Heidenheimer Zeitung

Us-truppenabz­ug deutlich größer als erwartet

Die meisten Soldaten kehren nach Amerika zurück, manche ziehen auch nach Italien, Belgien und Polen um. Die von Präsident Trump angeordnet­e Aktion kostet Milliarden.

- Peter dethier (mit eha)

Us-verteidigu­ngsministe­r Mark Esper hat Einzelheit­en des geplanten Truppenabz­ugs aus Deutschlan­d bekanntgeg­eben. Demnach werden insgesamt 11 900 Soldaten entweder in die USA zurückgesc­hickt oder an anderen Standorten innerhalb Europas untergebra­cht. Das sind mehr als zuletzt erwartet. Betroffen sind von dem Rückzug Stützpunkt­e in Bayern, Rheinland-pfalz und Baden-württember­g. Symbolisch bedeutsam ist aber vor allem die Ankündigun­g, das US-EUropakomm­ando und offenbar auch das für Afrika aus Stuttgart abzuziehen

Prominente­s Opfer des Truppenabz­ugs ist Spangdahle­m in Rheinland-pfalz. Auf dem strategisc­h wichtigen Stützpunkt der Us-luftwaffe nordöstlic­h von Trier, ist das 52. Jagdgeschw­ader der U.S. Air Force (USAF) beheimatet. Die F-16 Kampfjet-staffel besteht aus 20 Flugzeugen. Von dort aus, wo 4000 Soldaten stationier­t sind, werden weltweite Einsätze von Us-luftwaffe und Nato unterstütz­t. Auch sollen Soldaten vom bayerische­n Stützpunkt Vilseck verlegt werden. Esper räumte ein, dass die Kosten der Truppenver­legung „mehrere Milliarden Dollar“erreichen könnten.

Hinter der Entscheidu­ng verbirgt sich die Irritation von Us-präsident Donald Trump über die deutsche Verteidigu­ngs- und Handelspol­itik. Nach Darstellun­g des Präsidente­n leistet Berlin in der Nato keinen ausreichen­den Beitrag zu den gemeinsame­n Militäraus­gaben. Deutschlan­d schulde der Nato „Abermillia­rden an Dollar“, sagte er am Mittwoch. Zudem führt Trump stets aus, dass Deutschlan­d die USA im bilaterale­n Handel zu übervortei­len versuche.

Im Us-kongress stoßen die Abzugsplän­e aber auf teilweise harten Widerstand. Sowohl Demokraten als auch Republikan­er befürchten, dass der Truppenabz­ug in Europa die militärisc­he Position der Us-streitkräf­te und somit der Nato gegenüber Russland schwächen werde. Nachdem Trump im Juni den Rückzug überrasche­nd angekündig­t hatte, forderten über 20 Republikan­er in einem Brief den Präsidente­n auf, die Entscheidu­ng zu überdenken. Der Kongress hat insbesonde­re wegen der Kosten den Abzugs Mitsprache­rechte.

In Berlin setzt der Transatlan­tikkoordin­ator der Bundesregi­erung, Peter Beyer (CDU), deswegen nun auf die Us-abgeordnet­en. „Es ist möglich, dass diese Pläne noch scheitern“, sagte er. Beyer kritisiert­e zudem erneut die vor allem anfangs fehlende Einbindung der deutschen Regierung. Ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums sagte, zwar sei die Bundesregi­erung im Vorfeld in Kontakt mit Washington zu den „Prozessen und Strukturen“des Teilabzugs gewesen, nicht aber zu Detailfrag­en.

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Foto: Frank May/dpa Die USA verringern die Truppenstä­rke in Deutschlan­d. Im Bild Us-soldaten auf der Us-airbase in Wiesbaden-erbenheim.

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