Mädels, an die Bälle!
Den Frauenmannschaften in der Region geht der Nachwuchs aus. Der FC Härtsfeld und der FV Sontheim schlagen Alarm.
Eigentlich Baamann
hatte
Hannah
immer mehr Talent für Fußball als für Turnen. Kein Wunder also, dass die heute 17-Jährige schon von Kindesbeinen an für Burgberg kickte – in der Jungsmannschaft, wohlgemerkt. Auch die Tatsache, dass sie sich in ihrer D-jugend-zeit das Bein brach und einige Zeit aussetzen musste, tat Baamanns Leidenschaft für den Ballsport keinen Abbruch. Seit der C-jugend spielt sie für den FV Sontheim, heute sogar in der Frauenmannschaft.
Eine kleine Erfolgsgeschichte – und zunehmend eine Seltenheit. Denn den Frauenmannschaften in der Region fehlen Nachwuchsspielerinnen wie Baamann. Als „besorgniserregend“bezeichnet Markus Voitl die Situation im regionalen Mädchenfußball. Gerade einmal drei Vereine im Kreis Heidenheim stellen laut dem Trainer des FC Härtsfeld aktuell Mädchenmannschaften: Neben dem FC selbst sind das der FV Sontheim sowie der FFV Heidenheim. Zwar gibt es in den Vereinen in Königsbronn, Gerstetten und Co. vereinzelt kickende Mädchen, doch können diese irgendwann nicht mehr mit den Jungs mithalten, sieht das Trainingsangebot in der Region mager aus.
In den unteren Klassen spielen Mädchen und Jungen zwar noch miteinander, „ab der E- beziehungsweise der D-jugend trennt es sich jedoch“, erklärt Voitl. Das Problem: Es gebe beim FC Härtsfeld zu wenig Mädchen, um eine eigene C-jugend-mannschaft zusammenzustellen. Aus diesem Grund müssen die jungen Spielerinnen oft ein paar Jahre aussetzen, bevor sie bei den B-juniorinnen
einsteigen können – vorausgesetzt, der eigene Verein hat überhaupt eine solche Mannschaft und die Mädchen haben in der turnierfreien Zeit nicht das Interesse an dem Sport verloren.
Um die Spielerinnen in dieser Zeit nicht allein zu lassen, haben sich Dischingen und Sontheim Ende 2018 zu einer Spielgemeinschaft zusammengeschlossen – die SGM Härtsfeld/sontheim. „Damit wollten wir zumindest den Spielbetrieb aufrechterhalten“, erklärt Voitl.
Sowohl er als auch Fc-jugendtrainer Michael Beckers sind froh über die SGM – doch beide sehen auch die Nachteile: „Die SGM funktioniert gut, doch das gemeinsame Training ist schwierig umzusetzen“, findet Beckers. In der Regel trainieren beide Mannschaften getrennt, ergänzt Voitl. Vor dem Turnier gebe es daher nur ein einziges gemeinsames Training. Auch die große Altersspanne der Spielerinnen von etwa 12 bis 17 Jahren mache sich hin und wieder bemerkbar. Zudem sei der Verbund eben trotz allem eine Notlösung. „Beide Vereine wünschen sich natürlich eigenständige Mannschaften“, so Beckers.
Das ist die Gretchenfrage
Der Wunsch nach eigenen Mannschaften ist da – woran hapert es also? Haben zu wenig Mädchen in der Region Interesse am Kicken? Oder gibt es einfach nicht genügend Angebote von den Vereinen? „Tja, das ist die Gretchenfrage“, findet Beckers. Es liege nicht grundsätzlich daran, dass Mädchen kein Interesse an Fußball hätten. Im Gegenteil: „Es gibt viele Mädchen, die verdammt viel Spaß am Fußball haben und sehr gerne und regelmäßig ins Training kommen“, berichtet Beckers.
Das Problem sieht der Jugendtrainer eher in den Schulen liegen. Bei den Jungs stünde Fußball von Anfang an auf dem Lehrplan, bei den Mädchen finde er im Sportunterricht hingegen kaum Beachtung. „Das kann ich so auf jeden Fall unterschreiben“, findet Hannah Baamann. Mädchenfußball während ihrer Schulzeit? Fehlanzeige. Baamanns Vorschlag: „Man müsste schon in der Grundschule versuchen, junge Mädchen für Fußball zu begeistern. In den höheren Schulformen haben sie einfach weniger Lust dazu.“Auch Voitl sieht den Weg über die Schulen als möglichen Ansatz, dem Schwund der Mädchenmannschaften entgegenzuwirken. Doch einen solchen Ansatz braucht es bald. Denn die Prognose für Frauenmannschaften in den Vereinen in Ostwürttemberg ist nicht gerade rosig.
Hausgemachtes Problem
Über kurz oder lang werden die Fußballmannschaften ausbluten, befürchtet Voitl. „Das ist aber auch ein hausgemachtes Problem von den Vereinen, wenn diese sich nicht für den Erhalt der Mädchenmannschaften engagieren.“
Oft gebe es in den Vereinen eine Person, die ein solches Projekt hochziehe, sollte diese Person aber den Verein irgendwann verlassen, breche auch das Projekt ein – und damit auch die Chance für junge Mädchen aus der Region, im Verein zu kicken.
Keine schöne Vorstellung, findet Baamann. „Wir müssen hoffentlich nicht aufhören“, sagt sie mit Blick auf den Nachwuchsmangel bei Mädchen- und Frauenmannschaften. Ihre Empfehlung: Wenn es mit den Jungs mal nicht mehr klappt, solle man die Mädchen gleich in eine reine Mädchenmannschaft stecken. Nur muss es die erst einmal geben...
Ohne eine Operation werde er wohl nie wieder Fußball spielen können. Oder aber Tennis im hohen Alter. „Ich will aber noch Sport machen, ich bin ja noch fit“, betont Mattick. Auch wenn es noch weit weg ist, hofft er somit auf ein Comeback auf dem Fußballplatz. Allerdings betont er auch: „Es gibt Schlimmeres als Sportverletzungen.“