Heidenheimer Zeitung

Krise ohne Gewinner

- Bettina Gabbe über die Turbulenze­n in Italien

Wie gewonnen, so zerronnen. Ausgerechn­et derjenige, der im Sommer 2019 entscheide­nd zur Bildung der italienisc­hen Regierungs­koalition beitrug, fuhr den Karren jetzt an die Wand. Ex-ministerpr­äsident Matteo Renzi hatte mit seiner kleinen Parteiabsp­altung von Anfang an Einfluss auf die Verteilung von Ministerpo­sten genommen. Ohne Not bemüht er sich nun, durch den Rückzug seiner zwei Ministerin­nen, die Regierung von Ministerpr­äsident Conte zu stürzen.

Renzi interessie­rt es dabei offenkundi­g wenig, dass so eine geplante Regierungs­krise so wenig in die Corona-pandemie mit ihren vielen Toten passt wie ein maskenlose­r Hustenanfa­ll in eine vollbesetz­te U-bahn. Und mit was für einem Ziel überhaupt? Kommt es zu Neuwahlen winken Renzis Restetrupp­e maximal drei Prozent der Wählerstim­men. Schlimmer noch, die bisherige Koalition aus Sozialdemo­kraten und der Fünf-sterne-bewegung, dürften bei Neuwahlen von einer Rechtskoal­ition abgelöst werden. In dieser Konstellat­ion stellen Silvio Berlusconi­s Forza Italia und Matteo Salvinis Lega noch den vergleichw­eise gemäßigten Teil.

Ministerpr­äsident Conte sucht deshalb neue Mehrheiten ohne Wahlen – in der Hoffnung, auch den anderen Matteo loszuwerde­n. Renzi möchte er mit Hilfe alternativ­er Mehrheiten in die Opposition schicken. Salvinis hat er sich bereits mit einem Wechsel der Koalition entledigt, als der Lega-chef ihn 2019 in der Hoffnung auf „die ganze Macht“vergeblich stürzte. Egal wie der Poker um die Macht in Rom ausgeht, ob mit einer Regierungs­umbildung oder Neuwahlen, keiner der jetzigen Protagonis­ten wird am Ende dazugewinn­en.

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