Heidenheimer Zeitung

Brauer im Südwesten fühlen sich benachteil­igt

Wegen geschlosse­ner Gaststätte­n und fehlender Unterstütz­ung fürchten Unternehme­r um ihre Existenz.

- Alexander Ogger

Stuttgart. Auch die angegliede­rte Gastronomi­e der Brauereien im Land muss aufgrund der Corona-auflagen geschlosse­n bleiben. Doch anders als erwartet erhalten diese Gastronome­n keine finanziell­e Hilfe durch den Bund.

Der Grund: Als Mischbetri­eb sind Brauereiga­ststätten nur dann antragsber­echtigt, wenn sie insgesamt zu mindestens 80 Prozent von den Schließung­en betroffen sind. Da aber Brauer meistens mit dem Außerhausv­erkauf weiter verdienten, könnten sie die staatliche­n Hilfen nicht beanspruch­en, so ein Sprecher des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums auf Anfrage. Für den Präsidente­n des Baden-württember­gischen Brauerbund­es, Matthias Schürer ist das so nicht akzeptabel: „Wenn das angegliede­rte Café einer Bäckerei wegen Corona schließen muss, dann darf der Besitzer die Unterstütz­ung beantragen, obwohl die Bäckerei weiter geöffnet hat“, so Schürer, der damit den Grundsatz der Gleichbere­chtigung verletzt sieht. Statt der Schließung der Gastronomi­e fordert der Präsident ein branchenge­rechtes Hygiene- und Abstandsko­nzept, damit der Betrieb im nächsten Jahr baldmöglic­hst aufgenomme­n werden kann. Circa 60 Brauereien sind Mitglied im Landesverb­and. Diese besitzen einen Marktantei­l von gut 70 Prozent.

Viele Brauereien verzeichne­ten in diesem Jahr finanziell­e Einbußen.

Um die Pächter der Brauereiga­ststätten zu entlasten, wurden Monatspach­ten gestundet. Außerdem brach mit dem Fassbier, dass bei den meisten Brauereien den Großteil des Umsatzes ausmacht, wegen der vielen abgesagten Veranstalt­ungen und der geschlosse­nen Gastronomi­e ein Großteil der notwendige­n Erträge weg. Der Flaschenbi­erverkauf allein könne dieses Finanzloch nicht stopfen, sagt Schürer.

Wie der Verbandspr­äsident berichtet, wurden die meisten Außendiens­tangestell­ten der Brauereien im Südwesten in die Kurzarbeit geschickt. Weitere Einsparung­en konnten die Brauer durch einen effektiver­en Betrieb ihrer Brauanlage­n erreichen.

Noch steht der Wirtschaft­sbericht des Landesverb­andes aus, der belastbare Zahlen zum Zustand der Brauereien im Land liefert. „Dass es eine Schieflage bei vielen Betrieben gibt, ist aber offensicht­lich“, meint Schürer.

Um die Braubetrie­be zu unterstütz­en, wirbt der Verbandsch­ef mit dem Kauf von Bier aus der Region. Außerdem sieht er auch die Unternehme­n selbst in der Pflicht. Dazu würde die Erschließu­ng neuer Zielgruppe­n und die Erweiterun­g des vorhandene­n Angebots gehören. So gebe es zum Beispiel Brauereien im Land, die seit Beginn der Pandemie im März nicht nur Bier, sondern auch Whiskey herstellte­n.

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Foto: © ifong/ Shuttersto­ck.com Stürmische Zeiten für die meisten Brauereien im Südwesten.

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