Zwischen Naturschutz und Freizeitdruck
Aus Naturschutzgründen werden 2,3 Hektar Heidefläche eingezäunt. Trotzdem soll das Gebiet weitgehend zugänglich bleiben.
Auf der Schnaitheimer Hirschhalde werden 2,3 Hektar Heidefläche eingezäunt. Trotzdem soll das Gebiet für Spaziergänger weitgehend zugänglich bleiben.
Besonders im Sommer sind die Heideflächen auf der Schnaitheimer Hirschhalde ein beliebtes Ziel für Spaziergänger. Zahlreiche Wege und Pfade führen durch das ehemalige Steinbruchgebiet oberhalb der Steigstraße, zudem stehen zwei größere Grillstellen zu jedermanns Verfügung. An all dem soll sich auch in Zukunft nichts ändern, die kleine unter Naturschutz stehende Oase bleibt erhalten und zugänglich. Aber: Ein Teil des Gebiets, eine Fläche von rund 2,3 Hektar inklusive einer der Grillstellen, soll ganzjährig eingezäunt werden.
Ohne Schafe: Wald statt Heide
Und zwar aus Gründen des Naturschutzes. „Hier hat sich ein sehr wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen entwickelt“, sagt Maren Leuker, Mitarbeiterin des Bereichs Naturschutz und Landschaftspflege am Regierungspräsidium Stuttgart. Diesen speziellen Lebensraum zu erhalten, ist allerdings gar nicht so einfach. Denn würde man die Fläche einfach sich selbst überlassen, würde sie recht schnell verbuschen. Letztendlich würde sich die Heide sogar in einen Wald verwandeln. Der sonnenliebende Kalkmagerrasen, die riesigen Vorkommen an Küchenschellen und Orchideen, die Rotflügelige Schnarrschrecke – sie alle hätten keine Chance.
Dass die Heide überhaupt so aussieht, wie sie aussieht, ist der jahrzehntelangen Beweidung durch Schafe zu verdanken. Bis heute ist die Nattheimer Schäferei Wiedenmann zwei- bis dreimal pro Jahr vor Ort. Allerdings ist das Gelände nicht gerade einfach zu beweiden. Wegen der vielen Hügel und Hänge ist es für den Schäfer unübersichtlich. Hinzu kommen die vielen Spaziergänger. Den Hütehund könne man dort jedenfalls nicht schicken, sagt Maren Leuker.
Die Folge? Die Schafe und Ziegen können nicht so lange auf der Fläche bleiben und kommen der vielen Arbeit nicht nach. Sehen könne man das jetzt im Herbst etwa an dem vielen hohen Gras, das den geschützten Pflanzen das Licht nimmt, und an den Gehölzen, die innerhalb nur eines Jahres mannshoch gewachsen sind. In der Vergangenheit wurden letztere bereits manuell, sprich mit der Motorsäge, entfernt. Eine teure Angelegenheit, wie Maren Leuker weiß. Zudem seien die Hochflächen mit Maschinen nicht zugänglich.
Mobiler Zaun ist nicht möglich
Und das bedeutet: Die einzige langfristig lohnende Möglichkeit, die Heidefläche zu erhalten bzw.
wieder in einen besseren Zustand zu versetzen, ist eine stärkere Beweidung durch Schafe. Damit das funktioniert, brauchen die Tiere jedoch ihre Ruhe und der Schäfer die Gewissheit, dass die gesamte Herde beisammenbleibt. Mit einem gesteckten bzw. mobilen Zaun würde das auch gehen. Allerdings nur in der Theorie. Denn:
Der steinige Untergrund und die steilen Hänge, beschreibt Vanessa Liebrich-krismann vom Landschaftserhaltungsverband, ist dafür alles andere als geeignet.
Bleibt also nur ein festverankerter Zaun. Das ausgewählte Modell besteht aus Holzpfosten und fünf Drahtlitzen. In anderen Gebieten im Kreis Heidenheim, etwa am Steinweiler Steinbruch und auf der Steinheimer Hirschhalde, habe man mit diesem Typ bereits gute Erfahrungen gemacht, sagt Liebrich-krismann. Trotzdem weiß man sowohl im Regierungspräsidium als auch beim Landschaftserhaltungsverband um den schwierigen Spagat: „Wir wollen die Leute mit dem Zaun ja nicht aussperren“, versichert Maren Leuker.
Deshalb wird der rund 650 Meter lange und je nach Topografie einen bis eineinhalb Meter hohe Zaun mit vier Toren versehen. So bleibt das beliebte Gebiet auch weiterhin für Spaziergänger und Besucher der Grillstelle zugänglich. Einzige Ausnahme: Sind die Schafe auf der Fläche, werden die Tore verschlossen, zudem steht der Zaun während dieser Zeit unter Strom. Wie oft und wie lange das der Fall sein wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Hier müsse man erst einmal Erfahrungen sammeln, begründet Liebrich-krismann. Sprich herausfinden, wie oft und wie intensiv die Fläche beweidet werden muss, damit die seltenen Heidepflanzen wachsen und gedeihen können.