Faszination Triathlon – zwei Sportler erzählen
Beim SV Mergelstetten gibt es seit 2015 die Möglichkeit, in der Gruppe für den Ausdauerwettkampf zu trainieren. Leiter Marcus Pfeffer und der noch junge Thilo Hotz sind fasziniert davon – warum?
Beim SV Mergelstetten kann in der Gruppe für den Triathlon trainiert werden. Marcus Pfeffer und Thilo Hotz sind begeistert – warum?
Marcus Pfeffer war mal Tennisspieler. Thilo Hotz Handballer. Heute trainieren sie gemeinsam – für den Triathlon. Beide sind leidenschaftliche Anhänger des Ausdauerwettkampfes geworden und haben dafür ihre einstige Sportart aufgegeben oder hintenangestellt. „Beim Handball stehe ich im Tor. Dieses Jahr hätte es bei der TSG Schnaitheim eigentlich eine dritte Mannschaft geben sollen, in der ich noch ab und zu hätte spielen können, aber wegen Corona war das nicht mehr möglich“, erzählt Hotz, der in Schnaitheim lebt und arbeitet.
Erst seit zwei Jahren trainiert er so richtig für den Triathlon, mit einem eigenen Zeitfahrrad und einer vernünftigen Schwimmausrüstung. „Bei meinem ersten Triathlon bin ich mit einem alten Stahlrennrad von meinem Onkel gestartet. Mit Rahmenschaltung, die Übersetzung war so schlecht, dass ich an einem Berg sogar absteigen musste“, erinnert er sich lachend. „Einen Neoprenanzug hatte ich auch nicht, ich bin mit einer normalen Badehose in die Donau gesprungen.“
Sein erster Wettkampf war der Einstein-triathlon in Ulm. Hotz hat daran einfach so zum Spaß teilgenommen. Vergnügen hat es ihm tatsächlich bereitet, in Sachen Leistung hat er sich aber gesagt: Das muss besser gehen. Jetzt steht der 29-Jährige vor seiner ersten Langdistanz in Frankfurt nächstes Jahr – 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren, 42 Kilometer laufen.
Mit der Langdistanz bereits bestens vertraut ist Marcus Pfeffer. Er und Martin Zimmt sind der Grund dafür, dass es beim SV Mergelstetten Trainingsangebote für Triathleten gibt. 2015 haben die beiden eine Gruppe beim SVM gegründet, die anfangs gerade mal aus fünf Mitgliedern bestand. Der Vereinsvorsitzende Thomas Bassmann aber fand den Plan gut und mit weiterer Unterstützung wuchs die Gruppe an.
Mittlerweile 30 aktive Sportler
„Heute sind in der What’s-appgruppe 50 Sportler, meistens sind um die 30 davon aktiv“, erklärt Pfeffer. Angegliedert sind die Triathleten bei der Outdoor-abteilung des SVM, zu der noch der Lauftreff und die Leichtathletik gehört. Nicht alle trainieren freilich für die Langdistanz. Beim SVM geht es darum, mit anderen Ausdauersportlern gemeinsam zu trainieren, seien es Anfänger oder ambitionierte Triathleten. Zweimal pro Woche gibt es ein Schwimmtraining, dazu kommen in Kleingruppen organisierte Läufe und Ausfahrten mit dem Rad. Im Sommer können die Sportler auch auf der Bahn trainieren und im Winter beim Rumpf-stabilisationstraining mitmachen.
Sieben Athleten, darunter auch Pfeffer und wie schon erwähnt Hotz, sind für nächstes Jahr bei der Langdistanz angemeldet. Entweder in Frankfurt, Hamburg oder bei der Challenge Roth in Mittelfranken, die weltweit bekannt ist und mit mehreren Hunderttausend Zuschauern und Sportlern der Weltelite über die Bühne geht – „wie Tennis in Wimbledon“, schrieb einst die „FAZ“.
Pfeffer hat sich das Spektakel 2011 als Zuschauer angesehen. Ihm war sofort klar, dass er beim nächsten Mal mitmachen muss. Die erste Langdistanz absolvierte der 52-Jährige also 2012. „Die Atmosphäre war der Wahnsinn. In welchem Sport gibt es das sonst, dass man vor so vielen Zuschauern und mit der Weltelite an den Start gehen darf?“, ist der Heidenheimer begeistert.
Ähnlich wie Hotz hat auch Pfeffer erst mit 25 Jahren mit Ausdauersport angefangen, zunächst mit dem Laufen – auch heute noch seine stärkste Disziplin. 1996 lief er den Marathon in Berlin. Beim Radfahren ist er mit der Zeit „besser geworden“, wie er sagt, beim Schwimmen aber sieht es nicht so rosig aus. „Wenn man erst mit 38 das Kraulen richtig lernt, wird man darin nicht mehr gut“, gibt er zu. Viele Triathleten, erklärt er, kommen eigentlich vom Schwimmen, der technisch schwersten Disziplin, und packen dann Laufen und Radfahren obendrauf.
Mit 20 Athleten nach Mallorca
12 bis 16 Stunden Training pro Woche sind in dem halben Jahr vor einem Start bei der Langdistanz laut Pfeffer notwendig. Für Hotz etwa ist Montag der Ruhetag, sonst trainiert er täglich und am Wochenende sind die längeren Einheiten dran. Am Triathlontraining begeistert ihn, dass man jeden Tag etwas machen kann. Mal sind die Beine dran, mal die Arme oder der Oberkörper.
Vergangenes Jahr war Hotz zum ersten Mal beim Svm-trainingslager auf Mallorca dabei, stattgefunden hat es jetzt schon dreimal. 20 Sportler, zehn Tage, ein Ruhetag.
„Die erste Ausfahrt machen wir immer gemeinsam. Ab dem zweiten Tag gibt es drei Leistungsgruppen“, beschreibt Pfeffer. Nächstes Jahr soll es, zumindest mal geplant, in die Toskana gehen.
Jeder der Sportler verfolgt dabei seine ganz eigenen Ziele, was Pfeffer besonders am Triathlon gefällt. „Ich empfinde es auch weniger ergebnisorieniert als reine Laufwettbewerbe“, vergleicht der 52-Jährige. Bei Läufen sei er immer als erstes nach seiner Zeit gefragt worden, beim Triathlon gehe es vielmehr darum, ins Ziel zu kommen. „Selbst, wenn man 20 Kilometer zu Fuß gehen muss, fragt nachher keiner danach“, sagt Pfeffer. Für Hotz geht es in Frankfurt nächstes Jahr auch erst mal darum, gut durchzukommen, idealerweise ohne Gehpausen. „Beim zweiten Mal will man seine Zeit verbessern, aber beim ersten Mal ist es noch anders.“
Heimwettkampf der Mergelstetter ist übrigens der Triathlon in Lauingen, bei dem die Mittelund die Langdistanz ausgewählt werden können. Mit rund 20 Sportlern stellt der SVM jedes Jahr das größte Team – dank eines einheitlichen Anzugs auch nicht zu übersehen. „Das macht schon was her“, ist Pfeffer stolz.
Lauingen, Roth, Frankfurt – für die Sportler ist jeder Wettkampf etwas Besonderes. Aber fehlt da nicht noch etwas? „Ja, ganz unrealistisch ist es nicht, dass ich mal beim Ironman auf Hawaii dabei bin“, sagt Pfeffer.
In zwei Jahren kommt er in eine andere Leistungsklasse, die Chance auf seine Qualifikation erhöht sich dann und wer weiß? Vielleicht geht’s für die Svm-gruppe bald nicht mehr nur ins Trainingslager, sondern nach Hawaii – zum Anfeuern.