Ein Nachruf auf die lebenden Toten
Was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr am Leben sind? Eine Frage, die die eh schon große Differenz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung vieler Menschen zu sprengen droht. Kein Wunder, dass der Schriftsteller Mark Twain gern mit dem berühmten Bonmot zitiert wird: „Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben.“
Einige Prominente, darunter die Queen und die Fußball-legende Pelé, haben vor Kurzem eine Antwort auf diese fundamentale Frage erhalten. Keine Sorge, sie sind noch wohlauf, die Frage wurde im Diesseits beantwortet. Dem französischen öffentlich-rechtlichen Radiosender RFI war ein äußerst unangenehmer Fehler unterlaufen. Alle vorbereiteten Nachrufe wurden auf der Homepage online gestellt. Wie peinlich!
Nachrufe geben den Ton vor, in dem die Person der Nachwelt in Erinnerung bleiben wird. Bei manchen Personen des öffentlichen Lebens will man sich gar nicht vorstellen, wie sie es aufnehmen würden, von der Einschätzung zu erfahren. Friedrich Merz würde in jedem Fall eine Verschwörung gegen sich wittern. Markus Söder würde es sich verbitten, dass man ihm den Ehrgeiz unterstellt, Kanzler zu werden. Armin Laschet wäre hingegen überrascht, wenn man es tut. Donald Trump, Präsident mit nur einer Amtszeit? „Fake News! Ich habe gewonnen!!“Ob der Sender RFI wütende Leserbriefe von den noch lebenden Toten erhalten hat, ist nicht bekannt.