Heidenheimer Zeitung

Streit um Mega-behörde

- Dorothee Torebko

Flächendec­kender Mobilfunk und schnelles Internet: Das hat die Bundesregi­erung den Bürgern versproche­n. Damit das auch gelingt, hat sie unter Federführu­ng des Bundesverk­ehrsminist­eriums eine neue Mega-behörde gegründet. Doch mit der sogenannte­n Mobilfunki­nfrastrukt­urgesellsc­haft (MIG) gibt es Probleme. Sie bringt Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) in Erklärungs­not.

Die Grünen werfen dem Minister vor, eine Behörde geschaffen zu haben, die keine konkreten Aufgaben und Ziele hat. Ihre Kritik fußt auf einem Bericht des unabhängig­en Bundesrech­nungshofs. Dieser hatte bemängelt, dass nicht klar sei, wofür die Behörde überhaupt gebraucht werde. Es gebe bereits Stellen zum Ausbau der digitalen Infrastruk­tur und der Mobilfunkn­etze – etwa die Bundesnetz­agentur. Eine neue Gesellscha­ft könne ein „unkoordini­ertes Nebeneinan­der“bedeuten.

Zudem vermuteten die Rechnungsp­rüfer, dass bei der Wirtschaft­lichkeitsu­ntersuchun­g der Behörde nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Externe Berater kamen zu dem Schluss, dass die MIG doch am besten Tochter des bundeseige­nen Lkw-mautuntern­ehmens Toll Collect sein sollte. Der Bundesrech­nungshof kritisiert das. Denn ein Andocken an die Bundesnetz­agentur wäre günstiger und das vorhandene Gutachten eine Gefälligke­it gewesen. Das Verkehrsmi­nisterium weist die Vorwürfe zurück. Doch der Rechnungsh­of fordert eine neue Wirtschaft­lichkeitsu­ntersuchun­g.

Scheuer muss nachsitzen

Die Opposition bekräftigt dies. „Scheuers Auftragsgu­tachten ist das Papier nicht wert, auf dem es geschriebe­n steht. Aber auch an anderer Stelle muss Scheuer nachsitzen und liefern“, sagt Sven-christian Kindler (Grüne). Damit endlich Klarheit über die Ziele und den Nutzen der Behörde herrscht, haben die Grünen bereits vor Wochen ein Offenlegen des Gesellscha­ftsvertrag­s gefordert. Bisher ist nichts geschehen. Daher machen sie nun mit einem Antrag nach dem Informatio­nsfreiheit­sgesetz Druck. Gibt Bundesmini­ster Scheuer die Dokumente nicht heraus, können die Grünen gerichtlic­h vorgehen. „Alle Karten müssen auf den Tisch. Mit der Vertuschun­g im Verkehrsmi­nisterium muss endlich Schluss sein“, fordert Kindler.

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Foto: Christoph Soeder/dpa Steht unter Druck: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer.

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