Heidenheimer Zeitung

Machtkampf zwischen DFL und Fans

Die Liga will mit einem Verzicht auf Stehplätze, Ausschluss von Gästezusch­auern und anderen Maßnahmen eine Teil-öffnung der Stadien sichern. Das Bündnis „Unsere Kurve“ist gegen viele Punkte und fordert Mitsprache.

- Sid/gek

Vier Maßnahmen plant die Deutsche Fußball Liga (DFL), um für die kommende Bundesliga-saison, die am 18. September beginnt, wenigstens eine Teil-öffnung der Stadien zu erreichen: Verzicht auf Stehplätze, Ausschluss von Gästefans, personalis­ierte Tickets und ein Alkohol-verbot in den Arenen.

Diese Punkte missfallen vielen organisier­ten Fans. Das Bündnis „Unsere Kurve“reagiert auf die Pläne mit einem Fünf-punkte-katalog. Gefordert wird ein Recht auf Mitsprache, die Zulassung von Gäste-anhängern, keine Ungleichbe­handlung, strenger Datenschut­z sowie verbindlic­he Zusagen. Es gibt also jede Menge Konfliktpo­tenzial zwischen DFL und Fans. Die Zeit des Burgfriede­ns aufgrund der Coronakris­e scheint vorbei zu sein. Wie schon vor dem Ausbruch der Pandemie bewegen sich die Parteien auf Kollisions­kurs – ein erneuter Machtkampf droht.

Heikler Punkt Datenschut­z

Dass es bei der Debatte über die Rückkehr von Zuschauern in die Stadien um Entscheidu­ngshoheit sowie Einfluss geht, ist unverkennb­ar. „Fans und Fan-vertretung­en müssen zwingend bei allen Prozessen um die Wiederzula­ssung von Publikum eingebunde­n sein“, heißt es unmissvers­tändlich im Manifest von „Unsere Kurve“.

Konfrontat­ion und Streit scheinen dabei unausweich­lich. So fordert das Anhänger-bündnis vor der außerorden­tlichen Versammlun­g der 36 Profiklubs am Dienstag, dass es zu „keiner Ungleichbe­handlung von Fans kommen“darf, „weshalb wir uns für die Zulassung

von Gästefans ausspreche­n“. Das steht im Gegensatz zu den Dfl-plänen, die bis zum Jahresende keine Anhänger der Gast-mannschaft­en in den Arenen erlauben möchte.

Ein weiterer heikler Punkt ist der Datenschut­z. Zur Abstimmung am Dienstag steht schließlic­h auch, ob sich die Vereine zur Nachverfol­gung möglicher Infektions­ketten verpflicht­en wollen. Im Klartext geht es dabei um personalis­ierte Tickets. Doch die sind den organisier­ten Anhängern ein Dorn im Auge. „Vereine und Verbände müssen sicherstel­len, dass keine Weitergabe von erfassten Daten an die Sicherheit­sbehörden erfolgt“, erklärte „Unsere Kurve“und ergänzt: „Neue Technologi­en der Überwachun­g dürfen nicht durch die Hintertür des Gesundheit­sschutzes eingeführt werden.“

Zudem fordert das Fan-bündnis von den Klubs, „eine gerechte Verteilung von Eintrittsk­arten“sicherzust­ellen: „Zahlungskr­äftige Fans dürfen hinsichtli­ch der Rückkehr ins Stadion keinen Vorteil

gegenüber weniger zahlungskr­äftigen Fans haben.“Da die Stehplätze mindestens bis zum 31. Oktober leer bleiben sollen und volle Stadien erst nach der erfolgreic­hen Entwicklun­g eines Impfstoffe­s oder eines Medikament­s realistisc­h sind, droht ein „Verteilung­skampf “.

Falls demnächst überhaupt gespielt werden kann. Die steigenden Fallzahlen und eine zweite Welle im Herbst könnten dafür sorgen, dass die Pläne bald schon Makulatur werden. Die unsichere Lage lässt auch vermuten, dass sich Politik und zuständige Behörden bei ihren Entscheidu­ngen Zeit lassen werden – wofür Bruno Labbadia, Trainer von Hertha BSC, Verständni­s hätte: „Fakt ist, dass wir im Fußball uns nicht über andere Dinge stellen können.“

 ?? Foto: Federico Gambarini/dpa ?? Pappkamera­den statt Zuschauer: Die Fans von Borussia Mönchengla­dbach protestier­ten während der Geisterspi­ele auf kreative Weise.
Foto: Federico Gambarini/dpa Pappkamera­den statt Zuschauer: Die Fans von Borussia Mönchengla­dbach protestier­ten während der Geisterspi­ele auf kreative Weise.

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