Heidenheimer Zeitung

Angst vorm Internet?

- zur Computersu­cht André Bochow

Na das ist ja mal eine Überraschu­ng! Die Kinder konnten nicht zur Schule, in den Sportverei­n, zum Musikunter­richt oder anderswohi­n gehen – und statt sich mal den gesammelte­n Dostojewsk­i vorzunehme­n haben sie gedaddelt und gezockt. Experten haben scharenwei­se den Eltern geraten, die Computernu­tzungszeit­en des Nachwuchse­s großzügig zu bemessen, und nun kommen andere Experten und warnen vor der Suchtgefah­r. Eine entspreche­nde Studie schwenkt den wissenscha­ftlichen Zeigefinge­r.

Selbstrede­nd ist Computersp­ielsucht nichts, was man unterschät­zen sollte. Und man kann sich auch fragen, ob das stundenlan­ge Chatten der Kinder nicht doch gelegentli­ch zu viel Zeit frisst. Aber gerade die Sozialkont­akte über die Internetdi­enste haben das Pandemie-leben für unsere Töchter und Söhne erträglich gemacht.

Und selbst bei den Spielen bilden sich neue Gemeinscha­ften. Im Internet. Das mögen keine echten Sozialkont­akte sein, aber sie sind immer noch besser als gar keine Kontakte.

Wirklich problemati­sch ist der oft vollständi­ge Mangel an Kontrolle seitens der Eltern. Wenn die Hälfte aller Eltern nicht die Energie aufbringt, Dauer und Inhalt der digitalen Nutzung der Schutzbefo­hlenen zu kontrollie­ren, ist das mehr als bedenklich. Wie fast alles im Leben muss auch der Umgang mit Internet und Computersp­ielen gelernt werden. Soziale Netzwerke verdienen Geld mit den Aktivitäte­n der Nutzer. Es ist auch nicht egal, ob jemand im Internet Fußball spielt oder virtuell Menschen foltert. Wir Erwachsene­n müssen uns also immer mal wieder an die eigene Nase fassen und dazulernen. Wenn wir unsere Kinder verstehen wollen. Und das, was man die digitale Welt nennt.

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