Erst sparen, dann einziehen
Die Branche leidet unter dem Niedrigzins. Welche Anbieter beste Beratung, optimalen Kundenservice und attraktive Konditionen bieten.
Die Corona-krise hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig ein schönes Zuhause möglichst in den eigenen vier Wänden ist“, kommentiert ein Bausparkassenvorstand den Lockdown. Lange Zeit galt ein Bausparvertrag als ideale Möglichkeit, um den Weg in eine eigene Immobilie finanziell zu ebnen. Die Niedrigzinsphase setzt die Bausparkassen jedoch unter Druck.
Wer vermutet, dass die Zinsen niedrig bleiben, spart nicht unbedingt jahrelang mit einem Bausparvertrag, um sich damit billiges Geld für später zu sichern. Die Zahl der Verträge sinkt daher seit Jahren. Ende August gab es hierzulande laut Bundesbank gleichwohl noch 25,2 Millionen Bausparverträge.
Das könnte sich jetzt ändern, denn ab 2021 zahlt der Staat eine höhere Wohnungsbauprämie, die Einkommensgrenzen dafür steigen ebenfalls. Für Sparer ist es allerdings nicht einfach, sich einen Überblick über die verschiedenen Bausparverträge zu verschaffen. Das Produkt besteht aus einem Bündel einzelner Konditionen und gilt als beratungsintensiv. Das Deutsche Kundeninstitut (DKI) hat darum 16 Bausparkassen getestet. Darunter waren acht überregionale und acht regionale Institute, die jeweils nach ungefähr 160 Einzelkriterien bewertet wurden.
Test mit 64 Beratungsgesprächen
Im Mittelpunkt des Tests standen die Qualität der Beratung, die Konditionen sowie der Kundenservice. Der Test wurde bereits zum neunten Mal in Auftrag gegeben. Die Testkunden – sogenannte Mystery Shopper – wandten sich übers Telefon oder per E-mail an die Anbieter. Zudem wurden 64 Beratungsgespräche geführt. „Wegen der Covid-19Pandemie mussten wir dieses Mal bei 39 Beratungsgesprächen aufs Telefon oder den Livestream ausweichen“, erklärt DKI-CHEF Jörn Hüsgen. Insgesamt kam man von Juli bis September dieses Jahres auf etwa 500 Kundenkontakte.
Für den Vergleich zog das Düsseldorfer Institut zwei Musterfälle heran. Einmal ging es um einen Vertrag mit einer Bausparsumme von 100 000 Euro, beim zweiten Testfall lag die Summe bei 40 000 Euro. Zum Verständnis: Wer einen Bausparvertrag abschließt, muss sich beim Abschluss für eine Bausparsumme entscheiden. In den ersten Jahren spart man selbst einen Teil davon an. Ist ein bestimmter Anteil erreicht, gilt der Vertrag als zuteilungsreif. Dann kann sich der Kunde das Bausparguthaben sowie ein Bauspardarlehen auszahlen lassen.
Im ersten Musterfall sollte das Darlehen in zehn Jahren Teil einer Immobilienfinanzierung werden. Bei der zweiten Variante sollte es in fünf Jahren dazu dienen, eine Immobilie zu sanieren. Der maximale Sparbeitrag lag jeweils bei 500 Euro pro Monat. Staatliche Förderungen blieben außen vor.
Testsieger in der Gesamtwertung wurde Schwäbisch Hall. Der Anbieter überzeugte durch eine gute Beratung, sehr gute Konditionen und einen sehr guten Kundenservice. So reagierten die Mitarbeiter schneller als der Durchschnitt auf Mails, sie nahmen sämtliche Anrufe entgegen und beantworteten alle Fragen. Bei den Konditionen punktete das Institut durch seine effektiven Jahreszinssätze für die Darlehensphase. Im ersten Szenario lag dieser bei 1,9 Prozent und war der sechstniedrigste, im zweiten Fall der fünftniedrigste (1,81 Prozent).
Zum Vergleich: Die getesteten Bausparkassen verlangten bei der ersten Fallvariante einen durchschnittlichen effektiven Jahreszins von 2,05 Prozent. Positiv fiel die BHW Bausparkasse mit einem Darlehenszins in Höhe von 1,46 Prozent auf. Das Angebot der Bausparkasse Mainz lag bei 2,86 Prozent und bildete das Schlusslicht. Beim zweiten Fall lag der durchschnittliche effektive Jahreszins bei 2,31 Prozent. Auch dort fiel das Darlehen der BHW Bausparkasse mit 1,42 Prozent am günstigsten aus, während die LBS Südwest mit 3,33 Prozent den höchsten Zins ansetzte.
Bevor ein Darlehen ausgezahlt wird, muss der Kunde aber erst einmal einige Jahre sparen. Für das angesammelte Guthaben zahlen die Institute nur noch Minizinsen. Der durchschnittliche Guthabenzins über alle 16 Bausparkassen lag sowohl im ersten als auch im zweiten Szenario bei 0,12 Prozent im Jahr. Insbesondere die Bausparkasse Mainz sowie die Signal Iduna Bauspar punkteten bei beiden Varianten mit vergleichsweise attraktiven Zinsen in Höhe von 0,5 Prozent. LBS Hessen-thüringen, LBS Nord, LBS Ost, LBS Schleswig-holsteinHamburg und LBS West lagen nur bei 0,01 Prozent.
Wichtig: In dieser Phase verlangen fast alle Institute ein Serviceentgelt oder eine Kontoführungsgebühr – meist zwölf bis 18 Euro pro Jahr. Lediglich die Debeka verzichtet darauf.