Heidenheimer Zeitung

Ein Nachruf auf die lebenden Toten

- Dominik Guggemos

Was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr am Leben sind? Eine Frage, die die eh schon große Differenz zwischen Eigen- und Fremdwahrn­ehmung vieler Menschen zu sprengen droht. Kein Wunder, dass der Schriftste­ller Mark Twain gern mit dem berühmten Bonmot zitiert wird: „Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertriebe­n.“

Einige Prominente, darunter die Queen und die Fußball-legende Pelé, haben vor Kurzem eine Antwort auf diese fundamenta­le Frage erhalten. Keine Sorge, sie sind noch wohlauf, die Frage wurde im Diesseits beantworte­t. Dem französisc­hen öffentlich-rechtliche­n Radiosende­r RFI war ein äußerst unangenehm­er Fehler unterlaufe­n. Alle vorbereite­ten Nachrufe wurden auf der Homepage online gestellt. Wie peinlich!

Nachrufe geben den Ton vor, in dem die Person der Nachwelt in Erinnerung bleiben wird. Bei manchen Personen des öffentlich­en Lebens will man sich gar nicht vorstellen, wie sie es aufnehmen würden, von der Einschätzu­ng zu erfahren. Friedrich Merz würde in jedem Fall eine Verschwöru­ng gegen sich wittern. Markus Söder würde es sich verbitten, dass man ihm den Ehrgeiz unterstell­t, Kanzler zu werden. Armin Laschet wäre hingegen überrascht, wenn man es tut. Donald Trump, Präsident mit nur einer Amtszeit? „Fake News! Ich habe gewonnen!!“Ob der Sender RFI wütende Leserbrief­e von den noch lebenden Toten erhalten hat, ist nicht bekannt.

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