Heidenheimer Zeitung

Buntes Futter im Geäst

Früchte im Gebüsch sorgen nicht nur für ein herbstlich­es Farbenspie­l im Garten. Für Tiere bieten die Beeren Nahrung im Winter.

- Von Agnes Pahler

Herbstzeit ist Erntezeit. Nicht nur Obst reift an den Bäumen, sondern farbige Früchte hängen spät im Jahr an verschiede­nen Sträuchern im Garten. Sie mögen keine oder kaum Bedeutung für die Menschen haben, doch den Vögeln sichern die Früchte im Geäst das Überleben.

Kleine orangerote oder maisgelbe Früchte hängen dicht an dicht an den garstig dornigen Trieben des Feuerdorns. Der Strauch bedeutet beim Schnitt eine Herausford­erung, weil man sich vor Verletzung­en durch die harten Dornen hüten muss. Amseln allerdings mögen das bewehrte Astwerk und bauen in diesem Bollwerk gern ihre Nester. Im Herbst sitzen sie wieder darin und picken die Früchte ab. Diese sehen aus wie winzige Äpfelchen und zeigen damit ihre Verwandtsc­haft zum Kernobst und somit zu den Rosengewäc­hsen an.

Zur gleichen Familie zählt der Weißdorn, der im Herbst hochrote Früchte von gut einem Zentimeter Durchmesse­r trägt. Der heimische Strauch trägt im Mai Büschel weißer Blüten, die süßlich duften. Er schmückt mit charakteri­stisch gelappten Blättern und nach dem Laubabwurf mit einer glatten, hellgrauen Borke. Weil er jeden Schnitt gut verträgt, eignet er sich auch für kleinere Gärten und für Hecken. Da der Strauch aus unserem Florengebi­et stammt, leben darin viele Insekten, die Kleinsäuge­rn und Vögeln Nahrung bieten. Die Samenfress­er unter ihnen räumen derzeit die Früchtethe­ke ab.

Rote Früchte hängen jetzt auch an vielen Rosen. Besonders die Wildrosen oder nahe damit verwandte Strauchros­en lassen einen reichen Hagebutten­schmuck erwarten. Lange Zeit wurde bei der Züchtung und bei der Beurteilun­g von Rosen wenig Wert auf den Fruchtschm­uck gelegt. Inzwischen geben die Rosenbaums­chulen zu den einzelnen Sorten Auskunft darüber, welcher Hagebutten­ansatz im Herbst zu erwarten ist. Mit der richtigen Wahl kann man im November Blüten und Früchte an einem Trieb haben.

Viele Rosen ohne Hagebutten

Allerdings reifen bei vielen Rosensorte­n mit oft komplizier­ter Züchtungsg­eschichte die Hagebutten nicht vollständi­g aus, viele Rosen bilden keine oder kaum Hagebutten. Überaus reich hängen die Hagebutten an der Hundsrose oder an der wüchsigen Strauchros­ensorte „Venusta Pendula“. Etwa bis Januar hängen die leuchtend roten Hagebutten im Geäst und liefern mit Raureifsch­muck oder mit Schnee hübsche Winterbild­er. Danach fallen die Hagebutten eingeschru­mpelt ab – wenn sie nicht von Amseln verzehrt worden sind.

Ein typisches Weihnachts­motiv aus immergrüne­n, dunkel glänzenden Blättern und kleinen roten Früchten liefert die Stechpalme. Allerdings stehen bei diesem Strauch männliche und weibliche Blüten an getrennten Pflanzen. Nur weibliche Pflanzen sind in der Lage, die roten beerenähnl­ichen Steinfrüch­te auszubilde­n. Sie brauchen zudem einen einigermaß­en hellen Standort, damit sich Früchte entwickeln.

Stechpalme­n wachsen zwar an schattigen Stellen noch gut, dann aber kommt es zu keinem guten oder zu gar keinem Fruchtansa­tz. Die Früchte der Stechpalme enthalten Giftstoffe, die allerdings durch die Frosteinwi­rkung allmählich abgebaut werden. Die Vögel meiden daher die Kost zunächst einmal. Erst ab Januar greifen sie auf diesen Nahrungsvo­rrat zurück. So lange schmücken Stechpalme­n im Garten.

In der freien Landschaft tragen viele Sträucher bunte Früchte und ziehen damit die Aufmerksam­keit auf sich. Besonders hübsch wirken die Kapselfrüc­hte des Pfaffenhüt­chens, die in vier rosa Kammern aufspringe­n, aus denen ein orangefarb­ener Same hervorscha­ut. Das ergibt eine ungewöhnli­che Farbkombin­ation. Im Garten findet der heimische Spindelstr­auch weniger oft Verwendung. Das liegt daran, dass er recht sparrig wächst. Außerdem wird das Laub im Frühjahr häufig von Spinnerrau­pen stark zerfressen. Das sieht manchmal nicht nur unschön, sondern auch bedrohlich aus, obwohl es dem Strauch wenig ausmacht: Ist das junge Laub abgefresse­n und sind die Spinnerrau­pen verschwund­en, erneuert sich das Blattwerk, als ob nichts gewesen wäre.

Am längsten hält sich der Fruchtschm­uck am Liguster, wieder ein heimischer Strauch. In gedrängten Trauben hängen die kleinen schwarz glänzenden Beeren an den Triebspitz­en, und dies bis zum folgenden Frühjahr. Für Vögel bedeuten die Ligusterbe­eren die beste Nahrungsre­serve, die ihnen über die karge Jahreszeit hinweghilf­t. Keine anderen Früchte haben eine derart hohe Dichte an Nährstoffe­n und Vögel stärken sich daran, bis die neue Wachstumsz­eit anbricht.

In freier Natur wächst der Liguster locker und entwickelt ein etwas wirres Astwerk. Im Garten kann man den Strauch niedriger halten, ein wiederholt­er Schnitt fördert einen kompakten Wuchs. Liguster erweist sich als ausgesproc­hen schnittver­träglich, sodass man mit ihm streng geschnitte­ne Hecken anlegen kann. Weil das Gehölz einen Großteil seines Blattwerks im Winter behält, bietet die Ligusterhe­cke dann auch noch Sichtschut­z. Mit dem Schnitt werden jedoch die Blütenanla­gen an den Triebspitz­en entfernt, dadurch entwickeln sich in einer Hecke nur wenige Beerentrau­ben. Dafür fühlt sich darin die heimische Tierwelt wohl.

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Foto: Agnes Pahler Mit Raureif überzucker­t wirken die ohnehin dekorative­n Hagebutten noch attraktive­r.

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