Heidenheimer Zeitung

Geduld ist gefragt

- Dorothee Torebko zum Fahrplanwe­chsel bei der Bahn

Alle 30 Minuten von Berlin nach Köln fahren können oder von Stuttgart nach Frankfurt am Main: Von diesem S-bahn-takt, der Metropolen verbindet, träumt die Deutsche Bahn. Ein Baustein dafür wurde jetzt gelegt: Seit dem Fahrplanwe­chsel am Sonntag können Reisende – beinahe den ganzen Tag über – im Halbstunde­ntakt von Berlin nach Hamburg reisen. Doch bis der sogenannte Deutschlan­dtakt flächendec­kend angeboten wird, werden viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen.

Wichtigste Voraussetz­ung ist Pünktlichk­eit. Das System muss zuverlässi­g sein. In der Schweiz, wo es diesen Halbstunde­ntakt seit den 1980er Jahren gibt, fahren die Fernzüge zu 95 Prozent nach Plan. Von solchen Werten kann die Deutsche Bahn derzeit nur träumen. Im November waren die Züge zu 80 Prozent pünktlich. Dabei waren die ICE und IC Corona-bedingt gerade einmal zu einem Viertel ausgelaste­t. Wenn der Lockdown vorbei ist und wieder mehr Passagiere mit der Bahn verreisen, dürften die Pünktlichk­eitswerte noch schlechter ausfallen.

Die Deutsche Bahn sollte dieses Problem schleunigs­t in den Griff bekommen. Denn der Deutschlan­dtakt ist Voraussetz­ung für das bundespoli­tische Ziel einer Verdoppelu­ng der Fahrgastza­hlen bis 2030. Einige Bahnexpert­en bezweifeln, dass es trotz der finanziell­en Hilfen vom Bund erreicht werden kann. Corona hat die Fahrgastre­korde gestoppt.

Die Zeit rennt dem Staatskonz­ern davon. In der Schweiz ist es gelungen, die Bahn zu einem der beliebtest­en Verkehrsmi­ttel zu machen. Die Entwicklun­g hat jedoch gut zwei Jahrzehnte gedauert. Die Deutsche Bahn hat nur knapp zehn Jahre dafür Zeit.

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