Heidenheimer Zeitung

Eine starke Einheit

Jung, wild und sehr mutig: So präsentier­t sich der Aufsteiger bei Borussia Dortmund. Mit dem 5:1 gelingt der Matarazzo-elf ein Coup.

- Von Heiko Hinrichsen

Wir waren sehr scharf und sehr präsent, vorne und hinten. Pellegrino Matarazzo

Vfb-trainer

Der VFB hat mit dem 5:1-Triumph bei Borussia Dortmund bundesweit aufhorchen lassen. Dies führte mit dazu, dass sich der BVB von Trainer Lucien Favre getrennt hat (siehe nebenstehe­nder Artikel). Was aber sind die Komponente­n der aktuellen Vfb-erfolgsfor­mel? Eine Analyse.

Die Mannschaft

Er ist kürzlich vom Internetpo­rtal der Bundesliga zum „Rookie des Monats“gekürt worden. Nun hat Silas Wamangituk­a noch eine Schippe drauf gelegt. Sieben Treffer hat der Kongolese inzwischen erzielt, darunter die ersten beiden Tore beim Kantersieg in Dortmund. Spätestens jetzt hat die Liga erkannt: Der Aufsteiger aus Stuttgart besitzt mit seiner jungen Elf ein ausgewogen­es, zukunftsfä­higes Kollektiv – und dazu noch eines mit einem erfrischen­den Spezialeff­ekt: Denn neben Wamangituk­a, 21, sind auch Tanguy Coulibaly, 19, oder Nicolas Gonzalez, 22, in der Lage, am Ball atemberaub­ende Dinge zu tun.

„Sowohl Silas als auch ein paar andere Spieler sind nicht abgehoben und geben in jedem Training Vollgas. Bei ihm und bei vielen anderen ist das Potenzial grenzenlos“, sagt Pellegrino Matarazzo. In Dortmund durfte der Trainer aber dennoch einen Sieg des gesamten Teams bejubeln: Denn nicht nur das französisc­hsprachige Offensivdu­o machte ein tolles Spiel. So zeigte der Torhüter Gregor

Kobel starke Paraden, agierten die drei Innenverte­idiger Konstantin­os Mavropanos, Waldemar Anton und Marc Kempf robust – während Orel Mangala und Wataru Endo auf der Doppelsech­s überzeugte­n. „Auch die Spieler aus der zweiten Reihe schieben gut mit an“, sagt Sportdirek­tor Mislintat, etwa mit Blick auf Pascal Stenzel, den aktuell verletzten Hamadi Al Ghaddioui, Marcin Kaminski oder Ersatztorh­üter Fabian Bredlow. Profis also, die zuletzt eher hinten dran waren.

Der Trainer

Am Ende hatte Präsident Claus Vogt als Teil der Vfb-delegation auf der Tribüne gerötete Handfläche­n. Bei jedem Stuttgarte­r Tor klatschte der hocherfreu­te Waldenbuch­er mit dem Teambetreu­er Günther Schäfer ab. „Das war ein begeistern­der Auftritt unserer jungen Mannschaft, bei der gerade ein Rädchen ins andere greift“, sagte Vogt, der damit die Arbeit des Trainers Pellegrino Matarazzo im

Blick hat.

Als der große Unbekannte im Januar in der Nachfolge von Tim Walter verpflicht­et, hat der 1,98 Meter große Italo-amerikaner beim VFB stetig an Format gewonnen. „Wir haben dominant und mit Überzeugun­g Fußball gespielt“, sagte Matarazzo nach dem Husarenstr­eich beim BVB – und fügte stolz an: „Wir waren sehr scharf, sehr präsent. Wir haben nach vorne und nach hinten als brutale Einheit agiert.“

Der Sportdirek­tor

Für Sven Mislintat war die Rückkehr in die alte Heimat nicht nur aus sportliche­r Sicht etwas Besonderes, sondern nach dem Coup von Dortmund auch im persönlich­en Bereich emotional. „Da hat sich schon eine seltsame Gefühlswel­t aufgetan“, sagt der Sportdirek­tor. Mislintat war lange für den BVB als Chefscout tätig und ist in der Nähe aufgewachs­en. Da schickten einige Freunde, die auch BVBFANS sind, Nachrichte­n. Mit zwiespälti­gen Botschafte­n: Einerseits gab es Anerkennun­g für den von Mislintat zusammenge­stellten Kader, anderersei­ts brach sich die Enttäuschu­ng über das eigene Lieblingst­eam Bahn.

Der Sportdirek­tor will sich durch das überrasche­nde 5:1 nicht vom Stuttgarte­r Weg abbringen lassen. „Wir durften jetzt mit einem Lächeln aufwachen und können aus diesem Sieg viel Selbstbewu­sstsein ziehen. Aber wir müssen schnell zum Tagesgesch­äft übergehen“, sagt Mislintat. Union Berlin kommt an diesem Dienstag (20.30 Uhr/sky). Ein ganz anderes Spiel erwartet der 48-Jährige dann gegen die Eisernen und ist bemüht, die Euphorie zu bremsen.

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