Wie geht es weiter bei den Heideköpfen?
Die Heidenheim Heideköpfe blicken auf eine ebenso ungewöhnliche wie erfolgreiche Saison zurück. Manager Klaus Eckle beschreibt im Interview den Weg zum fünften Meistertitel und gibt einen Ausblick auf 2021.
Die Corona-saison hätte eigentlich nicht besser laufen können. Manager Klaus Eckle gibt einen Rück- und wagt einen Ausblick.
Lange Zeit war nicht klar, ob in diesem Jahr wegen der Corona-pandemie überhaupt Baseball gespielt werden kann, auch die Heidenheim Heideköpfe schwankten zwischen Hoffen und Bangen. Dann hat es doch noch geklappt – und wie. Die Hsbler spielten sogar vor Zuschauern und sie holten in begeisternden Spielen ihre fünfte deutsche Meisterschaft. Klaus Eckle, der Gründer, Manager und Trainer, gibt einen Rückund wagt einen Ausblick.
War die Saison 2020 ein gleich dreifacher Erfolg für die Heideköpfe?
Klaus Eckle: Es war zumindest ein doppelter – in sportlicher wie in organisatorischer Hinsicht. Und wenn wir auch finanziell gut rauskommen, wäre es tatsächlich sogar ein dreifacher Erfolg. Aber das kann ich noch nicht genau sagen, wir sind mitten in den Abrechnungen.
Und wie ist die Tendenz?
Es sieht zumindest gut aus, dass wir die schwarze Null hinbekommen. Das wäre ein Riesenerfolg für so eine Saison. Wirklich toll war wie unsere Fans reagiert haben: Wir konnten eine große Anzahl an Jahreskarten verkaufen – und zwar zu einem Zeitpunkt, als noch gar nicht klar war, ob die Saison überhaupt stattfindet. Alle Sponsoren sind bei der Stange geblieben, auch die kleineren, die wegen Corona selbst große Probleme hatten, haben keine Abstriche gemacht.
War es auch ein gewisses Risiko, im Frühjahr so viel zu investieren?
Das stimmt, aber wir sind einfach „Berufsoptimisten“. So ist auch unsere Art, Baseball zu spielen. Als das grüne Licht der Politik kam und auch die Stadt Heidenheim voll hinter uns stand, waren alle Türen geöffnet. Wir haben genau zum richtigen Zeitpunkt angefangen und haben am letzten Tag, als es noch möglich war, vor Zuschauern zu spielen, das letzte Spiel der Finalserie ausgetragen. Das war wirklich eine Punktlandung ohnegleichen.
Was war in diesem Jahr größer – die sportlichen oder die organisatorischen Herausforderungen?
Ich war da schon hin- und hergerissen. Auch hier war es gut, dass die Abteilungsleitung als breit aufgestelltes Team gut gearbeitet hat. Thomas Kess, Max Plitz, Frank Schmidt, Martin Gebhart, Susi Holl und viele andere mussten da enorm viel auf die Beine stellen, damit die ganzen Vorschriften und Hygienekonzepte eingehalten werden konnten. Ich war mehr so der Verbindungsmann. Vielleicht war es wirklich in diesem Jahr organisatorisch sogar noch schwieriger, erfolgreich zu sein.
Für das Vertrauen der Fans und Sponsoren habt ihr sportlich zurückgezahlt. Was war für Sie der Schlüssel zur erneuten Meisterschaft?
Mit Sicherheit, dass wir von Anfang an darauf gesetzt haben, dass es eine Saison gibt. Wir hatten eine ungewöhnliche hohe Anzahl an Testspielen, haben die Spieler in Kleingruppen intensiv vorbereitet und sind dann jede Partie so angegangen, als wäre es ein Play-off-spiel. Das war ein Verdienst des Trainerteams: insbesondere Hannes Hirschberger, Markus Winkler und Simon Gühring haben da eine Topleistung abgerufen.
Wie war das Niveau in dieser verkürzten Saison?
Keineswegs schlechter. Es waren zwar ein paar Ausländer weniger am Start, aber die meisten Teams waren gut vorbereitet, ganz besonders Regensburg. So gut waren die vielleicht noch nie.
War das Halbfinale gegen die Legionäre der Höhepunkt der Saison?
Absolut, das vierte Spiel mit unserem 15:14-Sieg war legendär. Wer da dabei war und danach kein Baseballfan geworden ist, der wird es auch nicht mehr. Klar gehört da auch ein bisschen Glück dazu. Was es bei uns aber nicht gibt, ist, dass wir in so einem Spiel aufgeben. Wir ziehen das immer bis zum Schluss durch. Wenn es nicht klappt, gehen wir eben mit wehenden Fahnen unter – aber es hat geklappt.
Das Finale gegen Bonn mutete dagegen wie ein Spaziergang an.
Spaziergang war es sicherlich keiner. Aber wir waren klar besser und ich denke, man kann schon sagen, dass Regensburg und Heidenheim in diesem Jahr die beiden besten Teams waren. Schade, dass es im Halbfinale keinen
Nord-süd-vergleich gab. Aber für den Verband war die ganze Planung auch nicht einfach und wir sind dankbar, dass überhaupt gespielt wurde.
Wie würden Sie Ihr Team beschreiben?
Ich glaube, wir haben eine gute Mischung von sehr erfahrenen Spielern, Leistungsträgern im Alter zwischen 20 und 30 sowie aufstrebenden Toptalenten. Und die Mannschaft ist vereint, es gibt keine Grüppchen. Insbesondere in so einer Saison gewinnt Teamleistung gegen die ein oder andere herausragende Einzelleistung.
Waren Sie zufrieden damit, wie die jungen Spieler ins Team eingebaut werden konnten?
Ja, insgesamt schon. Der ein oder andere ist zum Ende hin etwas an seine Grenzen gestoßen, aber das gehört dazu. Ich finde, sie haben sich super entwickelt, da haben manche gewaltige Sprünge gemacht.
Gibt es einen mittelfristigen Plan, die derzeitige Mannschaft zu verjüngen?
Das muss auf jeden Fall passieren, der ein oder andere Spieler mit Mitte oder Ende Dreißig wird nicht mehr lange dabei sein. Da spielt der Körper nicht mehr mit, die Prioritäten im Leben verschieben sich. Uns muss deshalb nicht bange sein, es kommen extrem gute Spieler nach. Aber der Übergang sollte sanft sein, wir wollen die Talente nach und nach einbauen und nicht auf einen Schlag alle aufs Feld bringen.
Wie sieht es fürs kommende Jahr aus?
Da werden auf jeden Fall auch noch einmal alle Routiniers spielen, um vor allem im europäischen Champions-cup ihr Können zu zeigen.
Der Kader steht also schon weitgehend fest?
Ja, der wird ähnlich aussehen wie in diesem Jahr. Wir haben keine nennenswerten Abgänge, vielleicht gibt es noch kleine Verstärkungen. Wir wollen wieder die zweite Ausländerposition im Feld besetzen, wenn möglich, mit Mitch Nilsson, und wir brauchen wieder einen starken ausländischen Pitcher. Das kann Wes Roemer sein, in dieser Personalie ist aber noch keine endgültige Entscheidung gefallen.
Wer da kein Baseballfan geworden ist, der wird es auch nicht mehr.
Wie sieht es bei Lars Huijer aus? Der niederländische Werfer hat im Finale eine bärenstarke Leistung gezeigt.
Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um ihn nochmals herzuholen. Er passt hervorragend ins Team und würde auch gerne wieder kommen. Allerdings ist das eine Entscheidung des niederländischen Verbandes, denn bei dem verdient er sein Geld. Vielleicht steht er uns ja bis zum Champions-cup Ende Mai 2021 zur Verfügung.
Steht für euch dieses Turnier nächstes Jahr im Mittelpunkt?
Ja, weil es der letzte große Traum ist, den wir uns mit dem bestehenden, gewachsenen Team noch erfüllen können. Aber die Meisterschaft ist natürlich auch immer wichtig. Eigentlich kannst du als deutsche Mannschaft den Champions-cup nicht gewinnen. Aber wir haben es schon 2010 ins Finale geschafft, jetzt versuchen wir es eben wieder. Vielleicht klappt’s ja diesmal.
Mit vier Titeln in den vergangenen sechs Jahren habt ihr euch zum führenden Verein in Deutschland entwickelt . . .
Das stimmt, auch international haben wir für den deutschen Verband am besten abgeschnitten. Ich glaube schon, dass wir im Moment das Team sind, das es zu schlagen gilt. Die Mannschaft der Zukunft ist wahrscheinlich Regensburg. Die sind uns in vielen Dingen weit voraus, aber sportlich haben wir sie nochmals in die Schranken gewiesen.
Was läuft in der Oberpfalz besser?
Das ist vom Umfeld, den Trainingsbedingungen, der Ausstattung her gar nicht zu vergleichen mit uns. Die Spieler können dort jeden Tag optimal trainieren, im Sommer wie im Winter. Von dem her spielen wir eigentlich eine Liga unter denen, auch unter den europäischen Topklubs.
Aber wir versuchen mit kleinen Schritten, das Umfeld auch bei uns immer weiter zu verbessern. Und bis jetzt – nicht zuletzt dank einer konstant starken Teamleistung – reicht’s ja noch dafür, der Konkurrenz immer wieder ein Bein stellen zu können.
Das ist der letzte Traum, den wir uns noch erfüllen können.