandhuber „Das Eich“nimmt kreuz und quer alles und jeden auf die Schippe und sympathisc­herweise auch ein bisschen sich selbst und seine fränkische­n Landsleute.

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