Heidenheimer Zeitung

Wie geht es weiter bei den Heideköpfe­n?

Die Heidenheim Heideköpfe blicken auf eine ebenso ungewöhnli­che wie erfolgreic­he Saison zurück. Manager Klaus Eckle beschreibt im Interview den Weg zum fünften Meistertit­el und gibt einen Ausblick auf 2021.

- Von Thomas Jentscher

Die Corona-saison hätte eigentlich nicht besser laufen können. Manager Klaus Eckle gibt einen Rück- und wagt einen Ausblick.

Lange Zeit war nicht klar, ob in diesem Jahr wegen der Corona-pandemie überhaupt Baseball gespielt werden kann, auch die Heidenheim Heideköpfe schwankten zwischen Hoffen und Bangen. Dann hat es doch noch geklappt – und wie. Die Hsbler spielten sogar vor Zuschauern und sie holten in begeistern­den Spielen ihre fünfte deutsche Meistersch­aft. Klaus Eckle, der Gründer, Manager und Trainer, gibt einen Rückund wagt einen Ausblick.

War die Saison 2020 ein gleich dreifacher Erfolg für die Heideköpfe?

Klaus Eckle: Es war zumindest ein doppelter – in sportliche­r wie in organisato­rischer Hinsicht. Und wenn wir auch finanziell gut rauskommen, wäre es tatsächlic­h sogar ein dreifacher Erfolg. Aber das kann ich noch nicht genau sagen, wir sind mitten in den Abrechnung­en.

Und wie ist die Tendenz?

Es sieht zumindest gut aus, dass wir die schwarze Null hinbekomme­n. Das wäre ein Riesenerfo­lg für so eine Saison. Wirklich toll war wie unsere Fans reagiert haben: Wir konnten eine große Anzahl an Jahreskart­en verkaufen – und zwar zu einem Zeitpunkt, als noch gar nicht klar war, ob die Saison überhaupt stattfinde­t. Alle Sponsoren sind bei der Stange geblieben, auch die kleineren, die wegen Corona selbst große Probleme hatten, haben keine Abstriche gemacht.

War es auch ein gewisses Risiko, im Frühjahr so viel zu investiere­n?

Das stimmt, aber wir sind einfach „Berufsopti­misten“. So ist auch unsere Art, Baseball zu spielen. Als das grüne Licht der Politik kam und auch die Stadt Heidenheim voll hinter uns stand, waren alle Türen geöffnet. Wir haben genau zum richtigen Zeitpunkt angefangen und haben am letzten Tag, als es noch möglich war, vor Zuschauern zu spielen, das letzte Spiel der Finalserie ausgetrage­n. Das war wirklich eine Punktlandu­ng ohnegleich­en.

Was war in diesem Jahr größer – die sportliche­n oder die organisato­rischen Herausford­erungen?

Ich war da schon hin- und hergerisse­n. Auch hier war es gut, dass die Abteilungs­leitung als breit aufgestell­tes Team gut gearbeitet hat. Thomas Kess, Max Plitz, Frank Schmidt, Martin Gebhart, Susi Holl und viele andere mussten da enorm viel auf die Beine stellen, damit die ganzen Vorschrift­en und Hygienekon­zepte eingehalte­n werden konnten. Ich war mehr so der Verbindung­smann. Vielleicht war es wirklich in diesem Jahr organisato­risch sogar noch schwierige­r, erfolgreic­h zu sein.

Für das Vertrauen der Fans und Sponsoren habt ihr sportlich zurückgeza­hlt. Was war für Sie der Schlüssel zur erneuten Meistersch­aft?

Mit Sicherheit, dass wir von Anfang an darauf gesetzt haben, dass es eine Saison gibt. Wir hatten eine ungewöhnli­che hohe Anzahl an Testspiele­n, haben die Spieler in Kleingrupp­en intensiv vorbereite­t und sind dann jede Partie so angegangen, als wäre es ein Play-off-spiel. Das war ein Verdienst des Trainertea­ms: insbesonde­re Hannes Hirschberg­er, Markus Winkler und Simon Gühring haben da eine Topleistun­g abgerufen.

Wie war das Niveau in dieser verkürzten Saison?

Keineswegs schlechter. Es waren zwar ein paar Ausländer weniger am Start, aber die meisten Teams waren gut vorbereite­t, ganz besonders Regensburg. So gut waren die vielleicht noch nie.

War das Halbfinale gegen die Legionäre der Höhepunkt der Saison?

Absolut, das vierte Spiel mit unserem 15:14-Sieg war legendär. Wer da dabei war und danach kein Baseballfa­n geworden ist, der wird es auch nicht mehr. Klar gehört da auch ein bisschen Glück dazu. Was es bei uns aber nicht gibt, ist, dass wir in so einem Spiel aufgeben. Wir ziehen das immer bis zum Schluss durch. Wenn es nicht klappt, gehen wir eben mit wehenden Fahnen unter – aber es hat geklappt.

Das Finale gegen Bonn mutete dagegen wie ein Spaziergan­g an.

Spaziergan­g war es sicherlich keiner. Aber wir waren klar besser und ich denke, man kann schon sagen, dass Regensburg und Heidenheim in diesem Jahr die beiden besten Teams waren. Schade, dass es im Halbfinale keinen

Nord-süd-vergleich gab. Aber für den Verband war die ganze Planung auch nicht einfach und wir sind dankbar, dass überhaupt gespielt wurde.

Wie würden Sie Ihr Team beschreibe­n?

Ich glaube, wir haben eine gute Mischung von sehr erfahrenen Spielern, Leistungst­rägern im Alter zwischen 20 und 30 sowie aufstreben­den Toptalente­n. Und die Mannschaft ist vereint, es gibt keine Grüppchen. Insbesonde­re in so einer Saison gewinnt Teamleistu­ng gegen die ein oder andere herausrage­nde Einzelleis­tung.

Waren Sie zufrieden damit, wie die jungen Spieler ins Team eingebaut werden konnten?

Ja, insgesamt schon. Der ein oder andere ist zum Ende hin etwas an seine Grenzen gestoßen, aber das gehört dazu. Ich finde, sie haben sich super entwickelt, da haben manche gewaltige Sprünge gemacht.

Gibt es einen mittelfris­tigen Plan, die derzeitige Mannschaft zu verjüngen?

Das muss auf jeden Fall passieren, der ein oder andere Spieler mit Mitte oder Ende Dreißig wird nicht mehr lange dabei sein. Da spielt der Körper nicht mehr mit, die Prioritäte­n im Leben verschiebe­n sich. Uns muss deshalb nicht bange sein, es kommen extrem gute Spieler nach. Aber der Übergang sollte sanft sein, wir wollen die Talente nach und nach einbauen und nicht auf einen Schlag alle aufs Feld bringen.

Wie sieht es fürs kommende Jahr aus?

Da werden auf jeden Fall auch noch einmal alle Routiniers spielen, um vor allem im europäisch­en Champions-cup ihr Können zu zeigen.

Der Kader steht also schon weitgehend fest?

Ja, der wird ähnlich aussehen wie in diesem Jahr. Wir haben keine nennenswer­ten Abgänge, vielleicht gibt es noch kleine Verstärkun­gen. Wir wollen wieder die zweite Ausländerp­osition im Feld besetzen, wenn möglich, mit Mitch Nilsson, und wir brauchen wieder einen starken ausländisc­hen Pitcher. Das kann Wes Roemer sein, in dieser Personalie ist aber noch keine endgültige Entscheidu­ng gefallen.

Wer da kein Baseballfa­n geworden ist, der wird es auch nicht mehr.

Wie sieht es bei Lars Huijer aus? Der niederländ­ische Werfer hat im Finale eine bärenstark­e Leistung gezeigt.

Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um ihn nochmals herzuholen. Er passt hervorrage­nd ins Team und würde auch gerne wieder kommen. Allerdings ist das eine Entscheidu­ng des niederländ­ischen Verbandes, denn bei dem verdient er sein Geld. Vielleicht steht er uns ja bis zum Champions-cup Ende Mai 2021 zur Verfügung.

Steht für euch dieses Turnier nächstes Jahr im Mittelpunk­t?

Ja, weil es der letzte große Traum ist, den wir uns mit dem bestehende­n, gewachsene­n Team noch erfüllen können. Aber die Meistersch­aft ist natürlich auch immer wichtig. Eigentlich kannst du als deutsche Mannschaft den Champions-cup nicht gewinnen. Aber wir haben es schon 2010 ins Finale geschafft, jetzt versuchen wir es eben wieder. Vielleicht klappt’s ja diesmal.

Mit vier Titeln in den vergangene­n sechs Jahren habt ihr euch zum führenden Verein in Deutschlan­d entwickelt . . .

Das stimmt, auch internatio­nal haben wir für den deutschen Verband am besten abgeschnit­ten. Ich glaube schon, dass wir im Moment das Team sind, das es zu schlagen gilt. Die Mannschaft der Zukunft ist wahrschein­lich Regensburg. Die sind uns in vielen Dingen weit voraus, aber sportlich haben wir sie nochmals in die Schranken gewiesen.

Was läuft in der Oberpfalz besser?

Das ist vom Umfeld, den Trainingsb­edingungen, der Ausstattun­g her gar nicht zu vergleiche­n mit uns. Die Spieler können dort jeden Tag optimal trainieren, im Sommer wie im Winter. Von dem her spielen wir eigentlich eine Liga unter denen, auch unter den europäisch­en Topklubs.

Aber wir versuchen mit kleinen Schritten, das Umfeld auch bei uns immer weiter zu verbessern. Und bis jetzt – nicht zuletzt dank einer konstant starken Teamleistu­ng – reicht’s ja noch dafür, der Konkurrenz immer wieder ein Bein stellen zu können.

Das ist der letzte Traum, den wir uns noch erfüllen können.

 ??  ??
 ?? Foto: Kalle Linkert ?? Der Plan ging auf. Klaus Eckle wurde mit den Heideköpfe­n zum fünften Mal deutscher Meister und der Verein kam erstaunlic­h gut durch die Corona-saison. Darüber freut sich auch Teamcaptai­n Simon Gühring (links).
Foto: Kalle Linkert Der Plan ging auf. Klaus Eckle wurde mit den Heideköpfe­n zum fünften Mal deutscher Meister und der Verein kam erstaunlic­h gut durch die Corona-saison. Darüber freut sich auch Teamcaptai­n Simon Gühring (links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany