Brauer im Südwesten fühlen sich benachteiligt
Wegen geschlossener Gaststätten und fehlender Unterstützung fürchten Unternehmer um ihre Existenz.
Stuttgart. Auch die angegliederte Gastronomie der Brauereien im Land muss aufgrund der Corona-auflagen geschlossen bleiben. Doch anders als erwartet erhalten diese Gastronomen keine finanzielle Hilfe durch den Bund.
Der Grund: Als Mischbetrieb sind Brauereigaststätten nur dann antragsberechtigt, wenn sie insgesamt zu mindestens 80 Prozent von den Schließungen betroffen sind. Da aber Brauer meistens mit dem Außerhausverkauf weiter verdienten, könnten sie die staatlichen Hilfen nicht beanspruchen, so ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums auf Anfrage. Für den Präsidenten des Baden-württembergischen Brauerbundes, Matthias Schürer ist das so nicht akzeptabel: „Wenn das angegliederte Café einer Bäckerei wegen Corona schließen muss, dann darf der Besitzer die Unterstützung beantragen, obwohl die Bäckerei weiter geöffnet hat“, so Schürer, der damit den Grundsatz der Gleichberechtigung verletzt sieht. Statt der Schließung der Gastronomie fordert der Präsident ein branchengerechtes Hygiene- und Abstandskonzept, damit der Betrieb im nächsten Jahr baldmöglichst aufgenommen werden kann. Circa 60 Brauereien sind Mitglied im Landesverband. Diese besitzen einen Marktanteil von gut 70 Prozent.
Viele Brauereien verzeichneten in diesem Jahr finanzielle Einbußen.
Um die Pächter der Brauereigaststätten zu entlasten, wurden Monatspachten gestundet. Außerdem brach mit dem Fassbier, dass bei den meisten Brauereien den Großteil des Umsatzes ausmacht, wegen der vielen abgesagten Veranstaltungen und der geschlossenen Gastronomie ein Großteil der notwendigen Erträge weg. Der Flaschenbierverkauf allein könne dieses Finanzloch nicht stopfen, sagt Schürer.
Wie der Verbandspräsident berichtet, wurden die meisten Außendienstangestellten der Brauereien im Südwesten in die Kurzarbeit geschickt. Weitere Einsparungen konnten die Brauer durch einen effektiveren Betrieb ihrer Brauanlagen erreichen.
Noch steht der Wirtschaftsbericht des Landesverbandes aus, der belastbare Zahlen zum Zustand der Brauereien im Land liefert. „Dass es eine Schieflage bei vielen Betrieben gibt, ist aber offensichtlich“, meint Schürer.
Um die Braubetriebe zu unterstützen, wirbt der Verbandschef mit dem Kauf von Bier aus der Region. Außerdem sieht er auch die Unternehmen selbst in der Pflicht. Dazu würde die Erschließung neuer Zielgruppen und die Erweiterung des vorhandenen Angebots gehören. So gebe es zum Beispiel Brauereien im Land, die seit Beginn der Pandemie im März nicht nur Bier, sondern auch Whiskey herstellten.