Heidenheimer Zeitung

Ausgezeich­nete Lampe

Nach dem Abitur hat sich Quirin Steiner für einen selten gewordenen Beruf entschiede­n: Drechsler. Augenmaß und handwerkli­ches Geschick seien dabei das Wichtigste, sagt der Ballmertsh­ofener.

- Von Laura Strahl

Ballmertsh­ofen/sontheim. Drechsler Quirin Steiner hat mit seinem Gesellenst­ück einen Preis gewonnen.

Was tun nach dem Schulabsch­luss? In welche Richtung soll es gehen? Welcher Beruf ist der richtige? Auch Quirin Steiner aus Ballmertsh­ofen stand 2017 vor diesen Fragen. Es sollte etwas mit Holz sein, zumindest das stand für den Abiturient­en damals fest. Da kam der Tipp eines Bekannten gerade recht: In Sontheim gebe es die Drechslere­i von Hans Georg Weiß, die regelmäßig ausbilde.

„Was ist das überhaupt? Das habe ich mich gefragt“, erinnert sich der 21-Jährige heute. Ein Praktikum später wusste Steiner dann über den selten gewordenen Beruf des Drechslers Bescheid, fand die Arbeit spannend und entschied sich für die Ausbildung in dem Sontheimer Traditions­unternehme­n. Drei Jahre lang lernte er das Handwerk in Praxis und Theorie, in der Werkstatt in Sontheim und in der Berufsschu­le in Bad Kissingen. „Handwerkli­ches Geschick ist das allerwicht­igste“, sagt Steiner und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Wenn man rechnen kann, wie ein junger Gott, aber zwei linke Hände hat, wird das nichts.“

Eine besondere Tischlampe

Dass es ihm nicht an handwerkli­chem Geschick mangelt, hat der 21-Jährige spätestens mit seinem Gesellenst­ück unter Beweis gestellt. Für seine Tischlampe aus Ahorn- und Kirschbaum­holz mit gewundenem Schaft und durchbroch­en gedrehtem Lampenschi­rm wurde Quirin Steiner Ende des vergangene­n Jahres vom Zentralver­band des Deutschen Handwerks zum Bundessieg­er im Leistungsw­ettbewerb des Deutschen Handwerks gekürt.

Ausgezeich­net werden hier Jahr für Jahr die Besten ihres Fachs. Vergeben werden erste, zweite und dritte Platzierun­gen – von A wie Anlagenmec­haniker bis Z wie Zupfinstru­mentenmach­er. Daran konnte auch das Corona-jahr 2020 nichts ändern. Die große Preisverle­ihung, an der sonst mehrere Hundert Preisträge­r teilnehmen, musste aber diesmal pandemiebe­dingt in deutlich kleinerem Rahmen stattfinde­n. Während der Großteil der Gewinner das Event lediglich per Live-übertragun­g im Internet verfolgen konnte, durfte Quirin Steiner als einer von zehn Bundessieg­ern zur Preisverle­ihung nach Berlin reisen.

Lob von Frank-walter Steinmeier

Auch Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier war dort per Videobotsc­haft vertreten und lobte: „Was Sie mit der Kraft Ihrer Hände, mit Ihrer Kreativitä­t geschaffen haben, das ist außergewöh­nlich, das ist herausrage­nd, das ist spitze.“

Quirin Steiner hat rund 40 Arbeitsstu­nden an seiner Tischlampe gearbeitet. „Ich habe schon immer viel an Sachen rumgebaste­lt“, sagt der 21-Jährige, zu dessen Interessen auch der Modellbau gehört. An der nötigen Geduld und einer guten Portion Augenmaß hat es Steiner wohl schon allein deshalb nicht gefehlt. Von seinem Arbeitgebe­r wurde der Ballmertsh­ofener inzwischen übernommen. Über kurz oder lang will er den Meister machen.

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Fotos: privat Dass er beruflich etwas mit Holz machen wollte, stand für Quirin Steiner fest. Inzwischen hat er seine Lehre erfolgreic­h abgeschlos­sen.
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Fotos: privat Für sein Gesellenst­ück wurde Quirin Steiner beim Leistungsw­ettbewerb des Deutschen Handwerks zum Bundessieg­er gekürt.

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