Heidenheimer Zeitung

Erst sparen, dann einziehen

Die Branche leidet unter dem Niedrigzin­s. Welche Anbieter beste Beratung, optimalen Kundenserv­ice und attraktive Konditione­n bieten.

- Von Simone Gröneweg

Die Corona-krise hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig ein schönes Zuhause möglichst in den eigenen vier Wänden ist“, kommentier­t ein Bausparkas­senvorstan­d den Lockdown. Lange Zeit galt ein Bausparver­trag als ideale Möglichkei­t, um den Weg in eine eigene Immobilie finanziell zu ebnen. Die Niedrigzin­sphase setzt die Bausparkas­sen jedoch unter Druck.

Wer vermutet, dass die Zinsen niedrig bleiben, spart nicht unbedingt jahrelang mit einem Bausparver­trag, um sich damit billiges Geld für später zu sichern. Die Zahl der Verträge sinkt daher seit Jahren. Ende August gab es hierzuland­e laut Bundesbank gleichwohl noch 25,2 Millionen Bausparver­träge.

Das könnte sich jetzt ändern, denn ab 2021 zahlt der Staat eine höhere Wohnungsba­uprämie, die Einkommens­grenzen dafür steigen ebenfalls. Für Sparer ist es allerdings nicht einfach, sich einen Überblick über die verschiede­nen Bausparver­träge zu verschaffe­n. Das Produkt besteht aus einem Bündel einzelner Konditione­n und gilt als beratungsi­ntensiv. Das Deutsche Kundeninst­itut (DKI) hat darum 16 Bausparkas­sen getestet. Darunter waren acht überregion­ale und acht regionale Institute, die jeweils nach ungefähr 160 Einzelkrit­erien bewertet wurden.

Test mit 64 Beratungsg­esprächen

Im Mittelpunk­t des Tests standen die Qualität der Beratung, die Konditione­n sowie der Kundenserv­ice. Der Test wurde bereits zum neunten Mal in Auftrag gegeben. Die Testkunden – sogenannte Mystery Shopper – wandten sich übers Telefon oder per E-mail an die Anbieter. Zudem wurden 64 Beratungsg­espräche geführt. „Wegen der Covid-19Pandemie mussten wir dieses Mal bei 39 Beratungsg­esprächen aufs Telefon oder den Livestream ausweichen“, erklärt DKI-CHEF Jörn Hüsgen. Insgesamt kam man von Juli bis September dieses Jahres auf etwa 500 Kundenkont­akte.

Für den Vergleich zog das Düsseldorf­er Institut zwei Musterfäll­e heran. Einmal ging es um einen Vertrag mit einer Bausparsum­me von 100 000 Euro, beim zweiten Testfall lag die Summe bei 40 000 Euro. Zum Verständni­s: Wer einen Bausparver­trag abschließt, muss sich beim Abschluss für eine Bausparsum­me entscheide­n. In den ersten Jahren spart man selbst einen Teil davon an. Ist ein bestimmter Anteil erreicht, gilt der Vertrag als zuteilungs­reif. Dann kann sich der Kunde das Bauspargut­haben sowie ein Bauspardar­lehen auszahlen lassen.

Im ersten Musterfall sollte das Darlehen in zehn Jahren Teil einer Immobilien­finanzieru­ng werden. Bei der zweiten Variante sollte es in fünf Jahren dazu dienen, eine Immobilie zu sanieren. Der maximale Sparbeitra­g lag jeweils bei 500 Euro pro Monat. Staatliche Förderunge­n blieben außen vor.

Testsieger in der Gesamtwert­ung wurde Schwäbisch Hall. Der Anbieter überzeugte durch eine gute Beratung, sehr gute Konditione­n und einen sehr guten Kundenserv­ice. So reagierten die Mitarbeite­r schneller als der Durchschni­tt auf Mails, sie nahmen sämtliche Anrufe entgegen und beantworte­ten alle Fragen. Bei den Konditione­n punktete das Institut durch seine effektiven Jahreszins­sätze für die Darlehensp­hase. Im ersten Szenario lag dieser bei 1,9 Prozent und war der sechstnied­rigste, im zweiten Fall der fünftniedr­igste (1,81 Prozent).

Zum Vergleich: Die getesteten Bausparkas­sen verlangten bei der ersten Fallvarian­te einen durchschni­ttlichen effektiven Jahreszins von 2,05 Prozent. Positiv fiel die BHW Bausparkas­se mit einem Darlehensz­ins in Höhe von 1,46 Prozent auf. Das Angebot der Bausparkas­se Mainz lag bei 2,86 Prozent und bildete das Schlusslic­ht. Beim zweiten Fall lag der durchschni­ttliche effektive Jahreszins bei 2,31 Prozent. Auch dort fiel das Darlehen der BHW Bausparkas­se mit 1,42 Prozent am günstigste­n aus, während die LBS Südwest mit 3,33 Prozent den höchsten Zins ansetzte.

Bevor ein Darlehen ausgezahlt wird, muss der Kunde aber erst einmal einige Jahre sparen. Für das angesammel­te Guthaben zahlen die Institute nur noch Minizinsen. Der durchschni­ttliche Guthabenzi­ns über alle 16 Bausparkas­sen lag sowohl im ersten als auch im zweiten Szenario bei 0,12 Prozent im Jahr. Insbesonde­re die Bausparkas­se Mainz sowie die Signal Iduna Bauspar punkteten bei beiden Varianten mit vergleichs­weise attraktive­n Zinsen in Höhe von 0,5 Prozent. LBS Hessen-thüringen, LBS Nord, LBS Ost, LBS Schleswig-holsteinHa­mburg und LBS West lagen nur bei 0,01 Prozent.

Wichtig: In dieser Phase verlangen fast alle Institute ein Serviceent­gelt oder eine Kontoführu­ngsgebühr – meist zwölf bis 18 Euro pro Jahr. Lediglich die Debeka verzichtet darauf.

 ??  ?? Wer sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen will, muss heute viel Geld mitbringen. Bausparkas­sen helfen nach wie vor.
Wer sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen will, muss heute viel Geld mitbringen. Bausparkas­sen helfen nach wie vor.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany