Angst vorm Internet?
Na das ist ja mal eine Überraschung! Die Kinder konnten nicht zur Schule, in den Sportverein, zum Musikunterricht oder anderswohin gehen – und statt sich mal den gesammelten Dostojewski vorzunehmen haben sie gedaddelt und gezockt. Experten haben scharenweise den Eltern geraten, die Computernutzungszeiten des Nachwuchses großzügig zu bemessen, und nun kommen andere Experten und warnen vor der Suchtgefahr. Eine entsprechende Studie schwenkt den wissenschaftlichen Zeigefinger.
Selbstredend ist Computerspielsucht nichts, was man unterschätzen sollte. Und man kann sich auch fragen, ob das stundenlange Chatten der Kinder nicht doch gelegentlich zu viel Zeit frisst. Aber gerade die Sozialkontakte über die Internetdienste haben das Pandemie-leben für unsere Töchter und Söhne erträglich gemacht.
Und selbst bei den Spielen bilden sich neue Gemeinschaften. Im Internet. Das mögen keine echten Sozialkontakte sein, aber sie sind immer noch besser als gar keine Kontakte.
Wirklich problematisch ist der oft vollständige Mangel an Kontrolle seitens der Eltern. Wenn die Hälfte aller Eltern nicht die Energie aufbringt, Dauer und Inhalt der digitalen Nutzung der Schutzbefohlenen zu kontrollieren, ist das mehr als bedenklich. Wie fast alles im Leben muss auch der Umgang mit Internet und Computerspielen gelernt werden. Soziale Netzwerke verdienen Geld mit den Aktivitäten der Nutzer. Es ist auch nicht egal, ob jemand im Internet Fußball spielt oder virtuell Menschen foltert. Wir Erwachsenen müssen uns also immer mal wieder an die eigene Nase fassen und dazulernen. Wenn wir unsere Kinder verstehen wollen. Und das, was man die digitale Welt nennt.